Über die Anfänge der RAF…und Peter Urbach

Es erscheint wie ein Anachronismus aus längst vergangenen und doch immer wieder diskutierten Zeiten. Mit der Festnahme von Daniela Klette rückte noch einmal ein deutsches Stück Geschichte in die Gegenwart: die der Roten Armee Fraktion (RAF)

RAF-Logo
Das bekannte Logo der Rote Armee Fraktion

Während allerdings über die „Hochzeit“ dieser bekanntesten deutschen Terrororganisation Unmengen von Artikeln und Büchern erschienen sind und jegliche Aspekte über die Beweggründe ihrer wohl bekanntesten Köpfe wie Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Christian Klaar oder Brigitte Mohnhaupt in alle Richtungen filetiert wurden, so ist aber manches über ihre Entstehungsgeschichte noch völlig unklar.

Die interessanteste Story dabei ist die von Peter Urbach, seinerzeit sowohl V-Mann des Berliner Verfassungsschutzes als auch Lieferant von Waffen und Bomben an militante linke Gruppen.

Was über den Lebenslauf des auch „S-Bahn-Peter“ genannten Aktivisten und Agent Provocateur der West-Berliner Behörden bekannt ist, kann man auf der oben verlinkten Wikipedia-Seite nachlesen. Leider kann der angeblich im Mai 2011 in Kalifornien verstorbene Urbach aber keine Angaben mehr zu alldem machen, was nirgendwo geschrieben steht:

Die mögliche (Mit-)Verantwortung des Verfassungsschutzes und damit auch des deutschen Staates für das Entstehen der RAF.

Er hatte beharrlich dazu geschwiegen, gedeckt von der Anonymität seines zweiten Lebens in den USA. Die Worte „Rainer, wenn du wüsstest!“ gelten als seine letzte Aussage zu den Hintergründen seiner damaligen Tätigkeit im Berlin zwischen 1968 und 1971, getätigt gegenüber dem Ex-Kommunarden Rainer Langhans.

Der Journalist Willi Winkler stellte 2012 nach Urbachs Tod fest: „Der V-Mann und Agent provocateur besorgte der ersten Generation der RAF Waffen und Equipment. Aus historischer Perspektive müsste der Berliner Verfassungsschutz als Pate der Roten-Armee-Fraktion gelten.

Ja, man wüsste gern mehr, zum Beispiel darüber, wie sich die staatlichen Organe heute zu der Politik des früheren Innensenators stellen, auch darüber, welche dubiosen Mittel sonst noch eingesetzt wurden, um angeblich Terrorgruppen wie die RAF zu bekämpfen.“

Leider ist dieser Faden der Geschichte mit dem Ableben von Peter Urbach gerissen – und bisher von den deutschen Behörden auch nicht wieder aufgenommen worden. Schade, aber so bleibt viel Raum für mögliche Spekulationen, befeuert durch abenteuerliche Storys über den Verfassungsschutz und seine V-Männer, wie zu RAF-Zeiten der Schmücker-Prozess, die Anwesenheit von Klaus Steinmetz in Bad Kleinen oder das Oktoberfestattentat 1980. Neuere Fälle sind beispielsweise der NSU, der Anschlag vom Breitscheidplatz in Berlin und das NPD-Verbotsverfahren.

Man mag sich kaum vorstellen, was für einen Skandal dann nähere Einzelheiten über den S-Bahn-Peter und seine staatlichen Führungsorgane beinhalten könnten.