Schalker Aus im DFB-Pokal: Geht das schon wieder los?

Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich vorher schon so ein ungutes Gefühl.
Eine alles andere als optimale Vorbereitung, die Nationalspieler Höwedes, Draxler und Huntelaar erst seit ein paar Tagen wieder im Training, erneut (zu) viele Verletzte, zuletzt nur noch Niederlagen gegen englische Klubs in den Testspielen.
Und dann ausgerechnet bei einem Drittligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals antreten zu müssen…

Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden

Fast gebetsmühlenartig wurde zwar immer wieder die mahnende Aussage wiederholt, man werde Dynamo Dresden bestimmt nicht unterschätzen.
Tja, die Realität zeigte aber dann doch etwas anderes: eine pomadig und uninspiriert auftretende Schalker Mannschaft, die offenbar den Testspiel-Modus der Saisonvorbereitung noch nicht abgelegt hatte.

Lange Ballbesitz-Perioden ohne großartige Bewegung, ohne öffnende Päße nach vorn, ohne Bemühungen, die Dresdener mit schnellem Tempospiel zu Fehlern zwingen zu wollen, rissen niemanden vom Hocker.
Stattdessen zeigte man sich erschreckend anfällig in der Abwehr, wirkte überrascht von der Dynamo-Taktik, mit weiten Bällen nach Außen die hoch stehenden Schalker Verteidiger zu überspielen.

Sowohl Marco Höger als auch Sead Kolasinac fanden oft keine Mittel gegen die schnellen und hochmotivierten Drittligisten und rannten oft nur hinterher. Erschreckend war zudem das fast völlig fehlende Defensivverhalten des Mittelfeldes, nach Ballverlusten blieb man schlicht stehen und überließ es den Verteidigern, das Spielgerät wieder zurück zu erobern.

Die wenigen Offensivbemühungen endeten dagegen oft schon am Strafraum der Dresdener, mangels Ideen wurde dann quergespielt, auch Schüsse aus der zweiten Reihe gab es praktisch nicht.

Kurz gesagt: es war schon ein ziemlicher Offenbarungseid, den die Schalker Spieler da im Dynamo-Stadion ablieferten. Auch Trainer Jens Keller wirkte hilflos, lediglich die Hereinnahme von Julian Draxler brachte die erhofften neuen Impulse.

Keine Taktik, keine Handschrift, kein System, von Pressing, schnellem Umschaltspiel oder Überraschungs- effekten keine Spur. Die Blauen zeigten eine ermüdendes und einschläferndes Spiel, mit dem man wohl selbst einen Bezirksligisten kaum in Verlegenheit bringen würde.

Felipe Santana ein Totalausfall, Neustädter und Prince Boateng abgetaucht, Max Meyer oft von mehreren Gegnern kaltgestellt, Sidney Sam noch ohne Bindung zum Schalker Spiel und auch Klaas-Jan Huntelaar hing viel zu oft in der Luft. Auch die eingewechselten Clemens und Barnetta vermochten keine Akzente zu setzen.

Lediglich Joel Matip (trotz seines Leichtsinnsfehlers beim zweiten Gegentor), Keeper Ralf Fährmann mit gewohnter souveräner Vorstellung und der quirlige Choupo-Moting konnten wenigstens ansatzweise überzeugen. Mit Julian Draxler kam neuer Schwung in die Schalker Bemühungen, doch auch der Nationalspieler brauchte eine längere Anlaufzeit, um richtig in Fahrt zu kommen.

Nun sollte man nach nur einem Spiel eigentlich nicht wieder sofort alles in Frage stellen, doch angesichts der kommenden Aufgaben (auswärts in Hannover, dann zuhause die Bayern und nach der Länderspielpause beim direkten Konkurrenten Gladbach) muß sich möglichst schnell ein Mentalitätswechsel einstellen.

Denn findet die Mannschaft nicht bis Samstag in den Wettbewerbs-Modus, fällt es nicht schwer voraus- zusehen, was in den nächsten Wochen in Gelsenkirchen abgehen wird. Ein erfolgloser Bundesliga-Start und die alten Diskussionen um die Trainerfrage werden gnadenlos wieder aufflammen.

Daher kann man nur hoffen, dass Dresden ein einmaliger Ausrutscher bleibt und einen Hallo-wach-Effekt hervorruft, damit es erst gar nicht zu einer größeren Krise kommen kann. Die Mannschaft hat es nun in der Hand, dies zu verhindern. Es gibt keine Ausreden mehr, die Spieler sind jetzt schon gefordert, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen.

Mit den Weltmeistern Benedikt Höwedes und Julian Draxler in der Startelf, möglicherweise auch mit Dennis Aogo auf dem Platz, sollte in Hannover anders aufgetreten werden, denn sonst droht ein wirklicher Fehlstart.

Und den will eigentlich keiner…