Die zwei Gesichter des Jean-Baptiste Say…

Jean-Baptiste Say (1767-1832)
Der berühmte französische Ökonom Jean-Baptiste Say (1767-1832)

Zu sagen Verkäufe seien wegen der Geldknappheit dumm, hieße das finanzielle Mittel für die Sache selbst zu halten; ein Irrtum, der sich aus dem Umstand ergibt, dass fast alle Produkte in erster Linie gegen Geld eingetauscht werden, bevor sie letztendlich in andere Produkte umgewandelt werden.

Und eine Ware, welche so oft in Gebrauch ist wie Geld, erscheint vulgär als die wichtigste Ware und das Ende und der Gegenstand aller Transaktionen, während sie jedoch eigentlich nur das Medium ist.

Man kann nicht sagen, dass Verkäufe langweilig sind, weil das Geld knapp ist, sondern weil andere Produkte knapp sind. Es ist immer genug Geld vorhanden, um die Zirkulation und den gegenseitigen Austausch anderer Werte durchzuführen, wenn diese Werte tatsächlich existieren.

Sollte die Zunahme des Handels mehr Geld erfordern um dies zu ermöglichen, ist der Mangel leicht zu decken und ein starkes Indiz für Wohlstand – ein Beweis dafür, dass eine große Fülle von Werten geschaffen wurde, die gegen andere Werte ausgetauscht werden sollen. In solchen Fällen wissen die Händler genau, wie sie Ersatz für das Produkt finden, das als Tausch- oder Geldmittel dient…

aus Say I (1803): A Treatise on Political Economy, Book I, Chapter XV

Die Bank [von England], die gesetzlich verpflichtet war ihre Banknoten gegen Sachwerte einzulösen, sah sich genötigt Gold um jeden Preis zurückzukaufen und Geld mit Verlust und erheblichen Kosten zu prägen. Um ihre Verluste zu begrenzen, erzwang sie die Rückgabe ihrer Banknoten und stellte den Umlauf neuer Banknoten ein.

Sie war sodann verpflichtet, die Diskontierung von kommerziellen Anleihen einzustellen. Die Provinzbanken waren folglich gezwungen, den gleichen Weg zu gehen, und der Handel sah sich mit einem Schlag der Fortschritte, mit denen er gerechnet hatte beraubt, sei es, um neue Unternehmen zu gründen oder um den alten Leben zu verleihen.

Als die von den Geschäftsleuten abgezinsten Anleihen zur Zahlung gelangten, waren sie verpflichtet sie zu begleichen, und da sie keine Vorschüsse mehr von den Bankiers bekamen, war jeder gezwungen, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel zu verbrauchen.

Sie verkauften Waren für die Hälfte ihrer Kosten. Betriebsvermögen konnte aber nicht zu jedem Preis verkauft werden. Da jede Art von Ware unter die Produktionskosten gesunken war, war eine Vielzahl von Arbeitern ohne Arbeit.

Unter Kaufleuten und Bankiers, die mehr Anleihen Umlauf gebracht hatten, als ihr persönliches Vermögen decken konnte, wurden viele Insolvenzen angemeldet, und sie konnten keine Garantien mehr finden um ihre Probleme zu decken, die über die Verpflichtungen von Einzelpersonen hinausgingen, von denen viele selbst bankrott gegangen waren…

aus Say II (1829): Cours Complet d’Economie Politique Pratique

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrags des amerikanischen Ökonomen Bradford DeLong)