Investitionsstau in Deutschland: Brücken und Straßen bröckeln, da die Behörden die finanziellen Mittel lieber dafür einsetzen, um öffentliche Defizite zu reduzieren

Für eine exportorientierte Nation wie die Bundesrepublik ist die Brückeninfrastruktur für die momentane wirtschaftliche Entwicklung natürlich extrem mitentscheidend.

Rheinbrücke Neuenkamp
Autobahnbrücke (A40) Neuenkamp über den Rhein bei Duisburg

Und wenn die Regierung sich auf Austerität durch strenge Sparmaßnahmen stürzt, findet sie es in der Regel schwieriger, solche Maßnahmen bei wiederkehrenden Ausgaben durchzusetzen, da die Auswirkungen sofort sichtbar werden und an Personen (und damit potentielle Wähler) gebunden sind – bei Renten, Bildungskosten, Gesundheitsausgaben usw.

Es ist daher viel einfacher, bei den Investitionen zu kürzen und zu „sparen“, weil die negativen Effekte weit von der täglichen Wahrnehmung entfernt stattfinden und sich viel Zeit nehmen, bis sie sich irgendwann offenbaren – in der Regel über den aktuellen politischen Zyklus hinaus.

Aber wenn sie dann eintreten, steht man fassungslos vor dem Chaos:


Von außen betrachtet mag Deutschland wie eine gut geölte Maschine erscheinen. Doch sein Ruf als Vorbild an Effizienz verdeckt die Tatsache, dass sich viele Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude in einem Zustand des schockierenden Verfalls befinden. Seit Jahren abgeschnitten von Investitionen ist ein großer Teil der Infrastruktur schlichtweg langsam zerbröckelt.

Am Donnerstag sahen sich die Behörden gezwungen, eine weitere Brücke über den Rhein zu schließen, nachdem ein Riss in einer Kabelbefestigung gefunden wurde. Normalerweise überqueren etwa 100.000 Fahrzeuge pro Tag die Brücke bei Neuenkamp, ​​die etwa 80 km nördlich von Leverkusen liegt und eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen dem Industriegürtel des Ruhrgebiets und den Niederlanden darstellt.

Aus einem Artikel der Financial Times vom 04. August 2017

Es gibt halt nichts Neues in der Welt der Sparpolitik oder Austerität oder wie auch immer man das nennen will.

Während manche (durchaus berechtigt) sagen würden, dass diese Lehren des „Sparwahns“ niemals von den Ideologen begriffen werden, so erscheint diese Charakterisierung doch nicht vollständig, weil es eigentlich vernünftig ist zu erwarten, dass die Verantwortlichen clever genug sein sollten, um die Konsequenzen ihres Handelns zu erkennen und daher diese Ergebnisse vor allem zunächst zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.

Allerdings kann es auch möglich sein, dass diese Leute gar nicht so genau wissen, was sie da eigentlich anrichten und im Nachhinein dann einfach die Geschichte verändern, wenn sie doch erwischt werden sollten – so wie es etwa Maggie Thatcher tat, als sie die öffentliche Infrastruktur in Großbritannien in den 1980er Jahren verwüstete.

(Eigene Teil-Übersetzung aus einem Blogbeitrag des australischen Ökonomen Bill Mitchell)