Matt Kemp ist zurück bei den L. A. Dodgers auf der Suche nach einem Neuanfang

Es war wie ein Flashback zum Trainingsauftakt auf der Camelback Ranch, mit dem alten Kumpel Matt Kemp zurück im Dodgers-Clubhaus, in dem er aufwuchs und nun offenbar trotz aller Widrigkeiten noch etwas zu beweisen hat.

Matt Kemp Home Run
Nun wieder öfter auf der Anzeigetafel im Dodger Stadium: Matt Kemp

„Ich bin genauso überrascht wie ihr auch“, so Kemp zu Reportern vor seinem neuen Spind. Er war einer von mehreren Positionsspielern, die recht früh vor dem Meldeschluss im Camp erschienen. Dass er überhaupt noch einmal in einer Dodgers-Uniform auftreten würde, hatte eigentlich niemand mehr erwartet.

Die Südkalifornier erwarben ihn im Dezember in einem Trade von den Atlanta Braves, bei dem es mehr um Gehaltsumstrukturierungen als um alles andere ging. „Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass dieser Handel überwiegend finanziell motiviert war“, erklärte Generaldirektor Farhan Zaidi im Januar.

Die Dodgers tradeten Kemp bei den Wintertreffen 2014, nur drei Jahre nach Abschluss seines achtjährigen Vertrages über 160 Millionen Dollar, zu diesem Zeitpunkt der größte Deal für einen Positionsspieler in der Geschichte der National League. Der Rücktransfer nach Los Angeles war dagegen, um es milde auszudrücken, etwas unerwartet.

„Ich hatte gerade mit Freunden zu Mittag gegessen, als mein Agent anrief. Er sagte so etwas wie ‚Hey, du wurdest transferiert‘ und ich fragte ihn, wohin denn“, erinnerte sich Kemp. „Er fing an zu lachen: ‚Es sind die Dodgers‘ und ich sagte: ‚Hör auf zu lügen‘.“

Kemp sollte eigentlich theoretisch noch weiter getradet werden. Und es könnte immer noch dazu kommen, wenn die Dodgers einen Abnehmer für mindestens einen Teil der 43 Millionen Dollar finden könnten, die in den letzten zwei Jahren seines Vertrags noch übrig bleiben, um damit den Gesamtetat für die Spielergehälter unter die 197-Millionen-Dollar-Luxussteuer-Schwelle zu manövrieren.

„Sie waren von Anfang an sehr ehrlich zu mir und sagten mir, dass sie nicht wüssten, was noch passieren könnte“, sagte Kemp vor dem Trainingsauftakt. Er ist nun nicht mehr der Star, der er früher einmal gewesen ist und gesellt sich somit heute zu einem überfüllten Outfield-Mix, wo er mit Kiké Hernandez, Joc Pederson und Andrew Toles um die Spielzeit im Left Field konkurriert.

„Ich glaube nicht, dass von ihnen irgendjemand weiß, was gerade ihre Rolle sein soll. Ich habe noch einiges zu bieten. Ich glaube, ich kann diesem Team helfen zu gewinnen“, so Kemp weiter. „Ich kam ins Camp, fühlte mich gut und stark. Ich bin bereit.“

Matt Kemp erreichte das Trainingslager, nachdem er gefühlt eine Tonne Gewicht verloren hatte, mit 40 Pfund weniger als noch in der letzten Saison. „Er war in erstaunlicher Form“, so Manager Dave Roberts. „Das ist der Matt Kemp, an den ich mich erinnere, als er ein MVP-Jahr mit den Dodgers hatte.“

Seit dem Verlassen der Dodgers war Kemp immer noch ein leicht überdurchschnittlicher Hitter und traf mit einem Schnitt von .269 mit insgesamt 77 Homeruns, obwohl er sich in der Verteidigung verschlechtert hatte. „Wenn man sich die Statistiken ansieht, die aber nicht alles aussagen, ist er defensiv sicherlich nicht mehr auf Goldhandschuh-Niveau“, erklärte Roberts weiter. „Doch natürlich haben Offensive und Verteidigung bei uns die gleiche Priorität.“

Roberts wies aber auch darauf hin, dass Kemp es mit weniger Gewicht nun etwas leichter im Outfield hätte und seine Verteidigung sich bestimmt verbessern würde, obwohl diese Aussage vielleicht eher dem Optimismus zu verdanken war, den der erste Tag des Springtrainings so mit sich bringt.

Ein neuer und verbesserter Kemp wäre schließlich auch einfacher wieder zu traden. Doch es müsste dafür auch einen zwingenden Grund geben. Sicherlich versuchen die Dodgers die Gehaltsschwelle in dieser Saison nicht zu überschreiten, um keine Luxussteuer zahlen zu müssen, aber es macht auch keinen Sinn, ihn nur für eine minimal geringe Lohnsumme wieder loszuwerden.

Fürs Erste bleibt er daher bei den Dodgers, so überraschend das auch sein mag. Und jetzt, wo er die Uniform erst einmal wieder angezogen hat, scheint es zudem realer zu sein. „Im Moment ist dies der Ort, an dem ich vorhabe zu sein und zu bleiben“, so Kemp.

Er ist damit zum ersten Mal seit vier Jahren wieder Clubhaus der Camelback-Ranch. Von den 61 anderen Akteuren im Big-League-Camp waren nur acht bereits dort, als Kemp das letzte Mal hier war – Clayton Kershaw, Kenley Jansen, Yasiel Puig, Justin Turner, Pederson, Hyun-jin Ryu, Pedro Baez und Yimi Garcia.

„Ich habe ihn in seiner besten Form gesehen. Ich weiß, wie gut er sein kann“, sagte Kershaw. „Ich weiß, dass er immer noch die Fähigkeit hat, Baseball wirklich gut zu spielen, und hoffe, dass er hier eine Chance hat, es zu beweisen.“

„Ich muss allen zeigen, dass ich immer noch mit dem Handschuh gut umgehen und so dem Team helfen kann“, sagte Kemp. „Natürlich haben wir alle etwas zu beweisen. Jedes Jahr beginnen die Statistiken wieder bei Null. Wir fangen alle neu an.“