Doping im Radsport – ein immer aktuelles Thema

Tja, Doping im Radsport – für jeden halbwegs treuen Fan ist das immer noch eine Problematik, die mehr oder weniger heftige Bauchschmerzen hervorruft.

Peloton beim Criterium du Dauphine
Peloton beim Criterium du Dauphine

In dem Beitrag über den Etappensieg von Jens Voigt bei der Kalifornien-Rundfahrt hatte ich ja schon versprochen, noch mal auf dieses Thema zurückzukommen.

Ansonsten versuche ich diese Angelegenheit ja so gut es geht zu ignorieren, damit ich mich erst gar nicht groß dazu äußern muss. Doch letzlich sind es immer wieder die Radsportler selbst, zumindest die erwischten oder geständigen Doper unter ihnen, die dafür sorgen, dass diese Causa nie so richtig von der Bildfläche verschwindet.

Daher will ich dann doch mal ein paar Worte zu dieser Problematik schreiben…

Doping war stets mit dabei
Seit ich ab 2001 den professionellen Radsport mit einiger Begeisterung als Fan verfolgt habe, gehörte Doping eigentlich immer irgendwie mit dazu. Zumindest der Verdacht fuhr jedesmal mit, wenn im Fernsehen die Radrennen übertragen wurden.

Es wurde auch damals schon über unerlaubte Mittel zur Leistungssteigerung gemunkelt, allerdings ging es dabei fast ausschließlich um Verdächtigungen und Vermutungen.
Das lag vor allem daran, dass es nur wenige tatsächlich wirksame Tests gab. Vor allem das seit den 80er Jahren immer mehr gebräuchliche Erythropoetin (EPO) war erst ab 2000, in geringen Dosen sogar noch erst viel später nachweisbar.

Blutdoping (Erhöhung der Hämoglobinkonzentration im Blut mit Bluttransfusionen) ist als Fremdblutdoping erst seit 2004 und als Eigenblutdoping bis heute überhaupt noch nicht nachweisbar.

Zudem waren Anfang der 2000er Jahre auch die Medien nur zum Teil an einer Aufklärung der Dopingvorwürfe interessiert. Man denke nur an die Embleme der Öffentlich-Rechtlichen, die bei einigen Frankreich-Rundfahrten der damaligen Zeit als Sponsoren auf den Trikots des Teams Telekom prangten.

Ich hatte damals häufiger den Eindruck, als wären diese Sender viel mehr an den packenden Zweikämpfen zwischen Jan Ullrich und Lance Armstrong interessiert als an den Hintergründen, wie diese zustande gekommen waren.

Erst ab 2006, als auch das Team Telekom während der „Operation Puerto“ rund um das Dopingnetzwerk des spanischen Frauenarztes Eufemiano Fuentes ins Blickfeld der Ermittler rückte, änderte sich das Bild.

Von relativ kritiklosen Unterstützern von Ullrich und Co. mutierten ARD und ZDF mit der Zeit zu erbitterten Dopingjägern, bis sie schließlich die Berichterstattung nach und nach gänzlich einstellten. Seit 2011 ist damit der Spartensender Eurosport der einzige Sender, der noch in nennenswertem Umfang über den Profi-Radsport berichtet.

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Meine Einstellung zum Doping im Radsport
Zu Anfang habe ich es mir noch relativ leicht gemacht, es gab nur viele Gerüchte, aber wenige Geständnisse oder gar Beweise. Im Prinzip wusste trotzdem jeder Bescheid, auch ich nahm es halt als gegeben hin, dass man solche Leistungen nicht ohne nachhelfende Mittelchen über einen längeren Zeitraum erbringen konnte.

Das Spektakel der spannenden Zweikämpfe zwischen Ullrich und Armstrong drängte alles andere in den Hintergrund, auch die Medien machten entsprechend groß auf, Hinweise auf Doping wurden häufig als „Nestbeschmutzung“ abgetan.

Erst mit dem „Fuentes-Skandal“ und der darauf folgenden Welle an immer offensichtlicheren Dopingfällen setzte in der Berichterstattung und damit auch bei vielen Radsport-Fans das große Umdenken an.

Die Problematik ließ sich nicht mehr so einfach ignorieren, der „gute Ruf“ der Radsportler in der Öffentlichkeit war bald gänzlich dahin. Damit stieg auch der Rechfertigungsdruck, warum ich mir immer noch diesen Doping-Sport anschauen würde, wo doch alle „voll“ sein würden.

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Zugegeben, damit begann eine recht schwierige Phase in meinem Dasein als Radsport-Fan. Einerseits hoffte ich wirklich, dass da etwas dran war an der heranwachsenden „neuen Generation“, die aufgrund des immer höheren Fahndungsdrucks nicht mehr so einfach in den Doping-Sumpf abrutschen könne. Andererseits aber offenbarten die ständig neu aufgedeckten Fälle die simple Tatsache, dass es so einfach dann wohl doch nicht sein könne.

Unappetitliche Enthüllungen wie die systematischen Doping-Verbindungen des Teams Telekom zur Uni Freiburg und die kürzliche Aufdeckung des Netzwerkes um den siebenfachen Toursieger Lance Armstrong taten noch ihr übriges dazu.

Doch ist es letztlich nicht nur die Doping-Frage allein, die dazu geführt hat, dass ich ab etwa 2011 nicht mehr mit dergleichen Aufmersamkeit das Geschehen im Profi-Radsport verfolge. Auch die Tatsache, dass es momentan keine deutschen Mannschaften und vor allem keinen deutschen Fahrer mit ernsthaften Aussichten auf einen Tour-Sieg mehr gibt, hat sicherlich mit zum gesteigerten Desinteresse beigetragen.

Andererseits sind es die Leistungen der heutigen jungen deutschen Profis wie Marcel Kittel, John Degenkolb und andere, die dafür sorgen, dass ich mir dann doch das ein oder andere Rennen bei Eurosport anschaue. Es ist vor allem die Intensität, die nicht mehr so wie früher da ist.

Ich kann mich noch gut an Jahre erinnern, wo bei jeder Übertragung unbedingt der Video-/DVD-Rekorder mitlaufen musste, weil ich keine Etappe der großen Rundfahrten oder einen der Klassiker verpassen wollte.

Heute ist das halt anders, es ist nicht mehr so wichtig, wenn ich mal ein Rennen nicht schauen kann. Die Prioritäten haben sich mit der Zeit etwas verschoben, was sicherlich auch aber nicht ausschließlich mit der Doping-Frage zu tun hat.