„Ösi“-Duo erlöst den S04 erst in der Nachspielzeit eines grausamen Gekickes

Manchmal fällt es schon extrem schwer, nach einem schwachen Spiel noch etwas Positives zu entdecken, und sei es nur, um sich selbst Mut vor den kommenden Wochen zu machen.

AUT vs. TUR 2016-03-29 (113)
Der „Alpen-Internationale“ Guido Burgstaller sorgte mit seinem Treffer
für die ersten drei Schalker Punkte in 2017

Am Samstag war es wieder einmal soweit: über 90 Minuten ließen die Schalker ein ratloses, enttäuschtes und teilweise schon wütendes Publikum zurück. 90 Minuten gegen den Tabellenvorletzten FC Ingolstadt, weitestgehend ohne Ideen, ohne Tempo, ohne ein Mindestmaß an Kombinationssicherheit.

Wo soll man anfangen, die Unzulänglichkeiten aufzuzählen? Von der Nummer Eins Ralf Fährmann, diesmal ungewohnt fahrig und unkonzentriert vor der eigenen Bude, vom Spielaufbau ganz zu schweigen, bis zur Nummer Dreizehn Eric Maxim Choupo-Moting, dem anscheinend jegliche Stürmer-Qualitäten gänzlich abhanden gekommen sind, gab es fast nur Gewürge und Gekrampfe.

Auch die, die sich anfangs noch bemühten und eigentlich ganz gut ins Spiel kamen, wie Sead Kolasinac auf der linken Außenbahn und Leon Goretzka im zentralen Mittelfeld, verloren immer mehr den Faden, je länger die Begegnung andauerte. Andere ließen von Anfang an jeden Nachweis dafür vermissen, überhaupt in einem Bundesligaspiel auf dem Platz stehen zu dürfen.

Dennis Aogo sollte möglicherweise für mehr defensive Stabilität und größere Ruhe im Spielaufbau sorgen, doch beides konnte er nicht mal ansatzweise erfüllen. Und da neben ihm auch Johannes Geis eher einen gebrauchten Tag erwischt hatte, klaffte in der Schalker Struktur ein Riesenloch auf dem Weg nach vorn, welches auch mit langen Bällen nur schwer zu schließen war.

Allerdings, und das muss man einfach auch neidlos anerkennen, erledigten die Ingolstädter die ihnen gestellte Aufgabe mit großer Raffinesse und noch mehr Aufwand. Immer wenn ein Blau-Weißer in Ballbesitz kam, versammelten sich zwei, drei Rote blitzschnell um ihn, um alle Passwege zuzustellen.

Doch die pomadige Schalker Spielweise der ersten Halbzeit machte es den Oberbayern schon extrem einfach, mit schlichten Mitteln die Begegnung über weite Strecken ausgeglichen zu gestalten und lange daran zu glauben, einen Punkt oder sogar mehr aus der Veltins-Arena mitnehmen zu können.

Dabei half ihnen auch die völlige Harmlosigkeit des Gelsenkirchener Angriffs. Choupo-Moting kam über die gesamte Spielzeit zu keiner einzigen Torchance (er spielte allerdings den Pass auf Alessandro Schöpf vor dem 1:0) und die Personalie Max Meyer wird mir immer rätselhafter.

Eigentlich ein begnadeter Fußballer, wusste der Silbermedaillengewinner von Rio schon vor der Winterpause nicht mehr zu überzeugen. Wo ist die Genialität und Spielfreude geblieben, die den Jung-Nationalspieler bei Olympia in Brasilien so auszeichnete? Auf der Position der hängenden Spitze irgendwo zwischen Mittelfeld und Sturm erscheint Meyer inzwischen völlig fehlbesetzt und entpuppt sich trotz allen Bemühens immer mehr als Bremsklotz in der Vorwärtsbewegung.

Erst mit der Einwechselung von Burgstaller und später vor allem Donis Avdijaj taute die Schalker Offensive wieder etwas auf. Aus dem lauen Lüftchen im blau-weißen Angriff wurde endlich wieder so etwas wie eine steife Brise und es gab tatsächlich Torchancen für den S04. Trotzdem mussten die an diesem Tag besonders leidgeprüften Fans bis in die Nachspielzeit warten, bis der eine österreichische Nationalspieler (Schöpf) den anderen (Burgstaller) mit einem abgefälschten Ball so einsetzen konnte, dass letzterer tatsächlich noch im Ingolstädter Netz landete.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn dieses Tor nicht gefallen wäre. Ein 0:0 nach einem grottigen Kick würde nicht gerade für die Aufholjagd stehen, die man sich in der Winterpause doch vorgenommen hatte. So übertünchen diese drei Punkte jedoch ein wenig den schlechten Eindruck, den die Mannschaft am Samstag hinterlassen hat. Was aber ist aus dem Neuanfang geworden, den uns Manager Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl unisono vor der Saison versprachen?

Solche Spiele konnte man unter Keller, Di Matteo und auch Breitenreiter leider nur zu oft sehen. Eigentlich war ich der Ansicht, dass wir diese Phase endlich hinter uns gelassen hätten, doch offenbar dauert der Umbruch weit länger als erwartet/erhofft. Das erfordert vor allem von den Fans einen langen Atem, auch wenn es manchmal schwerfällt.

Hoffen wir auf eine bessere Begegnung am Freitag Abend gegen Eintracht Frankfurt, dann wohl wieder mit Nabil Bentaleb, der gestern mit Algerien beim Afrika-Cup die Segel streichen musste. Gott sei Dank unverletzt…