Was wäre, wenn wir heute den Schwarzen Tod durchleiden müssten?

Die moderne Medizin hat bereits einen langen Weg zurückgelegt, doch die fortschreitende Antibiotikaresistenz droht ein großer Schritt zurück zu werden.

1346-1353 spread of the Black Death in Europe map
Die Karte zeigt die Ausbreitung des Schwarzen Todes
zwischen den Jahren 1346-1353

Das Leben während COVID-19 fühlt sich gleichzeitig glücklich und unglücklich an. Unglücklich, weil wir uns sozial distanzieren müssen und uns mitten in einer großen globalen Krise befinden. Glücklich, denn es könnte trotzdem noch viel schlimmer sein.

Wenn man über die Plagen der Vergangenheit nachdenkt und wie heute die Gesund-heitssysteme aussehen, so erscheint es nicht mehr so schlimm mit Netflix eingesperrt zu sein. In diesem Artikel wird untersucht, wie weit diese Systeme und gleichzeitig die Antibiotikaresistenz fortgeschritten sind.

Sein Zweck besteht dabei nicht darin, COVID-19 in die richtige Perspektive zu rücken, sondern den Erfolg medizinischer Innovationen und die Folgen einer Regression zu veranschaulichen, wenn wir bei Problemen wie Antibiotikaresistenz und Impfgegnerschaft nicht vorsichtig sind.

Der Schwarze Tod (genauer die Beulenpest) Mitte des 14. Jahrhunderts war die tödlichste Seuche in der Geschichte der Menschheit, die Millionen von Menschen in Europa, Asien und Afrika auslöschte. Zu den Symptomen gehörten unter anderem Fieber, Gelenk-schmerzen, Übelkeit und nässende Wunden. Sie wurde wahrscheinlich von Flöhen und Ratten verbreitet, die auf Handelsschiffen befördert wurden.

Wir hoffen, dass das Coronavirus bis Ende 2021 weitgehend mit einem Impfstoff behandelt wird. Der Schwarze Tod dauerte etwa sieben Jahre und veränderte den Verlauf der Menschheitsgeschichte mit verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Heutzutage können wir die Beulenpest mit einer einfachen Antibiotikakur behandeln.

Medizin und Heilung haben seitdem einen langen Weg zurückgelegt. Die Hygiene wurde im 14. Jahrhundert nicht gut verstanden und es gab weder die Technologie noch die Infrastruktur um die Sauberkeit ohne fließendes Wasser oder ordnungsgemäße Abflüsse aufrechtzuerhalten. Städte waren schmutzige Orte, in denen Keime und Ratten bestens gedeihen konnten.

Das richtige Wissen darüber, wie die Übertragung der Pest gestoppt werden konnte gab es einfach nicht, geschweige denn um sie zu heilen. Ärzte versuchten, den Schwarzen Tod mit Zwiebeln zu behandeln. Viel Glück den Kranken.

Wir halten moderne Medizin für selbstverständlich
Langes Leben ist ein modernes Phänomen, das unsere Wahrnehmung einer akzeptablen Lebensdauer verändert hat. Vor nicht allzu langer Zeit war die Lebenserwartung ungefähr halb so hoch wie heute. In den 1800er Jahren lag die Lebenserwartung bei 30-35 Jahren. Heute ist 75 in einigen Teilen der Welt nicht besonders alt.

Entwicklungen wie Antibiotika haben unser Leben um Jahre verlängert, da wir jetzt durch Bakterien verursachte Krankheiten bekämpfen können. Krankheiten wie Pocken, Polio und Masern hatten früher verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit, heute aber nicht mehr so ​​sehr. So ist beispielsweise die Zahl der Fälle von Polio seit 1988 um 99% auf heute etwa 30 gesunken. Heutzutage werden diese Krankheiten weitgehend durch Impfstoffe kontrolliert, vorausgesetzt die Menschen nehmen sie tatsächlich ein. Die moderne Medizin hat maßgeblich zu dieser Veränderung unserer Lebenserwartung beigetragen.

Wir halten diese Entwicklungen für selbstverständlich. Es wird erwartet, dass wir in der Lage sein werden die meisten Krankheiten zu bekämpfen, und die Medizin wird sich weiterentwickeln um neue Krankheiten anzugehen.

Es entwickeln sich aber auch Keime. Antibiotikaresistenz stellt eine Bedrohung dar, die die Gesundheitssysteme Jahrhunderte zurückwerfen könnte, wenn wir nicht vorsichtig sind. Keime lernen die Medikamente zu besiegen, mit denen sie behandelt werden, und wir helfen dabei nicht unbedingt.

Übermäßiger Einsatz von Antibiotika in landwirtschaftlichen Betrieben zur Behandlung von Krankheiten, Überverschreibung in unnötigen Situationen und Patienten, die die Behandlung vorzeitig abbrechen haben erheblich zur Erhöhung der Antibiotikaresistenz beigetragen. Der Schwarze Tod wird vielleicht nicht zurückkehren, aber wir müssen uns und unsere Gesundheitssysteme auf ein mögliches Scheitern einstellen.

Was ist, wenn Antibiotika nicht mehr wirken? Nach Angaben der Weltgesundheits-organisation (WHO) sterben derzeit jährlich etwa 700.000 Menschen an Antibiotika-resistenzen. Diese Zahl könnte bis 2050 ca. 10 Millionen erreichen. Das ist viel verlorenes Leben.

Wenn wir dieses Problem nicht angehen, können häufige Infektionen tödlich werden. Die damit verbundenen Gerechtigkeitsprobleme zwischen den Generationen sind enorm. Aktuelle und vergangene Gesellschaften geben und gaben sogenannte Superbugs (multiresistente Keime) an die Zukunft weiter.

Pandemien können die Form der Gesellschaft verändern. Der Schwarze Tod hat zig Millionen Menschen ausgelöscht. Die Löhne stiegen aufgrund des Arbeitskräftemangels. Die Bodenwerte gingen als Reaktion auf den Bevölkerungsrückgang zurück. Die Lebensmittelpreise fielen. COVID-19 spielt nicht in der gleichen Liga wie der Schwarze Tod, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen sind immer noch ziemlich schlimm.

Die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen von COVID-19 entfalten sich zum Zeitpunkt des Schreibens immer noch mit stagnierenden Volkswirtschaften und etwa einer Million Todesfällen. Interessanter sind die langfristigen Auswirkungen, die wir sehen werden, wenn COVID-19 die Gesellschaft in neue soziale und kulturelle Normen versetzt.

Die Zunahme der Arbeit von zu Hause aus könnte dauerhaft werden, wenn die Leute für sich entscheiden, dass es eigentlich ganz schön ist eine zusätzliche Stunde Schlaf zu bekommen. Wenn wir mehr von zu Hause aus arbeiten, ist es vielleicht nicht so wichtig in der Stadt zu leben und die Preise in den dezentralen Vororten fallen.

Der Pendelverkehr könnte sich verringern, da weniger Investitionen in die Infrastruktur erforderlich sind und Autobahnen so an Bedeutung verlieren. Vielleicht gibt es mehr Möglichkeiten außerhalb von Städten zu leben und zu spielen. Wer weiß?

Das Rennen um die Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs ist eröffnet. Dass medizinische Organisationen so schnell vorankommen können, ist wunderbar und unterstreicht die Anpassungsfähigkeit von Innovationen.

Zusammen mit der beobachteten Übertragung zeigt dies jedoch, dass wir nicht vorbereitet waren. Ganz zu schweigen davon, dass ein wirksamer Impfstoff nicht garantiert ist. Bereits 2015 sprach Bill Gates über die Möglichkeit der nächsten Pandemie. Wir waren offensichtlich fünf Jahre später noch nicht bereit.

Bereit zu sein bedeutet nicht unbedingt, die Medikamente schon zur Verfügung zu haben. Das ist angesichts der damit verbundenen Entwicklung nicht sinnvoll. Es bedeutet jedoch über robuste internationale Systeme zu verfügen, die mit festgelegten Regeln (z. B. sofortigen Lockdowns oder/und Grenzkontrollen) auf eine neue Krankheit reagieren können. Hoffentlich weckt uns COVID-19 auf für die zukünftigen Bedrohungen der globalen Gesundheit und wir arbeiten endlich proaktiv zusammen.