Die Krise des Euroraums als Zahlungsbilanzkrise

In einem kürzlich erschienenen Blogbeitrag argumentiert J. W. Mason, dass die Leistungs-bilanzungleichgewichte in der Zahlungsbilanz nicht die Ursache der Krise im Euroraum sind.

Eurozone
Die Mitglieder der Eurozone (Stand 1. Januar 2023)

Das ist völlig falsch! Leistungsbilanzdefizite wirken sich auf den Haushaltssaldo des Staates aus, und ein höheres Leistungsbilanzdefizit würde zu einem höheren Haushalts-defizit führen als sonst.

Dies ist nicht nur eine Frage der Buchhaltung, sondern auch des tatsächlichen Verhaltens. Die hohen Leistungsbilanzdefizite führten unumgänglich zu einer hohen Staatsver-schuldung, und die Anleger in Staatsschulden wurden nervös, was dann zu einer Krise an den Staatsanleihemärkten des Euroraums führte.

Da ein Großteil der Staatsschulden von Ausländern gehalten wird, weil es für Gebiets-ansässige schwierig ist, all diese Schulden zu besitzen (wenn eine hohe internationale Nettoverschuldung besteht) führten der Verkauf und die Bewegung von Geldern ins Ausland nach dem Verkauf auch zu einer Bankenkrise, da die Banken sich bei ihren NZBen (Nationale Zentralbanken) stark verschulden mussten und nicht über ausreichende Sicherheiten verfügten.

Die Krise an den Banken- und Staatsanleihemärkten verursachte weitere Krisen auf den Märkten für private Schulden und führte zu staatlichen Sparmaßnahmen, einen Rückgang des BIP und damit zu weiteren Krisen!

So einfach ist das!

Eines von Masons Argumenten ist, dass, da die Kreditvergabe an Ausländer nicht aus vorherigem Sparen entstehen muss, die Verbindlichkeiten, die Ausländern geschuldet werden, nicht wirklich Schulden sind. Aber wie folgt daraus, dass das eine das andere impliziert?

Wenn Ausländer einen großen Geldbetrag auf Konten in ihren Heimatländern überweisen, würde es zu einer Bankenkrise kommen, da es für die Banken schwierig wäre, Sicherheiten bei ihrer NZB zu hinterlegen. Die Regierung müsste Banken retten, was die Staats-verschuldung erhöht und die Anleger nervös macht.

Griechische Banken, die endogen Geld schöpfen, bedeuten nicht, dass der Kauf eines deutschen Produkts durch griechische Einwohner nicht die Nettovermögensposition Griechenlands verringert oder seine Nettoverschuldung gegenüber Deutschland erhöht.

Mason sagt: Viele Menschen mit keynesianischem Hintergrund reden über endogenes Geld, wenden es aber nicht konsequent an

Vielleicht ist er derjenige, der versagt?

Nehmen wir ein einfacheres Beispiel: Kredite erzeugen Einlagen. Aber es stimmt auch, dass Einlagen Banken finanzieren. Die Tatsache, dass Banken Gelder geschaffen haben, bedeutet nicht, dass die geschaffene Einlage keine Verbindlichkeit oder Schuld ist.

Mason erörtert auch, wie das TARGET2-System mit der EZB/den NZBen zusammen-arbeitet. Die NZBen verfügen über unbegrenzte und unbesicherte Überziehungskredite untereinander, und im Gegensatz zu den Vereinbarungen vor der Gründung des Euro-Währungsgebiets besteht keine vergleichbare Sorge, dass den Zentralbanken die Reserven ausgehen.

Unbegrenzte Überziehungskredite für die NZBen bedeuten jedoch nicht unbegrenzte Überziehungskredite für das ganze Land! Es ist nur so, dass die Krise anderswo zu beobachten ist, wie im Bankwesen und an den Märkten für Staatsanleihen.

Mason stört sich auch an Formulierungen wie „Kapitalflucht“. Aber Anleger können Vermögenswerte verkaufen und Gelder in ein anderes Land verschieben, und das kann Druck auf die Banken ausüben. Inwiefern ist der Satz nicht hilfreich, um zu beschreiben, was vor sich geht?

Das Problem mit dem Euro-Währungsgebiet besteht darin, dass die Regierungen angesichts der unwiderruflich festgelegten Wechselkurse und der Tatsache, dass die Regierungen keine Überziehungskredite bei ihren NZBen haben dürfen, ihre Währung nicht abwerten oder unabhängige fiskalische Maßnahmen ergreifen können, wenn es die Märkte nicht zulassen. Fest oder unveränderlich, das Problem ist da, und das Setup der Eurozone macht es noch schlimmer.

Aus den Daten von Eurostat geht hervor, dass die Länder des Euroraums mit der schlechtesten Nettoauslandsvermögensposition diejenigen waren, die die schlimmste Krise erlebten. Der Nettoauslandsvermögensbestand setzt sich zusammen aus dem kumulierten Leistungsbilanzsaldo zuzüglich Neubewertungen/Haltegewinnen/ „Veräußerungsgewinnen“.

Natürlich ist die Lösung der Krise nicht die Lohndeflation (manchmal auch als interne Abwertung bezeichnet), sondern die Bildung einer Zentralregierung. Mit dieser Zentral-regierung werden fiskalische Transfers möglich, wobei einige Länder des Euroraums mehr von der Regierung erhalten als sie an Steuern überweisen.

Dies würde die Leistungsbilanz dieser Länder verbessern und die Ungleichgewichte in Schach halten. Eine Zentralregierung wäre sowohl in der Lage, unabhängig zu handeln als auch Ungleichgewichte in Schach zu halten.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages von The Case For Concerted Action)