Zwei Schalker in Paris: Elfmeterdrama gegen Italien ohne direkte Schalker Beteiligung

Auch wenn ich Gefahr laufe, mich zu wiederholen: die Chancen für Leroy Sanè bei diesem Turnier noch zu einem Einsatz zu kommen, schwinden langsam aber sicher immer mehr dahin.

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Bei der EM in Frankreich bisher nur Zuschauer: Leroy Sanè

Trotz der möglichen Ausfälle von Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger für das Halbfinale am Donnerstag, trotz des verletzungsbedingten Aus für Mario Gomez für den Rest des Wettbewerbs. Ausgerechnet auf den offensiven Außenbahnen hat Jogi Löw immer noch die Qual der Wahl, und an der Wertschätzung des Bundestrainers für Julian Draxler, Thomas Müller und Mario Götze ist momentan kein Vorbeikommen.

Es zeichnet sich statt dessen immer mehr ab, dass Löw aufgrund dieser Personalsorgen lieber keine zusätzliche Risiken eingehen will. Auch wenn Müller bisher eher enttäuscht hat, wird der Nationalcoach an ihm festhalten, in der Hoffnung, dass seine unorthodoxe Spielweise doch noch irgendwann zum Erfolg führt.

Pech für Sanè, aber so muss der Schalker weiter darauf hoffen, dass im Halbfinale gegen Frankreich schon etwas sehr Unvorhersehbares eintritt, was eventuell seinen Einsatz rechtfertigen würde. Bis dahin wird er sich wohl anhören müssen, dass seine Zeit schon noch kommen werde, schließlich sei er ja „die Zukunft“. Doch wie bereits schon einmal ausgeführt, ist das für den Verein Schalke 04 nicht unbedingt das Schlechteste, wenn Löw Sanè nicht zu sehr ins Schaufenster stellt.

Aber zurück zum Wochenende: auch beim Viertelfinal-Thriller gegen die „Squadra Azzura“ waren Sanès Künste nicht gefragt, statt Schnelligkeit hieß es Geduld zu haben, um das italienische Abwehrbollwerk durch taktische Schachzüge auszuhebeln. Das klappte dann aber auch nicht allzu oft, denn die Italiener bewiesen wieder einmal eindrucksvoll, warum die Bezeichnung „perfekte Defensive“ offenbar südlich der Alpen erfunden wurde.

Doch Deutschland stand ihnen dabei in nichts nach, die extra für den Doppelsturm Eder/Pellè eingeführte Dreierkette Höwedes/Boateng/Hummels funktionierte einwandfrei und legte Italiens Offensivbemühungen erfolgreich an die „Kette“. Der Schalker Kapitän überzeugte dabei mit einer mehr als soliden Leistung, auch wenn er beim abschließenden „Shutout“ keinen direkten Einfluss mehr hatte. Trotzdem dürfte er im Halbfinale gegen Frankreich daher als erster Ersatzkandidat für den gesperrten Mats Hummels gelten.

Die von Mehmet Scholl direkt nach dem Elfmeter-Krimi angestoßene Kritik, die DFB-Elf hätte weiter mit dem gewohnten System spielen sollen, da man ja mit dieser Methodik auch beim WM-Sieg in Brasilien erfolgreich gewesen sei, will ich hier nicht weiter diskutieren. Am Ende hat nun mal der Sieger immer alles richtig gemacht, insofern halte ich eine Debatte in dieser Hinsicht für überflüssig. Auch wenn ich sonst mit Jogi Löw nicht immer einer Meinung bin, gibt ihm der Erfolg schlicht recht.

Richten wir unsere Aufmerksamkeit lieber auf das heutige Spiel gegen die EM-Gastgeber, die die Überraschungsmannschaft Island ziemlich humorlos und eindeutig mit 5:2 wieder auf ihre Vulkaninsel zurückschickten. Ohne Gomez, Hummels, Khedira und möglicherweise auch Schweinsteiger wird das wohl ein hartes Stück Arbeit, obwohl ich die Franzosen in der Abwehr längst nicht so sattelfest wie Italien einschätze.

Es geht daher vor allem darum, die Kreise der französischen Offensive um Paul Pogba, Dimitri Payet, Olivier Giroud und vor allem dem vierfachen Torschützen Antoine Griezmann einzuschränken. Sollte dies ähnlich wie gegen die Italiener gelingen, so halte ich ein erneutes Weiterkommen der DFB-Elf für durchaus machbar, auch wenn neben den Galliern vor allem das einheimische Publikum der Hauptgegner sein wird.