S04: Ruhe im Pott nach Sieg über Berlin und der Transfer-Deadline

Die Steine waren schon recht groß, die vielen Schalker Fans nach dem 3:0-Heimauftakt gegen die Herthaner aus Berlin vom Herzen gefallen sind.

2019-06-11 Fußball, Männer, Länderspiel, Deutschland-Estland StP 2064 LR10 by Stepro
Niklas Stark, einer der beiden Berliner Eigentor-Schützen

Sagenhafte neun sieglose Heimspiele hatten die Blau-Weißen hinter sich, der letzte Erfolg datierte vom 20. Januar 2019, als der S04 noch hoffnungsfroh mit 2:1 über den VfL Wolfsburg in die Rückrunde der letzten Saison startete. Viel ist seitdem passiert in Gelsenkirchen, einen erneuten Sieg auf eigener Scholle gab es allerdings bisher noch nicht.

Der wurde nun endlich vor jubelnder Kulisse nachgeholt und auch die Mithilfe der Hertha durch zwei Eigentore konnte die Begeisterung nicht wirklich bremsen. Die Truppe von David Wagner zeigte sich von Anfang an hochmotiviert und ging mit viel Einsatzwillen in diese Partie.

Wie bereits in den beiden vorangegangenen Begegnungen überzeugte die Mannschaft sowohl kämpferisch als auch spielerisch und brachte so die Handschrift ihres Übungs-leiters überzeugend auf den Rasen. Wenig lange Bälle, umsomehr kurze Pässe waren das hauptsächliche Mittel, um trotzdem schnell umschalten zu können und vor des Gegners Tor zu kommen.

Doch genau da haperte es noch zu Beginn des Spiels. Die Abschlüsse der Blauen blieben vorerst wieder harmlos und die größte Chance in dieser Anfangsphase hatte ausgerechnet Herthas 20-Millionen-Neuzugang Dodi Lukebakio, dessen Tunnelversuch aber von Alex Nübel souverän abgewehrt werden konnte.

Zunehmend geriet der Hauptstadtclub in der Folgezeit allerdings immer mehr unter enormen Schalker Druck, den vor allem der überragende Engländer Jonjoe Kenny gemeinsam mit Daniel Caligiuri über die rechte Seite vorantrieb. Und wenn die Knappen dann nicht selber einnetzen können muss es halt der Gegner übernehmen. Eine scharfe Hereingabe von Caligiuri ließ Herthas Innenverteidiger Niklas Stark nicht mehr die Möglichkeit, den Ball am Gehäuse vorbei zu klären.

Nach dem Pausentee ging es so weiter und folgerichtig landete auch der Rettungsversuch von Karim Rekik bei einem Burgstaller-Schuss im eigenen Netz. Zuvor hatte eben dieser Guido Burgstaller einen weiteren Blackout von Stark nicht verwerten können und so war die 2:0-Führung der Blauen durchaus in Ordnung.

Am Ende schraubte der schon genannte Kenny mit einem sehenswerten „Strahl“ das Ergebnis auf eine angemessene Höhe, denn eine in der zweiten Halbzeit immer schwächer und inaktiver werdende Hertha hatte letztlich Glück, nicht noch höher zu verlieren. Schalke aber feierte nach acht Monaten endlich den erfolgreichen Schlussstrich unter eine gruselige Serie, die durchaus als Sinnbild der vergangenen Spielzeit gesehen werden konnte.

Mit den Altlasten eines gewissen Herrn Heidel hatten die Knappen auch in der Transferphase dieses Sommers zu kämpfen. Yevhen Konoplyanka, Hamza Mendyl und Nabil Bentaleb, aus verschiedenen Gründen aus dem Kader verbannt, lagen wie schwer verkäufliche Ware im Regal des S04. Trotzdem konnten Innenverteidiger Ozan Kabak vom VfB Stuttgart und Benito Raman aus Düsseldorf sowie U21-Goalie Markus Schubert und eben Jonjoe Kenny vom FC Everton verpflichtet werden.

Auf dem letzten Drücker gelang dann noch die Ausleihe von Juan Miranda (Barcelona), der Bastian Oczipka auf der linken Außenverteidigerposition Konkurrenz machen soll. Den Verein verließen u. a. neben Breel Embolo auch Sebastian Rudy, Mendyl und Konoplyanka unmittelbar vor der Transfer-Deadlinie. Dagegen blieb Bentaleb Schalke vorerst erhalten, vor allem wohl wegen einer Knieverletzung, die eine Ausleihe an Werder Bremen verhinderte.

Vermutlich war es auch dieser gescheiterte Abgang des Algeriers, der die Suche der Blauen nach einer Verstärkung im Sturm letztlich scheitern ließ. Meines Erachtens schwerer wirkt allerdings die Erkenntnis, dass man finanziell gegenüber einigen Klubs ins Hintertreffen geraten ist, die man vor nicht allzu langer Zeit noch in Sachen Transfers ausstechen konnte. Hier hat die kurze desaströse Heidel-Ära besonders schwere Schäden hinter-lassen.

Inwieweit nun die neue sportliche Leitung um Jochen Schneider und Michael Reschke da etwas anders hätte machen können sei einmal dahin gestellt. Diese Debatte empfinde ich als müßig, da Hintergründe eher nicht bekannt sind und andere (sportlich und finanziell bessergestellte) Vereine sicher gewaltig mitgemischt haben. Man sollte sich stattdessen nun voll auf die laufende Saison konzentrieren.

Gerade im Sturm kann es eigentlich nur besser werden. Ahmed Kutucu, die wieder genesenen Mark Uth und Rabbi Matondo oder auch Steven Skrzybski sind heiß auf Spielzeit. Raman und Burgstaller werden nicht ewig ihrer Form hinterher laufen. Selbst Fabian Reese konnte in der Vorbereitung auf sich aufmerksam machen. Alternativen sind also vorhanden und Trainer David Wagner hat nun die Wahl, und das nicht nur im Angriff.

Schalke geht meiner Ansicht nach klar besseren Zeiten entgegen. Lasst Mannschaft und Übungsleitern einfach die Gelegenheit möglichst ohne größeren Druck in Ruhe zu arbeiten. Wird schon werden…