Rückkehr aus dem Trainingslager: Außer Spesen nichts gewesen?

Nun sind sie also seit Montag wieder zurück aus dem Trainingslager in der Aspire Academy for Sports Excellence in der Nähe von Doha.
10 Tage lang haben sich die Schalker Spieler und das Trainergespann um Jens Keller in Katar intensiv auf die Rückrunde der Fußball-Bundesliga vorbereitet.

Jan Kirchhoff by Christophe95 (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Was aber hat es denn nun gebracht, das Vorbereitungs-Camp in der arabischen Wüste? Gab es neue Erkenntnisse, wie man schwankende Leistungen der Blauen wie im bisherigen Saisonverlauf zukünftig verhindern will?
Konnten verletzte Spieler wieder zurück in die Mannschaft geführt werden? Sind Änderungen oder Verbesserungen im Spielsystem erkennbar?
Und nicht zuletzt, wie sehen denn nun die Aussichten für den Rest der Saison, besonders was das Erreichen der Champions League angeht, konkret aus?

Tja, ob es nun tatsächlich Antworten auf all diese Fragen gibt, darüber läßt sich noch trefflich streiten.
Je nach Standpunkt kann man da durchaus völlig verschiedener Meinung sein. Zumindest Trainer Jens Keller scheint trotz einiger vorhandener Unstimmigkeiten seinen Interviews mit verschiedenen Presseorganen zufolge wohl ganz zufrieden zu sein.

Wie aber stellt sich das nun für jemanden dar, der aus der Ferne ohne großartigen Blick hinter die Kulissen dieses Trainingslager verfolgt hat?

Fangen wir doch mal mit der Verletztenliste an, denn hier gibt es die wohl wichtigste positive Nachricht zu vermelden:
Der griechische Nationalspieler Kyriakos Papadopoulos scheint endlich wieder fit zu sein, er hat sämtliche Trainingseinheiten offenbar ohne größere Beschwerden absolvieren können.
Angesichts der Gegentor-Flut in der Vorrunde kann man darüber nur froh sein, eine zusätzliche Option für den Abwehrbereich war dringend erforderlich. Bleibt nur zu hoffen, dass der kampfstarke Grieche ganz schnell wieder an seine Leistungen vor seiner Verletzung anknüpfen kann.
Gelingt ihm das, so könnte er einen der bisherigen Innenverteidiger (wahrscheinlich Joel Matip und/oder Felipe Santana) verdrängen oder aber zumindest die Konkurrenzsituation in diesem Bereich noch einmal befeuern, was hoffentlich der gesamten Mannschaft zugute käme.

Ansonsten gibt es aber kaum Entwarnung aus dem Lazarett:
Winter-Neuzugang Jan Kirchhoff, von den Bayern ausgeliehen, erwischte es gleich in einer seiner ersten Trainingseinheiten. Mindestens vier Wochen Pause, so lautete die deprimierende medizinische Diagnose.
Irgendwie symptomatisch für das bisherige Verletzungspech der Schalker.

Noch offen ist dagegen, ob Kapitän Benedikt Höwedes und Torjäger Klaas Jan Huntelaar pünktlich zum Spiel beim Hamburger SV tatsächlich wieder fit sein werden. Ähnliches gilt für Julian Draxler, Christian Clemens und Leon Goretzka, während Marco Höger und Dennis Aogo definitiv weiter längerfristig ausfallen.
Hab ich jemand vergessen? Bei der Vielzahl an Namen auf der Verletztenliste kann man da leicht den Überblick verlieren.

Noch ein paar Worte zu den beiden in Katar absolvierten Testspielen:

Sicherlich ist es positiv zu werten, dass man die Partien gegen den heimischen Club Al Gharafa und den Bundesliga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt jeweils gewinnen konnte, aber drei Gegentore in zwei Begegnungen offenbaren immer noch das alte Problem der Hinrunde.
Die Mannschaft fängt sich einfach zu viele gegnerische Treffer ein.

Es bleibt abzuwarten, ob Jens Keller diesen Zustand bis zum Beginn der Rückrunde tatsächlich in den Griff bekommen kann. Kyriakos Papadopoulos und Keeper Ralf Fährmann als Gewinner des Trainingslagers könnten da hilfreich sein.
Ob auch das Experiment mit Max Meyer auf der 6er-Position bundesligatauglich ist, muss ebenfalls abgewartet werden. Ich habe da so meine Zweifel, vor allem weil ich eher Kevin-Prince Boateng im defensiven Mittelfeld sehen würde. Mal sehen, in welche Richtung der Chefcoach da zukünftig tendieren will.

Apropos Trainer:

Nach der Unruhe vor Weihnachten, als die Gerüchte um einen eventuellen Wechsel des Übungsleiters wieder einmal hochkochten und Ex-Werder-Coach Thomas Schaaf fast täglich als heißester Keller-Nachfolger im Gespräch war, hatte sich der Vorstand etwas überraschend auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Schwaben verständigt.

Doch sollte man sich da nichts vormachen: Echte Treueschwüre von Clemens Tönnies und Manager Horst Heldt waren das nicht.
Und sollte die Mannschaft den Auftakt der Rückrunde vergeigen, so dürfte die Trainerdiskussion sofort wieder ausbrechen.
Dafür aber hat die Vorstandsetage des S04 selber gesorgt. Mit ihrer Unentschlossenheit, was denn nun mit dem Übungsleiter geschehen soll, hat sie dem Verein einen Bärendienst erwiesen. So kann man einfach keine Ruhe zu dieser zentralen Frage herstellen.

Was gibt es sonst noch?
Jermaine Jones will/soll den Verein noch im Winter verlassen, seine Leistungen und sein Auftreten zuletzt legten diesen Schritt nahe, doch Genaueres ist da offenbar noch nicht bekannt.
Seit neuestem geistert wieder einmal der Name Lewis Holtby über den Schalker Markt. Bei Tottenham nur noch auf der Tribüne, sucht der Ex-Schalker anscheinend einen neuen (oder alten?) Wirkungsbereich. Da er aber noch einen längerfristigen Vertrag bei den Engländern hat, dürfte er für den S04 zu teuer sein.

Was aber bleibt noch an positiven Erkenntnissen aus Doha?

Sicherlich die Bombenform von Jefferson Farfan, der seine hervorragenden Leistungen aus der Hinrunde noch einmal nachdrücklich bestätigte. In dieser Verfassung ist er aus dem Schalker Team einfach nicht wegzudenken.
Auch die Verpflichtung von Nationalspieler Sidney Sam wird daran wohl nichts ändern können. Der offensive Mittelfeldspieler aus Leverkusen, für nur 2,5 Millionen Euro festgeschriebener Ablösesumme ein echtes Schnäppchen, dürfte eher eine Alternative für die linke Seite werden, falls sich für Julian Draxler tatsächlich ein potenter Abnehmer finden sollte.

Nicht vergessen sollte man auch den guten Eindruck, den die jungen Nachwuchsspieler Pascal Itter, Donis Avdijaj und Marvin Friedrich aus der U19 sowie Marcel Sobottka und Robert Leipertz aus der U23 bei diesem Trainigslager hinterlassen haben.
Es wäre schön, den einen oder anderen von ihnen (insbesondere Stürmer Avdijai gilt als neuer Hoffnungsträger) in der nächsten Zeit auch mal in der Bundesliga sehen zu können.

Ach ja, Bundesliga schauen: Es wird echt langsam Zeit, dass es wieder losgeht…