Schalke 04: Droht der nächste verunglückte Saisonstart?

Wenn man denn eine Lehre aus dem Spiel in Hannover ziehen will, dann wohl vor allem diese: Zwanzig Minuten Fußball spielen reicht nicht aus, um in der Bundesliga gewinnen zu können.
Und zu allem Überfluss kommt nun zum ersten Heimspiel ausgerechnet der amtierende Deutsche Meister Bayern München in die Veltins-Arena.

AWD-Arena Einweihungsfeier Feuerwerk

Keine tatsächlich guten Aussichten, um nach dem Pokal-Aus in Dresden und der Auswärtsschlappe bei den Niedersachsen einen gänzlich mißglückten Saisonstart noch abwenden zu können. Ganz abgesehen davon, dass es dann natürlich wieder die Trainer-Diskussion um Jens Keller geben wird und darüber hinaus womöglich auch andere, bisher durchaus funktionierende Ansätze wieder in Frage gestellt werden könnten.

Nee, da war nicht wirklich Feuer unter dem Dach in der ersten Halbzeit in der AWD-Arena am vergangenen Samstag. Weder Schalke noch Hannover 96 vermochten auch nur annähernd so etwas wie Bundesligafussball auf den Rasen zu bringen. Kaum ein Paß kam an, sogar über wenige Meter fanden sie selten ihre Abnehmer. Zudem versuchten beide Teams erst einmal ihre Defensive stabil zu halten, nach vorn ging da oft nicht viel.

Ändern tat sich das erst nach dem Pausentee. Als hätte Jens Keller jeden seiner Jungs höchstpersönlich wachgerüttelt, besannen sich die Schalker und zeigten, warum sie in der vergangenen Saison so eine erfolgreiche Rückrunde gespielt hatten.
Draxler auf Choupo-Moting auf Huntelaar: und schon stand es verdientermaßen 1:0 für Blau-Weiß. Weitere Chancen wurden allerdings leichfertig vertan und so kam es, wie es offenbar kommen mußte.

Zweimal verlor man unnötig den Ball und ließ dann den Gegner ziehen. Das Resultat: am Ende gingen die Schalker als Verlierer vom Platz und konnten sich darüber ärgern, dass die nicht wirklich besseren 96er die drei Punkte behalten durften.

Eigene Unzulänglichkeiten wie z. B. die Fehlerkette beim 1:1, angefangen mit dem Ballverlust von Huntelaar, dem Stellungsfehler von Neustädter (er spielte Rechtsaußen anstatt seine Position im zentralen Mittelfeld zu halten), sowie dem mangelnden Defensivverhalten von Boateng und Ayhan, brachten die Mannschaft von Trainer Tayfun Korkut wieder ins Spiel und die Blauen völlig aus dem Konzept.

Besonders Kevin-Prince Boateng brachte Mannschaft, Fans und sportliche Führung gegen sich auf, als er im Laufduell mit Bittencourt auf eine Notbremse verzichtete und letzlich mit dem Deutsch-Brasilianer nicht mithalten konnte.
Auch beim zweiten Gegentor zeichnete sich der Ghanaer nicht gerade mit Einsatzfreude aus und zwanzig Minuten vor Schluss blieb er offenbar von Krämpfen geplagt im Strafraum der 96er liegen.

Da muss man sich dann schon fragen, ob Boateng nach der Weltmeisterschaft und anschließendem Urlaub tatsächlich rechtzeitig wieder fit genug für die Bundesliga ist.
Andererseits drängt sich natürlich auch die Problematik auf, ob ein Spieler, der nicht im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein scheint, überhaupt über 90 Minuten auflaufen sollte.

Allerdings war es nicht Boateng allein, den man für die Misere verantwortlich machen kann. Die gesamte Abwehr sah bei den Gegentoren nicht besonders gut aus, man stand zu weit weg von den Gegenspielern und griff auch nicht konsequent genug ein.
Zudem erschien (ähnlich wie im Pokalspiel in Dresden) wieder einmal das Umschalten auf die Defensive nach einem Ballverlust vor allem im Mittelfeld nicht zu funktionieren.

Von den vergebenen Chancen nach dem 1:0 durch Draxler und Choupo-Moting will ich da gar nicht mal weiter reden.
Insgesamt war es eine erneute ärgerliche und unnötige Niederlage, die angesichts der kommenden Aufgaben besonders schwer wiegt. Denn mit einer angeschlagenen Mannschaft und einem mal wieder angezählten Trainer (den ich diesmal größtenteils aus der Kritik raushalten möchte, da er relativ machtlos dem Ganzen zuschauen musste) wird es gegen die Bayern und Gladbach nicht gerade leichter.

Es ist also keineswegs übertrieben, einen ähnlich verkorksten Saisonstart wie in der letzten Spielzeit zu befürchten, wo man aus den ersten drei Begegnungen nur einen Punkt ergattern konnte.

Zudem droht am sechsten Spieltag Ende September das Derby gegen den BVB, für jeden echten Schalker eine entscheidende Landmarke. Bis dahin sollten die Schalker aus dem Krisenmodus heraus sein, sonst könnte der Weihnachsbaum dieses Jahr bereits im Frühherbst brennen.