Sprachlosigkeit über den FC Schalke 04 in mausgrau

Ganz ehrlich, im Moment muss ich mich wirklich extrem überwinden, um überhaupt ein Wort zum Thema S04 zu Papier bzw. in diesen Blog zu bringen.

Red Bull Arena Panorama cropped
Panorama der Red Bull Arena in Leipzig

0:0 in Leipzig, ebenfalls torlos bei Galatasaray Istanbul in der Champions League, 0:2 gegen Werder Bremen, solche Ergebnisse machen zur Zeit nicht wirklich Bock auf blau-weißen Fußball.

Selbst wenn man anmerken will, dass die Defensive doch allmählich wieder ihr Niveau der letzten Spielzeit erreicht hat und es den Gegnern wirklich wieder sehr schwer macht, Tore gegen die Schalker zu erzielen, so bleibt dennoch eine geradezu unglaublich schwache Offensive, für die der Ausdruck „harmlos“ eigentlich regelrecht „verharmlosend“ klingt.

Vor allem Breel Embolo hätte die beiden letzten Spiele ganz allein für Königsblau entscheiden müssen, aber aus einem halben Dutzend Großchancen gelang ihm nicht ein einziger Treffer. Ist das noch Pech oder vielleicht doch schon Unvermögen? Ich kann und will das nicht beurteilen, doch es fällt mir immer schwerer, nur an Ersteres zu glauben.

Dazu noch Neuzugang Mark Uth, der seinen Torriecher (14 Buden in der letzten Saison) offenbar in Hoffenheim vergessen hat und nach 13 Partien für den S04 nur Blattschüsse produziert hat. Von Goalgetter Guido Burgstaller (immerhin schon einmal eingenetzt) oder dem Ukrainer Yevhen Konoplyanka gar nicht zu reden.

Um aber den Stürmern gegenüber fair zu bleiben, muss man auch die eigentlich größte Schwäche der Schalker ansprechen: die offensichtliche Unfähigkeit des Spielaufbaus bzw. eine erschreckend niedrige Passqoute von zuletzt nur knapp über 50 Prozent. Auf dem Platz bedeutet dies ständige Ballverluste und nur wenige gelungene Staffetten, mit denen das runde Leder überhaupt in Richtung gegnerisches Gehäuse getrieben werden kann.

Die Konsequenz daraus sind dann wiederum lange Bälle, wenn die Verteidiger vor sich keine Anspielstationen finden. Die Versuche, die daraus resultierenden Zweikämpfe zu gewinnen, haben allerdings bisher auch noch nicht wirklich gefruchtet.

Eine weitere Stärke der vergangenen Saison, das Spiel über die Flügel liegt ebenfalls weitgehend brach. Daniel Caligiuri erscheint meilenweit von seiner Bestform entfernt zu sein, und sein Counterpart auf der linken Seite, der Marokkaner Hamza Mendyl kämpft in nahezu jeder zweiten Begegnung darum, nicht vorzeitig unter die Dusche zu müssen. Trotz guter Ansätze muss man wohl konstatieren, dass Tempo und Intensität der Bundesliga momentan noch etwas zu hoch für ihn sind.

Ansonsten fehlen einem schlicht die Worte, um näher darauf einzugehen, was der S04 sich da auf dem Rasen zurechtstümpert – ein eindeutiger Rückschritt gegenüber der Vizemeister-Saison, in nahezu allen Bereichen. Und da kommt dann auch Übungsleiter Domenico Tedesco ins Spiel. Seine taktischen und strategischen Lösungsversuche der Krise (u. a. Dreier- oder Viererkette, Mark Uth auf der Achter-Position, die ständige Rotation im defensiven Mittelfeld) haben bisher eine dauerhafte Wirkung verfehlt.

Lange wird aber seine Schonzeit nicht mehr anhalten, das Gemurre auf der Tribüne und in den Sozialen Medien ist zwar noch verhalten, jedoch durchaus wahrnehmbar. Es wäre allerdings schade, wenn es wirklich zum Äußersten kommen würde. Auch um Tedesco die Möglichkeit zu geben, weiterhin langfristig im Berger Feld zu arbeiten, sollte die Mannschaft nun endlich die Kurve bekommen, sowohl ergebnistechnisch als auch spielerisch und im Abschluss. Eine ganz schöne Hypothek, die sie da mit in die nächsten Begegnungen schleppt.