Der S04 stagniert weiter in der Bundesliga: nur 1:1 gegen starke Hoffenheimer

Kann man das Kaliber des Gegners als Entschuldigung dafür gelten lassen, wenn man daheim gegen den Vierten der Tabelle nicht gewinnen kann?

20161011 U21 AUT GER 9328
Steht für die neue Klasse der Hoffenheimer:
U-21-Nationalspieler Nadiem Amiri

Ja, am Sonntag zumindest musste man das meiner Ansicht nach akzeptieren, denn es gab bisher in dieser Saison kaum eine Mannschaft, die spielerisch und taktisch ähnlich stark wie die Sinsheimer gegen den FC Schalke 04 auftraten.

Deshalb werde ich diesmal ungewöhnlicherweise damit beginnen, erst einmal den Kontrahenten zu loben. Was Julian Nagelsmann, vor Jahresfrist als jüngster Trainer der Bundesliga eher noch müde belächelt, da in Baden-Württemberg auf die Beine gestellt hat, ist schon wirklich bemerkenswert.

Je länger das Spiel am Sonntag andauerte, um so mehr wurde klar, warum die Hoffenheimer so weit oben in der Tabelle stehen. Die frühe Führung der Blau-Weißen nahmen sie fast unbeeindruckt hin und versuchten weiter über das herausragende Mittelfeld-Dreieck Sebastian Rudy, Amiri und Kerem Demirbay ihre spielerische Überlegenheit zu zementieren. Die wenigen Entlastungsversuche der Schalker verpufften an der Abwehr um den erstaunlich abgeklärten Jung-Nationalspieler Niklas Süle.

Dass die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl überhaupt einen Punkt behalten durfte, lag einzig und allein an der eklatanten Abschlussschwäche der Sinsheimer Offensivakteure. Torjäger Sandro Wagner kam kaum einmal gefährlich in die Nähe des Schalker Gehäuses, während Nachwuchsstürmer Marco Terrazzino nahezu unsichtbar blieb.

Man mag sich nicht vorstellen wollen, wo die Kraisgauer stehen würden, hätten sie treffsichere Angreifer der Marke Lewandowski oder Aubameyang in ihren Reihen. So aber blieben die Gelsenkirchener, begünstigt noch durch ihre gute Abwehrarbeit um den herausragenden Serben Matija Nastasic lange Zeit in Führung. Am Ende aber wäre ein Schalker Sieg völlig unverdient gewesen.

Natürlich kann man nun darüber räsonieren, dass es dem S04 nicht gelang, diesem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Doch dies lag vor allem an der Stärke der Hoffenheimer. Entgegen den Leistungen in Köln, Mittwoch gegen Saloniki oder schon zuvor bei der grottigen Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt kann man den Blauen den Willen, es besser zu machen, gegen die Nagelsmann-Truppe aber nicht vollständig aberkennen.

Doch die TSG 1899 ließ einfach nicht mehr zu, Bentaleb und Goretzka hatten unheimliche Probleme und bekamen das quicklebendige Mittelfeld um Demirbay und Amiri überhaupt nicht in den Griff, während Sead Kolasinac sich zuerst mit seinem bosnischen Landsmann Ermin Bičakčić und dann dem eingewechselten Pirmin Schwegler aufreibende und knallharte Duelle auf der linken Außenbahn lieferte.

Torschütze Alessandro Schöpf behielt anfangs etwas die Oberhand gegen den Schweizer Steven Zuber, doch der arbeitete sich im Laufe der Partie zurück und egalisierte das Duell der beiden Alpenkicker. Ohne erkennbare Feldüberlegenheit aber war und blieb es für die Blau-Weißen unheimlich schwierig, gegen eine solch kompakte Mannschaft offensiv in Erscheinung zu treten. Aushilfsstürmer Daniel Caligiuri gelang es nicht, vorne den Ball festzumachen, um seinen Mitspielern ein Aufrücken zu ermöglichen.

Sein Kollege Guido Burgstaller rieb sich mit allen erlaubten und verboten Mitteln an seinen Gegenspielern auf, doch auch ihm gelangen nach seiner exzellenten Torvorbereitung nur noch wenig Akzente Richtung Hoffenheimer Gehäuse. Sicherlich erscheint es etwas ungewohnt, in den Gästen aus Sinsheim einen überlegenen Kontrahenten zu sehen, doch im Gegensatz zu den Vorjahren traf diese Einschätzung diesmal ins Schwarze.

Das ungute Gefühl, welches mich aufgrund bisheriger Vorstellungen der Hoffenheimer in dieser Saison vor der Begegnung beschlich, sollte sich letztendlich bestätigen. Und letztlich muss man konstatieren, dass es nicht die Punkte gegen die 1899er sind, die fehlen. Viel eher hätte man da seine Chancen in Köln nutzen müssen und niemals zuhause gegen Frankfurt verlieren dürfen.

Das sind Ergebnisse, die weitaus mehr schmerzen sollten als ein Unentschieden gegen einen bärenstarken Tabellenvierten, den keiner vorher richtig auf dem Zettel hatte. Von der Niederlagenserie zu Saisonbeginn gar nicht zu reden, obwohl es eben genau diese Punkte sind, die nun fehlen, um wieder in den Kampf um den internationalen Fußball aka Qualifikation zur Euro League eingreifen zu können.

Umso mehr muss nun der Fokus auf die Pokalwettbewerbe gerichtet werden, obwohl da morgen in München ein fast unüberwindbares und mit Gladbach in den nächsten 14 Tagen ein recht schweres Los auf die Schalker warten. Doch im Gegensatz zur Stagnation in der Bundesliga haben die Blauen dabei zu einem guten Teil die Zügel selbst und direkt in der Hand.