FC Schalke 04: mit Domenico Tedesco hopp oder top?

Da ging es auf einmal wieder ganz schnell bei meinem Lieblingsclub: Kaum hatte ich ein paar Worte über den Disput zwischen Yevhen Konoplyanka und Noch-Trainer Markus Weinzierl geschrieben, sah sich Sportdirektor Christian Heidel offenbar zum Handeln gezwungen.

2010-06-04 Schalke 04-Geschäftsstelle 01
Die Geschäftsstelle des FC Schalke 04

Innerhalb eines Tages war Weinzierl, dessen Konzept für die neue Saison wohl nicht wirklich überzeugend ausfiel, seinen Job los. Dem überraschten Publikum präsentierte Heidel umgehend einen Nachfolger, den nahezu unbekannten Deutsch-Italiener Domenico Tedesco, gerade einmal drei Monate im Amt als Übungsleiter des Fast-Zweitligaabsteigers FC Erzgebirge Aue.

Diese ganze Aktion hatte schon den Hauch einer kleinen Sensation, waren doch Weinzierl und Heidel nach einer Bestandsaufnahme der nicht ganz so wie geplant verlaufenen Spielzeit ohne weitere Konsequenzen in den jeweiligen Urlaub entschwunden. Dann erschien das Konoplyanka-Interview mit dem „Feigling“-Vorwurf an den Trainer und brachte anscheinend einen Stein ins Rollen, den der Manager in der Folge offenbar nicht mehr für aufhaltbar ansah.

Nun also Domenico Tedesco, erst 31 Jahre alt und mit Aue gerade noch den Klassenerhalt im Unterhaus des deutschen Fußballs geschafft. Ansonsten aber ohne jegliche Erfahrung im Profibereich, dafür Klassenbester bei der Trainerausbildung (noch vor seinem Jahrgangskollegen Julian Nagelsmann).

Was allerdings von ihm erwartet wird, hat der Vorstandsvorsitzende Clemens Tönnies bereits unzweideutig kundgetan: letztlich soll wieder die Champions League angestrebt werden, jenes Ziel, an dem Markus Weinzierl so klar und deutlich gescheitert ist. Also schon ein ganz schön schwerer Rucksack, den Tedesco da von Anfang an aufgeschnallt bekommt.

Und ich sitze hier mal wieder vor meinem Rechner und frage mich, was ich über diesen Vorgang eigentlich schreiben soll, obwohl mir doch die Worte fehlen. Ist das tatsächlich erneut der alte FC Schalke 04, den es unter der Führung von Christian Heidel an und für sich gar nicht mehr geben sollte? Eine unter Druck (von wem auch immer, meistens ja den Medien) erfolgte Entscheidung, die mehr als widersprüchlich daherkommt, möglicher-weise übers Knie gebrochen erscheint?

Man denke nur an André Breitenreiter, Roberto Di Matteo und Jens Keller, allesamt Trainer in Gelsenkirchen und wie auch Markus Weinzierl ohne jede Erfahrung, einen schwierigen Spielerkader mit tatsächlichen oder eingebildeten „Stars“ in die höheren Regionen der Bundesliga zu bringen. Und jetzt Tedesco, der alle vier vor ihm in Sachen Reifezeit im Profibereich noch glatt unterbietet.

Ja, ich will so ehrlich sein, ich hätte mir eher einen erfahreneren Trainer gewünscht, einer der weiß, wie man mit hochbezahlten Angestellten umgeht. Allerdings sind auch unter anderem Huub Stevens (im zweiten Anlauf), Udo Lattek und Jupp Heynckes hier mal gescheitert, insofern ist diese Eigenschaft auch nicht einfach ein Allheilmittel.

Also warten wir’s ab, wie der Neue einschlagen wird. Das es nicht leicht wird auf Schalke, dürfte Tedesco klar gewesen sein, als er diesen Job annahm. Geben wir ihm einfach die Chance und genügend Zeit, sich an die Eigenheiten unseres nicht gerade alltäglichen Clubs zu gewöhnen. Und lassen uns überraschen…