FC Schalke 04: Nur Gladbacher Pech oder auch Unvermögen?

Ehrlich gesagt wusste ich nach dem 2:1-Erfolg der Schalker über Borussia Mönchengladbach am letzten Freitag nicht so wirklich, ob ich nun lachen oder weinen sollte.

Jünter1
Hatte Freitag nicht viel zu wiehern: Gladbachs Maskottchen Jünter

Lachen über 22 Torschüsse der Elf von Trainer Andrè Schubert, die nur für ein mickriges Törchen sorgten. Lachen über sechs Punkte aus einem Duell gegen einen direkten Konkurrenten um Platz 4, den Qualifikationsrang zur Champions League. Lachen vor Freude über eine erneut mehr als herausragende Leistung von Keeper Ralf Fährmann.

Oder doch eher weinen über die teilweise erschreckende Unterlegenheit der Knappen, die die Gladbacher über weite Phasen des Spiels förmlich einluden, möglichst viele Chancen zu generieren. Weinen über eine unglaublich löchrige Abwehr, die gegen die Raffaels, Stindls, Hazards und Dahouds lange kein Land sah und keinen Zugriff bekam. Weinen über die Tatsache, dass Fährmann trotz seiner bestechenden Form keine Chance mehr auf die Europameisterschaft in Frankreich hat.

Da mir aber das Lachen am Ende nicht im Halse steckenblieb, habe ich mich dann doch vor allem für Ersteres entschieden. Die Freude über Fährmanns Glanzparaden, zwei Slapstick-Tore und das Unvermögen der Gladbacher überwiegen letztlich gegenüber dem Rest. Obwohl da schon so manches haarsträubend lief auf Schalker Seite…

Beispielweise die taktische Ausrichtung: was machte da eigentlich Leon Goretzka, seines Zeichens defensiver Mittelfeldspieler, anfangs immer wieder an der rechten Außenlinie? So eine Art Mittelding zwischen Rechtsaußen und rechter Verteidiger? Stattdessen rückte der etatmäßige Außenverteidiger Sascha Riether in eine Dreierkette mit Joel Matip und Roman Neustädter. Sead Kolasinac dagegen spielte links sehr viel defensiver als Goretzka.

Damit entstand ein etwas seltsam asymmetrischer Aufbau im Schalker Spiel. Und der hätte fast verheerende Auswirkungen gehabt. Während Goretzka nämlich den eigentlichen Rechtsaußen Alessandro Schöpf immer weiter in die Mitte drängte und damit fast zur Wirkungslosigkeit verdammte, sah sich Pierre-Emile Hojbjerg als alleingelassener Sechser ständig einer Überzahl von Gladbachern gegenüber.

So war es denn auch kein Wunder, dass sich die Waagschale zügig in Richtung Fohlen-Elf neigte. Insbesondere der Brasilianer Raffael sowie Lars Stindl und vor allem der Belgier Thorgan Hazard wussten diese Überlegenheit allerdings nicht zu nutzen. Gerade Hazard erwies sich im weiteren Verlauf vor allem als recht eigensinniger Chancentod. Woran natürlich Schalkes Keeper Fährmann auch nicht ganz unschuldig war.

Schalkes Trainer Andrè Breitenreiter reagierte auf das deutliche Übergewicht der Gladbacher und begann ein virtuoses Taktikspielchen an der Außenlinie, mit dem er recht eindrucksvoll bewies, dass er entgegen der Ansicht zahlreicher Kritiker durchaus während des Spiels die Mannschaft noch erreichen kann. Andersherum demonstrierte genau diese Mannschaft allerdings auch große Schwächen dabei, diese Anweisungen umzusetzen.

Erst im Laufe der zweiten Halbzeit stand die Schalker Abwehr näher an ihren Gegnern und verbesserte damit auch ihren Zugriff. Bis dahin aber hatten die Gladbacher bereits Chancen für zwei oder mehr Spiele und es war nur Fährmann, dem blau-weißen Dusel und dem Unvermögen der Fohlen zu verdanken, dass die Medien Breitenreiter die taktischen Maßnahmen nicht nachträglich um die Ohren hauen konnten.

Bleibt am Ende mal wieder festzuhalten, dass sich die Schalker (und ihr Trainer) wie so oft erheblich steigern müssen, um in den anstehenden Spitzenspielen im April gegen den BVB, in München und gegen Leverkusen etwas Zählbares mitnehmen zu wollen.

Glück allein und das Vertrauen auf das Unvermögen der Gegner wird wohl auf Dauer nicht ausreichen.