S04: Gelungener Start in die Rückrunde durch Doppelpacker Caligiuri

So manchem königsblauen Fan dürfte eine Zentnerlast vom Herzen gefallen sein. Mit dem 2:1-Erfolg über den VfL Wolfsburg konnte der FC Schalke 04 einen erfolgreichen Start in die zweite Halbserie der Bundesliga vermelden.

2018-08-17 1. FC Schweinfurt 05 vs. FC Schalke 04 (DFB-Pokal) by Sandro Halank–144
Schoss Blau-Weiß mit einem Doppelpack zum Sieg gegen die Wölfe:
Rechtsverteidiger Daniel Caligiuri

Allerdings musste man von zwei Augen schon mindestens eines fest zudrücken, um sich über diese Leistung uneingeschränkt freuen zu können. Denn die erste Halbzeit lieferte bis auf den verwandelten Elfmeter des Deutsch-Italieners in der 8. Minute recht wenig Gründe dafür.

Die Wolfsburger wirkten trotz des frühen Rückschlages insgesamt kompakter, ball- und passsicherer. Und nur der überraschend für Stamm-Torwart Ralf Fährmann aufgebotene Goalie-Youngster Alexander Nübel verhinderte mindestens zweimal einen Rückstand der Gelsenkirchener. Nach 20. Minuten war allerdings auch er machtlos, als Elvis Rexhbecaj nach einem Pfostenschuss der Niedersachsen die Konfusion in der Schalker Hinter-mannschaft nutzte und den Abpraller zum Ausgleich im S04-Netz versenkte.

Durchaus verdient übrigens, denn das Team von VfL-Coach Bruno Labbadia gab sich zu diesem Zeitpunkt einfach galliger und spielfreudiger. Sein Gegenüber Domenico Tedesco musste dagegen missmutig konstatieren, dass rund 30 Prozent Ballbesitz (wieder einmal) nicht ausreichten, um der Begegnung einen Stempel aufdrücken zu können.

Der Schalker Übungsleiter reagierte dann auch in der Pause, löste die starre Viererkette mit Oczipka, Nastasic, Sanè und Caligiuri auf und ließ nun mit einer situationsbedingten variablen Dreier-/Viererformation in der Defensive agieren, mit der die Blauen ein Übergewicht im Mittelfeld herstellen wollten.

Das funktionierte in der Folge durchaus, kamen die Knappen doch nach der Unter-brechung wie verwandelt aus der Kabine. Der wiedergenesene Mark Uth rückte jetzt stärker in die Zentrale, während Caligiuri fast wie ein Flügelstürmer auftrat und so das Schalker Spiel immer mehr in die Wolfsburger Hälfte verlagerte. Vor allem der US-Amerikaner Weston McKennie leitete in dieser Phase einige gute S04-Möglichkeiten ein.

Danach verflachte die Begegnung wieder, und bis auf eine Großchance der Wolfsburger durch den Holländer Wout Weghorst tat sich vor den Toren beider Mannschaften wenig. Doch schließlich war es das Duo der beiden besten blauweißen Feldspieler McKennie und Caligiuri, welches sich mit der Punkteteilung nicht zufrieden geben wollte und mit einer energischen Angriffsleistung die Entscheidung erzwang.

Wie bereits eingangs gesagt sorgte Doppelpacker Caligiuri somit für ein kollektives Durchatmen auf der Schalker Seite, denn trotz eines eher mittelmäßigen Auftritts vermieden die Knappen durch seine Tore einen ähnlichen Fehlstart wie in der Hinrunde. Da fielen dann gewisse Misstöne aus der Winterpause oder auch die Trainerentscheidung gegen Fährmann nicht mehr ganz so diskussionswürdig aus.

Wobei ich die Wahl der neuen Nummer 1 im Schalker Gehäuse durchaus nachvollziehen kann. Eine ohne Frage mutige Entscheidung von Tedesco, die ihm im Falle eines Misserfolges sicherlich um die Ohren gehauen worden wäre. Doch Ralf Fährmann hat bei aller Achtung für seine Person (auch als einer der letzten echten Schalker) sportlich zuletzt einfach zu viele Beulen gebaut, man denke an die verunglückte Faustabwehr vor dem Gegentor in Augsburg, die zwei schweren Patzer in Stuttgart und auch bei beiden Treffern der Leverkusener sah er recht unglücklich aus. Für Nübel spricht dagegen, dass dieser Augenblick sehr viel von einem „Neuer-Moment“ hat und sich der junge Keeper wie damals der heutige Nationaltorhüter gegen Frank Rost freischwimmen sollte.

Denn es ist davon auszugehen, dass Alex Nübel sich nicht mehr auf Dauer mit der Reservisten-Rolle zufrieden geben wird. Dafür ist er schlicht und einfach zu gut geworden. Für Fährmann stellt das natürlich eine unbefriedigende Situation dar, kann er sich doch für seine fraglos zahlreichen Verdienste aus der Vergangenheit zu Zeit nichts kaufen.

Spannend wird es auch sein, wie sich diese Entscheidung auf den Rest der Mannschaft auswirkt. Gegen Wolfsburg konnte zumindest von einer Schwächung nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil hielt Nübel allein Schalke im Spiel und zeigte auch bei Abwürfen und mit dem Ball am Fuß sein Können, eigentlich ja die ganz große Schwäche seines Konkurrenten.

Unbefriedigend geklärt erscheinen mir dagegen die offenen Fragen, die den Wirkungsbereich des Sportdirektors Christian Heidel betreffen. Vor allem die Tatsache, dass bis zum Rückrundenstart nicht ein einziger Neuzugang präsentiert werden konnte, verstört nach vollmundigen Ankündigungen doch ein wenig. Zumal mit Naldo auch noch einer von nur drei Innenverteidigern den Verein verlassen durfte (musste?) und die Personaldecke in der Abwehr somit zum Zerreißen gespannt anmutet.

Auch die momentane Größe des Lazaretts (Bentaleb, Harit, Konoplyanka, Embolo, Burgstaller und di Santo) ließe sich mit neuem Personal zumindest teilweise besser kompensieren als ohne, vor allem im Sturm sollten ja eigentlich sowieso Verstärkungen her. Nun ja, die Transferperiode dauert ohnehin noch bis zum 31.01., vielleicht läßt sich da ja noch was bewegen.