Eingefrorene Konflikte und ewige Kriege

Die chaotischen Szenen, die sich nun abspielten, als die Taliban Afghanistan unerwartet schnell endgültig übernehmen konnten, haben wenig überraschend Vergleiche mit dem Zusammenbruch der südvietnamesischen Regierung im Jahre 1975 hervorgebracht.

Vietnamese refugees arrive on USS Hancock (CVA-19) 1975
Vietnamesische Flüchtlinge an Deck eines US-Flugzeugträgers im April 1975

Doch es gab noch viele ähnliche Fälle, obwohl die meisten etwas langsamer abliefen: das Ende der indonesischen Herrschaft in Osttimor (jetzt Timor Leste), der französische Rückzug aus Algerien und das frühere Scheitern der Sowjets in Afghanistan.

Das gemeinsame Merkmal in all diesen Fällen ist der Versuch einer externen (manchmal auch benachbarten) Macht, eine Regierung ihrer Wahl durchzusetzen und dann aufrechtzuerhalten, in der Regel in der Hoffnung, dass sie letztendlich die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung zusammen mit internationaler Akzeptanz sichert.

Das übliche Ergebnis ist eine lange Periode von Konflikten auf relativ niedrigem Niveau, die aber den Eindruck erwecken, dass ein erfolgreiches Ergebnis direkt vor der Tür steht. In einigen Fällen hört der eigentliche Kampf auf und wird durch einen „eingefrorenen Konflikt“ ersetzt, in dem das Leben die meiste Zeit mehr oder weniger normal verläuft, jedoch ohne eine endgültige Lösung.

Nur gelegentlich sind diese Versuche erfolgreich (die US-Invasion von Grenada ist ein Beispiel dafür, und man könnte sicherlich noch das ein oder andere weitere finden). Aber viel häufiger ermüdet die äußere Macht schließlich durch den ständigen Kampf und zieht letztlich ab. Alternativ können eingefrorene Konflikte jedoch mehr oder weniger unbegrenzt weitergehen, wie etwa beim Israel-Palästina-Konflikt.

Wenn erfolgreiche Interventionen eher die Ausnahme als die Regel sind, stellt sich natürlich die Frage, warum sie trotzdem so beliebt sind? Sicherlich profitiert der militärisch-industrielle Komplex vom Krieg und lobbyiert dafür, aber das Gleiche gilt für jede Aktivität, bei der viele öffentliche Gelder ausgegeben werden. Dann gibt es auch noch psychologische Vorurteile, die sowohl den Beginn von Kriegen in der Erwartung eines leichten Sieges als auch das Fortbestehen zu begünstigen scheinen, wenn sich der Konflikt hinzieht.

Aber das Lernen findet irgendwann doch statt. Nach der Teilnahme an Jahrhunderten mit blutigen Konflikten auf der ganzen Welt scheinen die meisten Europäer nun kriegsmüde zu sein. Und in den USA scheint die Sinnlosigkeit von „ewigen Kriegen“ endlich den Glauben zu untergraben, dass Armeen komplexe Probleme in anderen Ländern lösen könnten.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des australischen Ökonomen John Quiggin)