Bittere Schalker Niederlage in Leipzig: denn „Red Bull verleiht doch Flügel…“

In der Regel sollten Bewertungen ja erst nach dem Ende einer Begegnung gefällt werden. Doch für die blau-weißen Anhänger benötigte Schiedsrichter Bastian Dankert am Samstag bei der Partie in Leipzig nicht einmal zwanzig Sekunden, um sich für bessere Noten als ein glattes „Ungenügend“ völlig zu disqualifizieren.

Timo werner
Sein „Höhenflug“ stieß vielen Schalkern sauer auf: Leipzigs Timo Werner
(hier noch im Trikot des VfB Stuttgart)

Denn mehr Zeit brauchte der U-21-Nationalspieler Timo Werner nicht, um nach einem Fehler von Naldo den Elfmeter herauszuschinden, den er dann selbst zum 1:0 für den Tabellenführer vollstreckte.

Über diese Schwalbe des Leipziger Stürmers will ich hier gar nicht viele Worte verlieren, denn die Aussagen aller Beteiligten direkt nach dem Spiel ließen eindeutig erkennen, dass es sich dabei um eine klare Unsportlichkeit und eben eine Fehlentscheidung handelte.

Viel wichtiger erscheint mir da die eher fehlende Diskussion um die Auswirkungen dieser frühen Leipziger Führung zu sein. Denn wenn man bei der derzeitigen Nummer Eins der Bundesliga antritt, dürfte eine solche Aktion nach zwei Minuten sämtliche taktische Ausrichtungen mit einem Schlag ausradiert haben.

Anstatt abwartend und etwas tiefer stehend dem Anfangswirbel der Sachsen entgegensehen zu können, sahen sich die Mannen von Trainer Markus Weinzierl nun genötigt, viel offensiver und damit auch weit anfälliger für das berüchtigte schnelle Umschaltspiel von Emil Forsberg und Co. zu agieren.

Umso höher ist es meiner Ansicht nach den Schalkern anzurechnen, dass dies im Laufe der ersten Halbzeit immer besser gelang und die zunehmende Überlegenheit verdientermaßen zum Ausgleich durch Sead Kolasinac führte. Nicht auszudenken, wenn Alessandro Schöpf an diesem Tag mehr Zielwasser getrunken hätte und die Blauen mit einer Führung in die Pause gegangen wären.

Die nächste kalte Dusche in Form des Eigentores von Kolasinac erfolgte dann nur zwei Minuten nach Wiederbeginn. Wieder musste Schalke aufmachen, wieder bot sich der Truppe von Trainer Ralph Hasenhüttl und Sportdirektor Ralf Rangnick die Möglichkeit, wie eine Auswärtsmannschaft auf Konter zu setzen.

Den Blau-Weißen fehlte in der Folgezeit erkennbar die geistige Frische und die nötige Spritzigkeit, um gegen die Leipziger Nadelstich-Taktik die für den Ausgleich nötige Dominanz aufzubauen. Ebenso schmerzlich vermisst wurden mal wieder echte Stürmer und Goalgetter wie Embolo oder Huntelaar, während Eric Maxim Choupo-Moting blass blieb und in seinen Aktionen eher unglücklich wirkte.

Taktisch wichtig fand ich auch noch die Rolle von Johannes Geis, der allein so wie eine Art „Quarterback“ zwischen Abwehr und Mittelfeld agierte und häufig mit langen Bällen die Spieleröffnungen der Gelsenkirchener einleitete. Im Rückwärtsgang dagegen wirkte der Ex-Mainzer anfällig für das starke Pressing der Sachsen und hatte oft so seine Mühe, die Übersicht zu behalten.

Möglicherweise wäre hier Benjamin Stambouli die bessere Wahl gewesen, der zwar mit seinem Kurzpass-Spiel defensiver als Geis aufgetreten wäre, aber als der pressingresistentere Zweikämpfer die Mitte vielleicht besser gegen die schnellen Gegenangriffe der Leipziger hätte dicht machen können.

Tja, was soll’s, ich hätte schon gern ein echtes Fußballspiel auf Augenhöhe gesehen, doch der Schiedsrichter hatte dieses schon nach wenigen Augenblicken unwiderruflich zerstört. Ob nun die Leipziger im zweiten Durchgang tatsächlich so viel besser waren und sich damit den Sieg verdient hatten, ist für mich ebenso nicht weiter von Belang.

Denn die Bemühungen der Schalker, gegen einen sehr, sehr starken Gegner gleich zwei Mal einem unglücklichen Rückstand hinterher zu rennen und das in den ersten 45 Minuten sogar auch noch zu schaffen, siedle ich mindestens genauso hoch an. Und nur die Blau-Weißen haben es tatsächlich geschafft, einen eigenen regulären Treffer aus dem Spiel heraus zu erzielen.

Nun ja, die drei Punkte aus Leipzig sind damit leider futsch, und so muss Sonntag gegen Bayer Leverkusen möglichst ein Sieg her, um den Anschluss an Köln oder Dortmund momentan nicht völlig zu verlieren. Denn es wäre schon ärgerlich, wenn man sich die Früchte der vergangenen Wochen so wieder selbst zunichte machen würde.