Mit Adam Smith über die „unsichtbare Hand“ hinaus

Sein [Adam Smiths] Werk lebt weiter, hinausgetragen in die Welt von Jüngern wie Gregory Mankiw, Autor des Lehrbuchs Principles of Economics, der Bibel von Erstsemestern rund um den Globus. Erstes Kapitel: „Smith erläutert, wie die ›unsichtbare Hand des Markts‹ den Egoismus des Einzelnen in wachsenden Wohlstand für die Allgemeinheit transformiert.“ Amen.

Adam Smith
Adam Smith (1723-1790), Schöpfer der klassischen Nationalökonomie


Wie ist das zum Beispiel mit der unsichtbaren Hand? Generationen von Volkswirten haben dazu dieselbe Passage aus dem Wohlstand der Nationen zitiert. Irgendwann wirkte es, als sei das Konzept der Dreh-und Angelpunkt in Smiths Denken.

Als [Emma] Rothschild aber im Wohlstand der Nationen nachzählte, fand sie, dass Smith die Formulierung auf 1097 Seiten nur ein einziges Mal verwendete. Anders als oft behauptet, hatte er die unsichtbare Hand auch nicht erfunden.

Als die Professorin Hunderte Bücher und Flugschriften aus Smiths Zeit wälzte, fand sie den Begriff immer wieder. Oft benutzten ihn Prediger, um Gottes Wirken in der Welt zu beschreiben. Warum sollte Smith, ein ausgesprochener Kirchenkritiker, so eine Formulierung übernommen haben? Rothschild glaubt: Das kann er nur ironisch gemeint haben.

Deshalb ist Christopher Berry von der Universität Glasgow überzeugt: „Die Wirtschaftstheorie im Wohlstand der Nationen setzt das Menschenbild aus der Theorie der ethischen Gefühle voraus.“

Wenn Smith im Wohlstand der Nationen von Eigeninteresse spreche, dann meine er das aufgeklärte Eigeninteresse der schottischen Kaufleute im 18. Jahrhundert, nicht den Egoismus eines modernen Gordon Gekko, der im Film Wall Street sagt: „Gier ist gut.“

aus Zeit online: Auf der Suche nach Adam Smith