In Los Angeles und der gesamten Major League ändert sich das Starting Pitching

Die Playoffs 2018 brachten uns den Begriff „Bullpenning“. Und die Saison 2018 insgesamt den Ausdruck „Opener“.

Kenta Maeda Dodgers Game 5 of 2016 NLCS 10
Dodgers-Starter Kenta Maeda in der Saison 2016

Der Gebrauch der Starting Pitcher im professionellen Baseball verändert sich derzeit rapide. Im Makrobereich gilt dies für die gesamte Major League Baseball. Und auf der Mikroebene eben auch für die Los Angeles Dodgers.

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte – seit 1890 – sahen die Dodgers kein komplettes Spiel eines Werfers. Ebenso gab es seit 2015 auch keinen 200-Inning-Starter mehr – damals konnten noch sowohl Clayton Kershaw als auch Zack Greinke beide dieses Ziel erreichten. Die Südkalifornier besaßen in den letzten drei Saisons auch nur einen Pitcher, der 30 Starts in einer Spielzeit absolvierte – den Japaner Kenta Maeda im Jahre 2016.

Aber das ist nur der Anfang einiger Statistiken, die aufschlussreich darüber reden, wie wenig das Starting Pitching heute noch im Baseball verwendet wird. 2018 gab es 42 komplette Spiele in den Majors – ein Allzeittief. Vor zwei Jahren betrug diese Zahl noch 83, was aber auch schon die drittniedrigste Zahl aller Zeiten bedeutete.

In den letzten fünf Saisons fiel der Rückgang der kompletten Spiele sehr konstant aus und trifft dabei mit einem Rückgang der durchschnittlichen Innings pro Start zusammen. Doch obwohl die Anzahl der kompletten Spiele der Dodgers stetig zurückgegangen ist, haben sie im Jahr 2018 ihre höchste Anzahl an Innings pro Start seit 2015 gesehen.

Insgesamt fällt neben der Reduzierung der Gesamtanzahl an Spielen und Innings pro Start der enorme Rückgang der Begegnungen mit 100 Würfen und mehr je Starting Pitcher auf. Im Jahr 2018 gab es 1.225 Spiele, in denen ein Starter (laut Baseball Reference) mindestens 100 Pitches warf. Das sind weniger als die 1.576 Begegnungen in der Saison 2017 sowie die 1.737 im Jahr 2016.

Die Dodgers absolvierten 2018 25 Spiele, bei denen ihre Starter mindestens 100 Pitches in einer Begegnung geworfen hatten. 2015 waren es noch 54. Im Jahr 2014 waren es 80 – immerhin nur knapp unter der Hälfte aller ihrer Spiele in dieser Saison.

Logischerweise stellt sich angesichts dieser Datenflut die entscheidende Frage: Ist es eine erfolgreiche Strategie, seine Starting Pitcher weniger lang einzusetzen?

Die Antwort darauf scheint noch strittig zu sein, doch es gibt Anzeichen dafür, dass die Teams umsatteln mussten, um die immer erfolgreichere Offensive zu bekämpfen, da die Starter in der Regel weniger Erfolg haben, sobald die Anzahl ihrer Würfe in den dreistelligen Bereich gelangten. Von 2014 bis 2017 stieg die Major League OPS vs. Pitcher im Bereich von 91–106 Würfen jedes Jahr an: von .706 im Jahr 2014, auf .730 im Jahr 2015, .768 im Jahr 2016 und .786 im Jahr 2017. In der Saison 2018 fiel die OPS wieder auf .735, da immer weniger Starter so tief in die Spiele gingen.

Die Dodgers waren in den Majors bei der Marke von 91 bis 106 Würfen das drittbeste Team mit einer OPS von .567 – ein erheblicher Rückgang im Vergleich zu .650 im Jahr 2017. (Die Dodgers hatten auch die siebtniedrigste Anzahl an Spielen in den Majors, in denen ein Pitcher mindestens 91 Würfe machte) Vor fünf Jahren erlaubten die Starter noch eine .789 OPS im Bereich der Pitches 91–106.

In den Playoffs fallen diese Zahlen der Major League-Starter noch extremer aus. In diesem Jahr wurde ein Allzeithoch von 49,7 Prozent aller Postseason-Innings von Relievern geworfen – gegenüber dem letzten Höchststand von 46,5 Prozent im Jahr 2017. In den Playoffs 2018 absolvierten die Starting Pitcher im Durchschnitt 4,68 Innings pro Einsatz, fast ein Inning weniger als vor fünf Jahren.

Demgegenüber leisteten die Werfer der Dodgers jedoch im Jahr 2018 im Durchschnitt fast ein Inning mehr als im Schnitt der Major League (5,46 Innings), mehr als 2/3 eines Innings länger als 2017 (4,76 Innings pro Start). Dodger-Reliever standen dagegen in nur 42,5 Prozent der Dodgers 2018-Nachsaison-Innings auf dem Werferhügel.

Es ist schwer zu sagen, was denn nun am besten funktioniert – mehr oder weniger Einsatzzeiten der Starter. Im Jahr 2018 führte Cleveland die Majors bei den Innings je Starting Pitcher an und gelangte so in die Playoffs. Oakland belegte dabei nur den 27. Platz und erreichte trotzdem die Postseason. Die Dodgers wiederum schafften den achten Platz und World-Series-Gewinner Boston dagegen nur Rang 17.

Cleveland und Houston rangierten auf Rang 1 und 2 in der Kategorie der meisten Spiele mit 100 oder mehr Würfen der Starting Pitcher, Milwaukee und Oakland allerdings nur auf Platz 29 und 30. Alle erreichten aber die Playoffs…