Anhaltende Probleme mit dem Bullpen führten zu entäuschendem Saisonende

Es war nur ein Wurf in einem Spring-Training-Spiel, doch es sollte sich als eine Warnung vor dem Ungemach erweisen, welches den L. A. Dodgers am Ende der Saison zum Verhängnis werden sollte.

Fear the Beard, Brian Wilson

Brian Wilson warf diesen Pitch gegen Addison Russell, einen Minor-Leaguer in Diensten der Oakland A’s, und pitching coach Rick Honeycutt bemerkte dabei Unstimmigkeiten in seinem Bewegungsablauf. Daraufhin begaben sich Manager Don Mattingly und die Team-Ärzte zum Werfer-Hügel, um das Problem näher zu untersuchen. Aber Wilson beharrte darauf, dass alles in Ordnung war und so durfte er weiter pitchen.

Auch für den größten Teil der Saison 2014 bestand Brian Wilson darauf, fit zu sein und er erhielt die Erlaubnis, seiner Arbeit auf dem Mound nachzugehen. Doch das war nicht der Brian Wilson, der nach seiner zweiten Tommy-John-Operation Mitte 2013 einen Kontrakt bei den Dodgers abschloss und als erfolgreicher Setup man für Closer Kenley Jansen fungierte.

Der Wilson des letzten Jahres wurde dafür mit einem Zwei-Jahres-Vertrag belohnt, der ihm in der nächsten Saison 10 Millionen Dollar einbringen würde.
Der Wilson diesen Jahres ging dagegen im April mit einer Reizung des „Ellennervs“ auf die Disabled List, angeblich auch um den Arm nach dem unterbrochenen Spring-Training zu stärken. Doch seine Wurfgeschwindigkeit kehrte nicht zurück, obwohl er im September mit der Behauptung, er könne sehr wohl noch 95 mph werfen, würde dies aber für die Playoffs aufbewahren, im Clubhouse für Aufsehen sorgte.

Als dann allerdings die Postseason kam, stellte sich heraus, dass Wilsons optimistische Prognose weder von Radarpistolen noch den Schlagmännern des Gegners geteilt wurden und auch Mattingly sie ihm nicht mehr abkaufte. Und so mussten sich die beiden unerfahrenen Rookies Pedro Baez und Carlos Frias im Bullpen warm werfen, als Clayton Kershaw im schicksalhaften letzten Spiel gegen die St. Louis Cardinals in Schwierigkeiten geriet.

„Nun, es ging halt um die Frage, gibt es da jemanden im Team, der besser ist, selbst wenn Clayton nur eine kurze Pause hatte und offensichtlich an einem kritischen Punkt angekommen war.“ äußerte sich Mattingly zu der Frage, ob er Kershaw in Spiel 4 früher ausgewechselt hätte, wenn er denn einen zuverlässigeren Bullpen gehabt hätte.

Um genau einen solchen Kommentar zu vermeiden, hatten die Dodgers 34 Mill. $ allein in ihren Bullpen gesteckt. Der größte Anteil davon ging an Free Agents, um die Lücken zu füllen, die durch das eigene Farmsystem nicht geschlossen werden konnten. Der Club hatte gerade erst wieder das internationale Scouting verstärkt, welches von den früheren Besitzern weitestgehend vernachlässigt worden war.

Das eigene Nachwuchssystem zu verändern dauert allerdings Jahre, und es gibt da momentan einfach keinen vielversprechenden Reliever unter den Top-Talenten. Die Nachwuchshoffnungen Julio Urias, Grant Holmes, Chris Anderson, Zach Lee, Tom Windle und Chris Reed werden allesamt als Starter in Betracht gezogen.

Baez, der früher sogar an der Third Base gespielt hatte, erlaubte Matt Holliday den entscheidenden Homerun bei Kershaws Niederlage im ersten Spiel, während Frias, der im September erstmals nach acht Minor-League-Jahren in die Majors hochgeholt wurde, noch niemals eine Playoff-Begegnung bestritten hatte.

Den Rookies beim Aufwärmen zuschauen mussten die früheren Closer Brandon League und J.P. Howell. Mit Chris Perez saß ein weiterer ehemaliger Closer zuhause vor dem Fernseher, nachdem er nicht für die Playoffs nominiert worden war.

Ebenso nur auf der Bank saßen Veteran Jamey Wright und Scott Elbert, dem man zwei Monate früher nach zwei Jahren mit andauernden Ellbogen-Problemen schon einmal die Freigabe erteilt hatte, dann aber nach einigen guten Vorstellungen als weiteren Linkshänder anstelle von Paco Rodriguez in den Postseason-Roster berufen hatte. Elbert allerdings war die Niederlage in Spiel 3 angerechnet worden.

Wilson, der bis dahin in 16 Playoff-Spielen noch keinen einzigen Earned Run hinnehmen musste, warf nur einmal gegen die Cardinals, als die Dodgers in Spiel 3 mit zwei Runs zurücklagen. Er gestattete Jhonny Peralta einen Double, schickte Matt Adams mit einem Intentional Walk auf Base, und wurde nach einem Strikeout gegen Yadier Molina durch Howell ersetzt, als der Linkshänder Jon Jay ans Schlagmal kam.

Manager Mattingly setzte Wilson in dieser Saison eher vorsichtig ein, überwiegend gegen Rechtshänder, aber nur sehr selten gegen Linkshänder.

So stellte Brian Wilson sicherlich ein Synonym für die Bullpen-Probleme in Los Angeles dar, die allerdings noch durch die plötzliche Formschwäche von J.P. Howell weiter verschärft wurden. Nach fünf starken Monaten geriet der Linkshänder im September plötzlich aus dem Tritt und fand seine Form auch nicht mehr wieder.

Mangels überzeugender Alternativen sah sich Mattingly aufgrund der Unzuverlässigkeit seines Bullpens am Ende gezwungen, seinen besten Starting Pitcher unbedingt im Spiel zu lassen, solange er noch in Führung lag. Eine schicksalhafte Entscheidung, die dem Team letztlich die weitere Playoff-Teilnahme kostete und seinen Weg zum Saisonziel „World Series“ schon frühzeitig beendete.

Wo aber war die weitere Auswahl an Relievern?

Javy Guerra, ein weiterer früherer Closer, wechselte während der Saison nach seiner Freistellung zu den Chicago White Sox. Veteran Paul Maholm verletzte sich im August am Knie und fiel für den Rest des Jahres aus. Ebenso Chris Withrow, nach starken Vorstellungen in der Vergangenheit eigentlich ein heißer Kandidat für den Job im achten Inning, den eine Blessur am Ellenbogen zu einer Tommy-John-Operation zwang. Jose Dominguez kam seit dem 25. Juli aufgrund einer Entzündung in der Schulter nicht mehr zum Einsatz. Und Onelki Garcia verpasste nach Operationen an Ellbogen und Knie fast die komplette Saison.

Dass die Dodgers mit acht Relievern in die Playoffs gingen, (anstelle von sieben wie in der letzten Spielzeit) verdeutlichte klar die Probleme, die der Klub hatte, den Ball mit einer Führung an Kenley Jansen zu übergeben. In der Serie gegen die Cardinals erzielten die Bullpen-Pitcher nur eine ERA von 6.48, während sie in der regulären Saison noch bei 3.80 gelegen hatte.