Entrepreneurs: Set the bar high. Do the best you possibly can. Apply your skills and talent, but above all, be tenacious.
Immobilien-Tycoon Donald Trump am 13.11.2014 auf Twitter
Mit Sprüchen wie diesem feilt der amerikanische Multimilliardär Donald Trump immer wieder an seinem Ruf als „Self-Made“-Unternehmer, der seinen Erfolg ausschließlich den eigenen Fähigkeiten zu verdanken hat. Zur Zeit schätzt ihn das Wirtschaftsmagazin Forbes auf ein Gesamtvermögen von ca. 4 Milliarden Dollar, 2011 bescheinigte es ihm ein Einkommen von etwa 60 Millionen $ im Jahr.
Dabei wird allerdings häufig übersehen, dass Trumps Erfolgsgeschichte in Wirklichkeit keineswegs so „heldenhaft selbstgemacht“ ist, wie es in den Mythen so gern erzählt wird. Ganz im Gegenteil beruht die Karriere des Donald Trump sehr viel mehr auf der Hilfe anderer, vor allem der seines Vaters, der US-Regierung und der amerikanischen Öffentlichkeit.
Er wurde 1946 als Sohn des Immobilien-Unternehmers Fred Trump in New York geboren. Dessen wirtschaftlicher Erfolg ermöglichte ihm den Besuch nobler Privat-Schulen und gab ihm soziale Sicherheit, ehe er nach dem Tod seines Vaters ein Vermögen von etwa 200 Mill. Dollar erbte. Somit kann Donald Trump die Mär vom „Tellerwäscher zum Millionär“ für sich schon einmal nicht in Anspruch nehmen. Ganz im Gegenteil stattete ihn sein Vater Fred mit einem umfangreichen Startkapital aus.
Nun denn, ist man vielleicht geneigt zu argumentieren, dann müsste doch wenigstens sein Vater dem Klischee des Self-Made-Unternehmers, der sich aus niedrigsten Verhältnissen mit eigener Kraft ganz nach oben durchboxte, entsprechen?
Neben der Legendenbildung durch diverse Magazine und Zeitungen, die offenbar vor allem eine der Trump-Familie äußerst genehme Geschichtsschreibung publizieren, existieren erstaunlich wenige Quellen, die sich um eine einigermaßen ausgewogene Darstellung der Familiengeschichte bemühen.
Die wohl umfangreichste erschien im Jahr 2000, als die Journalistin Gwenda Blair ihr Buch „The Trumps: Three Generations That Built an Empire“ herausbrachte. Daraus kann man dann entnehmen, dass Donalds Großvater als Friedrich Drumpf 1885 aus dem Südwesten Deutschlands nach New York auswanderte, wo er eher glanzlos als Barbier und Friseur arbeitete und in winzigen Emigranten-Quartieren hausen musste.
Sechs Jahre später siedelte er nach Seattle um und betrieb während des großen Goldrauschs am Klondike ein eher zwielichtiges „Lokal“ in Bennett Town, zu dessen bevorzugten Gästen offenbar auch „Damen“ von äußerst zweifelhaftem Ruf gehörten. Nach nur drei Jahren im hohen Norden brach Drumpf seine Zelte in Kanada ab und kehrte nach Deutschland zurück, angeblich auch weil sein Partner Ernest Levin einiges an Schulden angehäuft hatte.
Dort heiratete er, änderte seinen Namen in Frederick Trump und kehrte als respektabler Geschäftsmann nach New York zurück, wo 1905 sein Sohn Fred geboren wurde. Dieser lernte Bauwirtschaft und Immobilienentwicklung durch Fernkurse und mit Hilfe des Y.M.C.A (dt. Christlicher Verein Junger Menschen). Über seine frühen unternehmerischen Erfolge ist wenig bekannt, und Gwenda Blair schrieb dazu:
Without the F.H.A. Fred Trump would have been running a supermarket, with the F.H.A. he was the biggest builder in Brooklyn, employing hundreds of construction workers and turning out 400 homes a year.
THE TRUMPS: Three Generations That Built an Empire, by Gwenda Blair, Simon & Schuster 2000
Der Legende nach machte Fred Trump sein Vermögen mit dem massenhaften Bau und der Vermarktung von großen Apartment-Komplexen mit preisgünstigen Wohnungen für Familien mit mittleren Einkommen. Tatsächlich aber wurde wohl auch sein Unternehmen von der Großen Depression in den 1930er Jahren nach der Weltwirtschaftskrise getroffen und er hatte offenbar erhebliche Probleme, sich über Wasser zu halten, hätte es da nicht eine Bundesbehörde namens F.H.A. (Federal Housing Administration) gegeben.
Nach dem Zusammenbruch des Bankensystems in Folge der Krise entwickelte sich auch auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt eine gefährliche Zuspitzung, da viele der während der 1920er Jahre vergebenen kurzfristigen Kredite nun nicht mehr bedient werden konnten. Präsident Franklin D. Roosevelt antwortete im Rahmen seines New Deals mit einer verstärkten Förderung des Wohnungsbaus durch die 1934 gegründete Federal Housing Administration. Diese versicherte vor allem zinsgünstige längerfristige Bankkredite mit Laufzeiten bis zu 30 Jahren, so dass sich in der folgenden Zeit die Anzahl der Eigenheimbesitzer von unter 5 % auf ca. 65 % der Bevölkerung erhöhte.
Davon profitierten aufgrund der strengen Regularien vor allem amerikanische Mittelklassefamilien, doch nach der Roosevelt-Rezession 1937 wurden diese Kriterien immer weiter aufgeweicht, und im Laufe des zweiten Weltkrieges finanzierte die F.H.A. auch viele Projekte, mit denen günstiger Wohnraum für Arbeiter geschaffen werden sollte.
Einer der Unternehmer, die offenbar in besonderer Weise von der finanziellen Unterstützung der Regierung profitierten, war Fred Trump. Er konnte sein Geschäft dadurch wiederbeleben, dass er dank der F.H.A. eine Vielzahl von Wohnungen und Reihenhäusern in Brooklyn und Queens preisgünstig bauen konnte, die er später mit erheblichem Gewinn verkaufte. Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour weitete Trump seine Tätigkeiten auf die Ostküste der Vereinigten Staaten aus, indem er Barracken und Apartments für die Navy in Pennsylvania und Virginia errichtete, wieder großzügig unterstützt durch die F.H.A.
Nach dem Krieg nutzte er den Mangel an geeigneten Wohnungen für die zurückkehrenden Veteranen für weitere Geschäfte mit Regierungsbehörden, die ihm mit dem Veterans Emergency Housing Program (VEHP) 1946 ein weiteres Mal großzügige öffentliche Unterstützung gewährten.
So wurde aus dem Betreiber eines Supermarktes in Woodhaven, Queens einer der größten Immobilien-Tycoone in New York City, dank seiner genauen Kenntnis einiger legaler Gesetzeslücken in den Vorschriften der Federal Housing Administration.
Ohne die Finanzierungen der F.H.A. und anderer Bundesbehörden hätte die Bauwirtschaft der USA die große Depression keineswegs so gut überstanden. Mit den ersten Programmen ab 1935/37 explodierte die Schaffung von billigem Wohnraum förmlich. Einer der Hauptprofiteure dieser öffentlichen Fördermaßnahmen war Fred Trump, der vorher wegen Geldmangels und nicht ausreichender Nachfrage häufig nur auf kleineren Baustellen tätig sein konnte. Zudem hätte ihn der wirtschaftliche Niedergang der 1930er Jahre fast sein Geschäft gekostet.
So aber hatte sich Trump dank freigiebiger Hilfe von Regierung und Öffentlichkeit zum Millionär entwickelt, der seinem Sohn Donald neben viel Geld auch die Legende vom selbst erwirtschafteten Reichtum hinterlassen konnte.