DFB-Pokal Achtelfinale? War da was?

03.12.2013: DFB-Pokal Achtelfinale Schalke 04 – 1899 Hoffenheim Endstand 1:3

Berlin, Olympiastadion -- 2019 -- 6339
Olympiastadion in Berlin

Die Krise beim S04 erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt. Eine erschreckend schwache Schalker Mannschaft scheidet nach einer indiskutablen ersten Halbzeit völlig verdient aus dem DFB-Pokal aus.

Die Zweifel an Trainer Jens Keller verdichten sich immer mehr. Vor der Winterpause wird eine Entlassung des Übungsleiters vom Vorstand nicht mehr generell ausgeschlossen.

Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass nur eine Absage von Thomas Schaaf damals die Entlassung Kellers verhindert hat.

09.02.2014: Bundesliga-Rückrunde Schalke 04 – Hannover 96 Endstand 2:0

Zwei Monate später ist nichts mehr wiederzuerkennen in der Veltins-Arena. 61.000 Fans feiern ein Schalker Team, das in der ersten Hälfte eine der besten Leistungen seit langem abgeliefert hat und Hannover 96 in keiner Sekunde zur Enfaltung kommen ließ.

Mit einer läuferisch und taktisch ungemein disziplinierten Einstellung zeigten die Blauen der Mannschaft von Neu-Trainer Tayfun Korkut 45 Minuten lang klar die Grenzen auf.

Enormes Pressing bereits am gegnerischen Strafraum und schnelles Anlaufen des ballführenden Gegenspielers gleich von mehreren Akteuren ließen Hannover keinerlei Möglichkeiten, das gefährliche Konterspiel aufzuziehen, dank dem man mit zwei Siegen sehr erfolgreich in die Rückrunde gestartet war.

Stattdessen erkämpften sich die Schalker so eine eindeutige Feldüberlegenheit, die sie immer wieder zu schnellen Vorstößen über die Flügel nutzten. Mit den überragend spielenden Außen-Duos Farfan-Uchida rechts und Obasi-Kolasinac links hebelten sie pausenlos die beiden tief stehenden Vierer-Ketten der 96er aus.

Einziges Manko in der Anfangsphase blieb die Chancenauswertung. Doch nach einer halben Stunde war das Bollwerk der Niedersachsen mürbe gespielt und Jefferson Farfan und Max Meyer sorgten nach sehenswerten Kombinationen für die mehr als verdiente 2:0-Führung.

So mancher Gäste-Akteur hatte zur Halbzeit Mühe, in die Kabine zu finden, so schwindelig musste ihnen nach diesem überzeugenden Schalker Auftritt zumute gewesen sein.

Nach dem Pausentee ließen es die Schalker etwas ruhiger angehen, doch der verdiente Erfolg geriet durch die harmlosen Gäste nicht mehr ernsthaft in Gefahr.

Lediglich das ein oder andere Tor hätten die Blauen eigentlich noch erzielen müssen, ein 3:0 oder auch 4:0 wäre aufgrund der Überlegenheit der Keller-Truppe nicht unverdient gewesen.

Was ist passiert Auf Schalke?
Nun, da in dieser Woche das DFB-Pokal-Viertelfinale ohne Schalker Beteiligung ansteht, stellt sich natürlich die Frage:

Was ist da geschehen in der Winterpause? Wie haben Jens Keller und seiner Trainer-Team es geschafft, aus einer zaudernden, unsicheren, von zahlreichen Verletzungen gebeutelten Mannschaft ein solches Siegerteam zu machen?

Ob es nun tatsächlich nur daran liegt, dass die Truppe enger zusammengerückt ist und im Trainingslager hart gearbeitet hat, wie es in den Medien kolportiert wird?

Da ja das Trainer-Gespann immer noch dasselbe ist, müssen die Gründe wohl woanders zu suchen sein. Ob da ein wenig mehr Teamgeist und harte Arbeit schon eine ausreichende Erklärung darstellen?

Interessant könnten in diesem Zusammenhang auch die Veränderungen in der Aufstellung sein, denn es hat sich mit der Winterpause doch ein wenig in dieser Hinsicht getan.

Die großen Verlierer sind zweifelsohne Timo Hildebrand, Jermaine Jones und Christian Fuchs. Aber auch Adam Szalai und möglicherweise sogar Benedikt Höwedes (wenn auch verletzungsbedingt) haben erst einmal ihre Stammplätze verloren.

Mit Ralf Fährmann als neuem Stamm-Torhüter sind alle Diskussionen um diese Position wirkungsvoll ausgetreten worden. War die Verunsicherung mit Hildebrand in der Kiste zweitweilig förmlich mit Händen greifbar, so scheint Fährmann mit seiner souveränen und sicheren Spielweise der Abwehr nun tatsächlich mehr Stabilität verleihen zu können.

Der meiner Ansicht nach effektivste Wechsel ist aber der im defensiven Mittelfeld. Jermaine Jones erwies sich nicht nur aufgrund seiner Spielweise als Unsicherheitsfaktor, sondern schien auch innerhalb des Mannschaftsgefüges zuletzt vor allem Unruhe zu verbreiten. Seinen vollmundigen Aussagen vor dem Saisonauftakt folgten eher mäßige Leistungen, die zwischenzeitliche Suspendierung nach dem Hoffenheim-Spiel brachte erste Wechselgerüchte auf.

Zudem offenbarte er auch noch Probleme im Umgang mit jungen Spielern wie z. B. Leon Goretzka. Anstatt diesen als erfahrener Akteur zur Seite zu stehen und eine möglichst reibungslose Integration in den Bundesliga-Kader zu fördern, fachte er wohl des öfteren unnötigerweise Konkurrenzkämpfe an.

Nichts gegen Jones‘ Leistungen in der Vergangenheit. Doch so wie es aussieht, ist seine Zeit beim FC Schalke nun wohl zurecht abgelaufen.

Kevin-Prince Boateng stellt dagegen auf dieser Position die momentan idealste Lösung dar. Zum einen ist jetzt das Problem, für den Ghanaer aufgrund der reichlich vorhandenen offensiven Qualität überhaupt einen Platz zu finden, anscheinend gelöst. Zum anderen zeigte Boateng in den letzten Spielen klar an, dass er als 6er sowohl in der Defensive als auch nach vorne der Mannschaft am besten weiterhelfen kann.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist wohl auch die Präsenz von Klaas-Jan Huntelaar auf dem Platz. Der holländische Torjäger war sofort in seinem ersten Spiel gegen den HSV erfolgreich und wurde eindeutig besser als zuletzt Adam Szalai in die Offensivaktionen eingebunden. Zudem scheint er ein bedeutenderes Standing innerhalb der Mannschaft zu haben als der Ungar. Nicht umsonst trug er trotz langer Pause die Kapitänsbinde als erster Vertreter von Benedikt Höwedes.

Auf der linken Seite haben sich nun Sead Kolasinac und etwas überraschend Chinedu Obasi mit guten Leistungen festgespielt. Damit ist hier der Zug für den momentan auch noch verletzten Christian Fuchs wohl erst einmal abgefahren. Der österreichische Nationalmannschaftskapitän konnte zuletzt allerdings seine Ansprüche auf einen Stammplatz nicht mit entsprechenden Vorstellungen unterstreichen.

Sollte demnächst auch Julian Draxler wieder fit sein, so dürfte sich Fuchs wohl für längere Zeit auf der Ersatzbank wiederfinden. Damit rückt aber auch ein möglicher Vereinswechsel des Österreichers zum Saisonende weiter ins Blickfeld.

Nicht uninteressant ist momentan auch die Entwicklung in der Innenverteidigung. Durch die Verletzung von Höwedes schien das Duo Joel Matip und Felipe Santana eigentlich eher aus der Not geboren zu sein. Doch schon der Einsatz des Kapitäns als rechter Außenverteidiger für den gelb-gesperrten Atsuto Uchida offenbarte ein kleines Problem: Wohin mit Höwedes, wenn Matip und Santana so weiter spielen?

Durch seinen erneuten Ausfall hat zwar Benedikt Höwedes eine Entscheidung in dieser Sache vorerst vertagt, doch möglicherweise könnte sich da tatsächlich ein Konflikt anbahnen. Auch der lange verletzte Kyriakos Papadopoulos drängt auf Dauer wieder zuück in die Mannschaft.

Kurzfristig sehe ich hier aber die geringsten Probleme, zumal Matip und Santana in der Vergangenheit oft auch zu den Wackelkandidaten gehörten, die nicht immer mit konstanten Leistungen überzeugen konnten.

Abwarten und Tee trinken (und freuen)…

Es ist schon erstaunlich, wie sich die Mannschaft in den ersten Spielen der Rückrunde präsentiert hat. Zu wünschen wäre ihr (und allen Schalker Fans) natürlich, dass sie diese Leistungen weiterhin so zeigen kann. Doch die schwierigen Spiele werden nicht weniger.

Kurzfristig folgt nun ein echtes Spitzenspiel in Leverkusen, langfristig stehen die Begegnung in München und natürlich das Derby beim BVB an.

Da aber die Unruhe rund um Trainer und einzelne Spieler fürs Erste beseitigt ist, kann man die kommenden Aufgaben endlich mal wieder mit einer gewissen beruhigten Spannung angehen. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, solche Herausforderungen zu bewältigen.

Hoffen wir, dass dieser Zustand möglichst lange anhält.