Flassbeck: Der Staat erhöht die Steuern nicht, um die Schulden abzubauen, sondern um andere Ziele zu erreichen…

…Folglich bleibe ich bei meiner Position: Der Staat braucht keine höheren Steuern, um seine Schulden zu reduzieren, sondern um ganz andere Ziele zu erreichen. Er kann die Steuern erhöhen, aber das wird es ihm aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erlauben, seine Verschuldung zu verringern.

Heiner Flassbeck
Heiner Flassbeck bei einem Vortrag in Bremen 2015

Der Staat ist eben nicht mit einem Unternehmen vergleichbar, das in einer wirtschaftlichen Schieflage selbstverständlich versucht, seine Ausgaben zu reduzieren und seine Einnahmen zu erhöhen.

Der Staat kann und muss die gesamtwirtschaftliche Schieflage dadurch beheben, dass er seine Aus-gaben ganz unabhängig von seiner haushaltswirtschaftlichen Situation erhöht und sich die Mittel dafür am Kapitalmarkt besorgt.

aus Relevante Ökonomik von Heiner Flassbeck

Wie die „Menschenrechte“ zur Waffe des Westens wurden

Am 1. August jährte sich zum 50. Mal das Inkrafttreten des Abkommens von Helsinki. Das goldene Jubiläum der Veranstaltung verlief ohne viel Mainstream-Kommentare oder Anerkennung.

Nach einem bilateralen Treffen posieren Präsident Gerald R. Ford und der sowjetische Generalsekretär Leonid Breschnew auf den Stufen der amerikanischen Botschaft in Helsinki, Finnland, flankiert von Außenminister Henry Kissin(...) - NARA - 23898495
Von links nach rechts: Henry Kissinger, Leonid Breschnew, Gerald Ford und Andrei Gromyko
vor der US-amerikanischen Botschaft in Helsinki, im Juli 1975

Dennoch war das Datum absolut erschütternd, und seine zerstörerischen Folgen hallen heute in ganz Europa und darüber hinaus nach.

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VWL: Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 12: Zentral-bankzins und Devisenbilanz

In den bisherigen Beiträgen dieser Reihe waren wir zu dem Schluss gekommen, dass in einem moder-nen Bankensystem die Politik der Zentralbank den Kreditinstituten die Richtung für ihr Handeln vorgibt.

Hauptverwaltung Frankfurt der Deutschen Bundesbank
Regionalbüro Frankfurt der Deutschen Bundesbank

Ist die Zentralbank „mit dem Markt in Fühlung“ (so formulierte es Wilhelm Lautenbach in seinem Werk “Zins, Kredit und Produktion” (1952)), so bedeutet die Festlegung des Zinssatzes ein eindeutiges Signal, das auch dementsprechend von der Kreditwirtschaft beachtet wird.

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Argentinien gerät in die übliche Untergangsschleife, die die Austerität unweigerlich mit sich bringt

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ ist ein altes Sprichwort, das bedeutet, dass ein Bild eine sehr komplexe Botschaft schneller ausdrücken kann als ein geschriebenes Traktat – wie es in diesem Blogbeitrag folgen wird.


Die bulgarische IWF-Chefin Kristalina Georgiewa mit der Kettensäge am Revers

Bei der Frühjahrstagung 2025 des IWF in Washington schwärmte IWF-Chefin Kristalina Georgieva davon, wie gut es Argentinien aufgrund der harten Sparpolitik („Schocktherapie“) gehe, die der der-zeitige Präsident Javier Milei auf sein Land losgelassen habe.

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Economic History: Sparmaßnahmen in Griechenland

Als Reaktion auf die schwere Wirtschaftskrise, die 2009 begann, führte Griechenland ab 2010 eine Reihe von Sparmaßnahmen durch.

Attika 06-13 Athen 40 Blick von Lykabettus
Blick über die griechische Hauptstadt Athen

Diese Maßnahmen waren Teil der Bedingungen, die die Europäische Union (EU), die Europäische Zen-tralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) für den Erhalt von Rettungspaketen für Griechenland festgelegt hatten.

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Robert F. Kennedy Jr. ist Amerikas Trofim Lyssenko

In den frühen Jahren der UdSSR war die sowjetische Genetik international anerkannt. Dann kam Trofim Lyssenko, ein Agronom, der Stalin davon überzeugte, dass er die mühsame Genetik der Pflanzen-züchtung umgehen und durch die Weitergabe erworbener Eigenschaften Weizenstämme entwickeln könne.

Lyssenko mit Stalin
Lyssenko (links) während einer Rede 1935 im Kreml, rechts oben Stalin

Das passte gut zur sowjetischen Philosophie, dass die Menschheit durch Politik verändert werden könne. Sowjetische Wissenschaftler, die sich weigerten, der Genetik abzuschwören, verloren ihre Jobs*. Der Lyssenkoismus trug zu Hungersnöten bei, die Millionen von Menschen in der UdSSR und der Volks-republik China töteten.

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Grüner sozialer Wohnungsbau: Lehren aus Wien

„Wien ist die Welthauptstadt des sozialen Wohnungsbaus. Über 40 Prozent der Wohneinheiten der Stadt sind Sozialwohnungen, die der Mehrheit der Mieter der Stadt ein Zuhause bieten.

2020-05-23 Gemeindebau Bruno-Marek-Hof Gumpendorferstrasse mural
Gemeindebau Bruno-Marek-Hof in der Gumpendorferstrasse in Wien

Und da die Bevölkerung der Stadt in den letzten zwei Jahrzehnten gewachsen ist, hat Wien weiterhin erschwingliche, schöne Sozialwohnungen gebaut, in denen Ärzte neben Hausmeistern wohnen und Großeltern nur eine Straße von ihren Enkeln entfernt wohnen.

Heute schützt der Wiener Sozialbau die Bewohnerinnen und Bewohner sowohl vor Immobilienspeku-lation als auch vor dem Klimakollaps.

Unsere Studie skizziert die wichtigsten Merkmale des grünen sozialen Wohnbausystems in Wien und unterstreicht die Lehren für den US-amerikanischen Kontext.

Der kommunale grüne soziale Wohnbau in Wien ist ein Beispiel dafür, wie Länder und Städte im Kontext einer konservativen Bundesregierung dennoch mutig handeln können, um die Wohn- und Klimakrise ge-meinsam zu bewältigen.

Obwohl die Geschichte und die Institutionen Wiens einzigartig sind, glauben wir, dass politische Ent-scheidungsträger und Praktiker in den USA sofort ähnliche Ergebnisse erzielen könnten.“

aus Green Social Housing: Lessons from Vienna

Die langfristigen Schäden der Austerität in Südeuropa

Hat die Sparpolitik nach der Großen Finanzkrise zu dauerhaften Schäden geführt? Ja, das hat sie, vor allem in Südeuropa. Die Arbeitsmarktreihen für Spanien, Italien und Griechenland zeigen große negative Diskontinuitäten, die bis heute andauern.


Langzeitarbeitslosigkeit in % der gesamten Erwerbslosigkeit in einzelnen EU-Staaten

Griechenland: Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist im historischen Vergleich derzeit relativ niedrig. Sie ist auch im Vergleich zu den skandinavischen Ländern und Spanien niedrig.

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VWL: Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 11: Wertpapier-käufe und Bankenliquidität

In diesem Beitrag geht es um die Auswirkungen, die bestimmte Umdispositionen der Sparer auf die Bestände an Bankeinlagen haben. Legen nämlich diese Sparer ihre Vermögen, die als Scheck- oder Sparguthaben bei den Banken hinterlegt sind, in Wertpapieren an oder geben sie als Kredite heraus, so reduziert sich damit das Kreditvolumen der Banken.

Frankfurt Am Main-Neue Boerse von Suedosten-20120222
Das Gebäude der Frankfurter Wertpapierbörse

Bemerkenswert ist es nach Wilhelm Lautenbach dabei, dass durch solche Vorgänge keinerlei Ver-änderungen bei den laufenden Ersparnissen eintreten, stattdessen sich aber die Liquidität der Banken verbessert.

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