Austerität tötet: Zu wenig Feuerwehrleute in Griechenland

Wildfire outbreak in Corfu, Greece
Satellitenaufnahme der Waldbrände auf Korfu im Juli 2023

Waldbrände breiten sich unkontrolliert aus

Ascheregen und unkontrollierte Feuer: In Griechenland spitzt sich die Lage in vielen Waldbrand-Gebieten zu. Bei Alexandroupolis mussten Ortschaften evakuiert werden – darunter auch ein Krankenhaus.

Tagesschau vom 22.08.2023

18 Leichen entdeckt

Bei den Waldbränden im Nordosten Griechenlands sind offenbar 18 Migranten ums Leben gekommen. Die Todesopfer seien am Dienstag in der Region des Nationalparks von Dadia nahe der Grenze zur Türkei entdeckt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit.

Tagesspiegel vom 22.08.2023

Evakuieren reicht nicht. Im Nachgang der verheerenden Waldbrände auf der Insel Rhodos wächst in Griechenland die Wut auf die Regierung

„Es ist eine Sache, den wohlverdienten Urlaub wegen der drohenden Flammen abzubrechen – aber eine ganz andere, wenn man dort lebt, wo es brennt. »Mir geht es sehr schlecht. Ich habe seit Tagen nicht geschlafen. Eines der Dörfer, wo meine Familie herkommt, ist abgebrannt.

Angst, Unruhe und Ungewissheit sind einige der Gefühle, die den Zustand der Bewohner von Rhodos beschreiben, die über zehn Tage mit ansehen mussten, wie ihre Insel brannte, ohne dass der Staat ihnen half. Die Menschen beklagten einen Mangel an Feuerwehr, Infrastruktur und Grundnahrungs-mitteln. Verlass war nur auf die anderen Inselbewohner, die ihre Häuser öffneten und ihre Autos zur Verfügung stellten.

Die wiedergewählte Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nannte mehrfach den Klimawandel als Hauptursache. Das bezweifeln natürlich nur wenige Menschen, beantwortet aber nicht die Frage, warum das Ausmaß der Katastrophe nicht begrenzt werden konnte.

Die einzige Veränderung seit dem Jahr 2018, als in der Siedlung Mati in Attika 104 Menschen bei Bränden starben, ist der Einsatz eines SMS-Dienstes, der Betroffene zur Räumung ihrer Ortschaften auffordert. Die Priorität, Menschenleben durch die Räumung von Siedlungen zu retten, wird von der Regierung bis dato als Erfolg verkauft.

Der Sekretär der Parlamentsfraktion von Syriza, Dionysis Kalamatianos, beschuldigte die Regierung der »großen Worte«

Er verwies auch auf die minimalen Brandschutzmaßnahmen sowie die anhaltende Unterbesetzung der Feuerwehr. »Es stellt sich heraus, dass der Plan der Regierung nur Evakuierung und Entschädigung vorsieht«, sagte Kalamatianos und forderte stattdessen ein Modell der Brandprävention und -bekämpfung, das den Herausforderungen des Klimawandels entspricht.

Aus einem Artikel von John Malamatinas, Thessaloniki, vom 04.08.2023 in ND online

Vor gut einem Jahr hatte ich folgenden Artikel hier veröffentlicht: Die Austerität gegenüber Griechenland wird weitergehen

Darin hieß es: „Wenn also die Sparpolitik wie bisher das Wachstum Griechenlands lähmt und dazu führt, dass es die von der Troika geforderten Sparhaushaltsziele verfehlt, plant die Eurozone zu verlangen, dass sich Griechenland zu noch zerstörerischeren „zusätzlichen“ Sparmaßnahmen verpflichtet. Die Austeritätspolitik der Eurozone zeigt die Macht der Ideologie über die Ökonomie.

Und nicht nur die Macht über die Ökonomie, sondern auch über die Menschlichkeit. Während andere Feuerwehren Waldbrände mit großem Personalbestand und moderner Ausrüstung bekämpfen, fehlt es der öffentlichen Hand in Griechenland gerade in diesen Bereichen an ausreichenden Mitteln. Und neben der hellenischen Politik sind es eben die Sparmaßnahmen der Europäischen Union im Zuge der Eurokrise, die genau diese fürchterlichen Konsequenzen heraufbeschworen haben.

Mehr dazu auch unter LabourNet Germany: Feuer in Griechenland