Schalke 04 – Einzelbewertungen Teil 3

Offensives Mittelfeld

Nachdem ich beim letzten Mal das defensive Mittelfeld abgehandelt habe, folgen hier nun die Beurteilungen und Aussichten für die Akteure aus dem offensiven Bereich:

FC Schalke 04

Julian Draxler

Den größten Sprung nach vorn hat in der vergangenen Saison ohne Zweifel Julian Draxler gemacht.

Er entwickelte sich zu einem unentbehrlichen Stammspieler im offensiven Mittelfeld der Schalker, erzielte 10 Bundesliga-Treffer und durfte erstmalig auch bei Jogi Löw von Anfang an in der Nationalmannschaft vorspielen.

Kein Wunder also, dass sich nach Ende der Spielzeit die Anfragen anderer Clubs bei Manager Heldt förmlich stapelten.

Doch Draxler entschied sich dafür, zumindest vorläufig noch „Auf Schalke“ zu bleiben. Er verlängerte seinen Vertrag und erhielt statt der bisherigen Trikot-Nr. 31 die symbolträchtige 10, ein klarer Hinweis darauf, für wie wichtig man ihn für den Verein erachtet.

Auch die Nicht-Weiterverpflichtung des Brasilianers Raffael, der erst im Winter von Dynamo Kiew gekommen war und als Draxler-Konkurrent im zentralen Mittelfeld galt, läßt darauf schließen, dass Trainer Jens Keller und das Schalke-Management hier dem gebürtigen Gladbecker eine Schlüsselposition zuweisen wollen.

Keine leichte Bürde für einen gerade mal 19-jährigen, auch wenn viele wie z. B. sein Mannschaftskapitän Benedikt Höwedes ihm schon eine beachtliche Reife attestieren.

Aber ist Julian Draxler wirklich schon so weit, die zentrale Schaltstelle bei einem Spitzenteam der Bundesliga ausfüllen zu können?

Nun, offenbar ist man bei den Verantwortlichen des FC Schalke 04 dieser Ansicht, denn bis auf den jungen Max Meyer, der nun endgültig aus dem Junioren-Team in den Profikader befördert wurde, haben die Blauen für diese Position eigentlich kaum eine Alternative.

Sicherlich könnten auch Spieler wie Michel Bastos, Tranquillo Barnetta oder auch Neuzugang Christian Clemens diese Position auch übernehmen, doch tatsächlich gilt Draxler als gesetzt für die „10“, wenn denn wie zuletzt häufig mit fünf Mittelfeld-Akteuren und nur einem Stürmer gespielt werden soll.

Ich sehe das letzlich genauso, ein Großteil des Schalker Spiels in der neuen Saison wird mit Julian Draxler stehen oder fallen. Bleibt die Hoffnung, dass Draxler seine überwiegend gute Form der letzten Spielzeit bestätigen kann und möglichst wenig schlechte Leistungen abliefert.

Jefferson Farfan

Schalke Jefferson Farfan 1

Absolut positiv habe ich den peruanischen Flügelflitzer Jefferson Farfan noch aus der letzten Saison in Erinnerung.

Bis auf einige Partien, die er verletzungsbedingt verpasste, wirbelte er auf seiner rechten Seite häufig durch die gegnerischen Abwehrreihen.

Vor allem im Verbund mit dem offensivstarken Außenverteidiger Atsuto Uchida entwickelte er immer wieder mächtigen Druck nach vorn.

„Jeff“ hat sich meiner Ansicht nach aufgrund seiner immensen Schnelligkeit, seiner genauen Flanken, aber auch wegen seiner vor allem zuletzt starken Leistungen in der Defensive zu einem unentbehrlichen Bestandteil der Schalker Mannschaft gemausert.

Es wird für jeden Konkurrenten schwer, ihn so von seiner Position zu verdrängen.

Michel Bastos

Noch ein wenig unentschlossen bin ich bei meiner abschließenden Bewertung des Brasilianers Michel Bastos.

Der Winter-Neuzugang, ausgeliehen von Olympique Lyon, schlug in seinen ersten Spielen für Schalke geradezu sensationell ein.

Drei Treffer in drei Begegnungen, dabei überragender zweifacher Torschütze in Mainz, allerdings auch kein Sieg, so lautete seine Anfangs-Bilanz.

Danach allerdings ließen seine Leistungen doch teilweise zu wünschen übrig.

Häufig konnte er sich auf seiner linken Seite nicht durchsetzen, ihm fehlte es dabei vor allem an der nötigen Schnelligkeit, während er andererseits mit feiner Technik und einem strammen Schuss beeindrucken konnte.

Mit dem Ex-Kölner Christian Clemens hat vor allem er eine Konkurrenz bekommen, die ihn noch mächtig unter Druck setzen könnte. Der U21-Nationalspieler dürfte sich vor allem auf Links seine Chancen ausrechnen, da Jefferson Farfan auf der anderen Seite wohl erst mal gesetzt sein sollte.

Da bin ich dann mal wirklich gespannt, wie sich dieses Duell um die linke Außenbahn entwickeln wird, zumal sich da auch noch Julian Draxler einschalten könnte, wenn Trainer Keller mit zwei Stürmern und ohne klassischen „10er“ spielen sollte.

PS: kurz vor Veroeffentlichung dieser Zeilen wurde bekannt, dass der FC Schalke die Ausleihe von Michel Bastos nicht verlängert und der Brasilianer den Verein nach nur einem halben Jahr wieder verlassen wird.

Tranquillo Barnetta

Ein echtes „Seuchen-Jahr“ liegt hinter dem Schweizer Tranquillo Barnetta, der in seiner ersten Saison beim FC Schalke kein Bein auf den Boden bekam und nur als Einwechselspieler zu Kurzeinsätzen auf den Platz durfte.

Seine Leistungen dabei waren allerdings zumeist nicht ausreichend und so konnte er sich auch trotz einiger Verletzungsausfälle keinen Stammplatz erkämpfen.

Auch für die neue Saison ist der Schweizer Nationalspieler, der immerhin für Bayer Leverkusen annähernd 200 Bundesliga-Spiele absolviert hat, die große Unbekannte im Schalker Kader.

Es wäre ihm zu wünschen, dass er sich durch gute Leistungen wieder ins Blickfeld des Trainer-Teams spielen und so wieder zu einer echten Alternative werden könnte.

Max Meyer

Wie jeder andere Schalke-Fan auch bin ich sehr gespannt auf die weitere Entwicklung des erst 17-jährigen Ausnahmetalents Max Meyer.

Dem technisch äußerst beschlagenen U17-Nationalspieler wird eine leuchtende Zukunft vorausgesagt, sein Potential mit dem von Mario Götze oder sogar Lionel Messi verglichen.

Nun, sicherlich ist es etwas zu vermessen, den Durchbruch Meyers schon in dieser Saison vorrauszusetzen. Wie bei jedem begabten Jugendlichen wird man auch ihm Zeit geben müssen, um sich an das Niveau der Bundesliga langfristig heranarbeiten zu können.

Was Max Meyer allerdings bei seinen Einsätzen in der letzten Saison gezeigt hat, war doch schon sehr vielversprechend. Und auch über mangelndes Selbstvertrauen braucht man sich wohl nicht zu beklagen, lud er sich mit der Trikotnummer „7“ des spanischen Stürmerstars Raul doch eine gewisse Bürde auf.

Interessant dürfte die Situation im Schalker Mittelfeld aber dann werden, wenn Meyer schon jetzt nachdrücklich Ansprüche auf vermehrte Spielzeit stellen würde.
Da heißt es aber doch erstmal abwarten, mit gelungener Champions-League-Qualifikation dürfte auch die Anzahl der zu absolvierenden Spiele wieder ansteigen und jeder Spieler im Kader gefordert werden.

Und Konkurrenz belebt ja bekanntlich sowieso das Geschäft, wie es so schön heißt.

So, jetzt nähern wir uns dem Ende dieser kleinen Reihe. Beim nächsten Mal sind die Stürmer dran, und dann wird’s echt Zeit, dass die neue Saison beginnt.