Thomas Piketty und die Bedeutung des Kapitals für die ärmere Hälfte der Bevölkerung

Während meines diesjährigen Urlaubs in Griechenland habe ich mir nun endlich einmal Das Kapital im 21. Jahrhundert von Thomas Piketty vollständig als Lektüre zu Gemüte geführt. Kein wirklich leichter Lesestoff für eine solche Verschnaufpause, trotzdem fand ich das Buch sehr anregend.

Thomas Piketty at Festival of Economics in Trento, Italy (2015)
Der französische Ökonom Thomas Piketty

Inhaltlich hatte ich mich schon einmal mit diesem Werk auseinandergesetzt, im letzten Jahr mit meiner Abhandlung über die Kritik von Hans-Werner Sinn an Pikettys Veröffentlichung.

An der Aussage dieses Beitrages hat sich nichts geändert, trotz der dem Buch zugrundeliegenden fragwürdigen neoliberalen Theorie liefert es wertvolle empirische Daten und Ergebnisse, die als „Warnung vor einer gefährlichen Entwicklung der Ungleichheit gesehen werden können und gleichzeitig die neoklassischen Gleichgewichtsanalysen in ihren Grundfesten erschüttern.“

Während der Lektüre habe ich mir einige Textstellen markiert, die mir besonders bedeutsam erschienen. Diese möchte ich nun hier in loser Folge zitieren:

Für diese Hälfte der Bevölkerung [der ärmeren 50 %] bleiben schon Begriffe wie Kapital und Vermögen mehr oder weniger abstrakt. Vermögen ist für Millionen von Menschen etwas, das sich auf ein im Voraus oder nachträglich auf ein Gehaltskonto eingehendes Monatsgehalt, ein einst von irgendeiner Tante eröffnetes, längst leergeräumtes Sparbuch, ein Auto, ein paar Möbel beschränkt.

Diese fundamentale Realität – das Kapital ist so konzentriert, dass weite Teile der Bevölkerung sich gar keinen rechten Begriff von seiner Existenz machen und sich zuweilen vorstellen, es befinde sich im Besitz irgendwelcher irrealer oder mysteriöser Wesen – macht die methodische und systematische Erforschung des Kapitals und seiner Verteilung umso unverzichtbarer.

Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert, (übersetzt von Ilse Utz und Stefan Lorenzer) Beck, München 2014, S. 340