Makroökonomische Bedeutung des Sparens: übermäßiges Sparen führt zu Nachfrageausfall, die Gewinne aus den bereits getätigten Investitionen sinken, es stehen weniger unternehmensinterne Finanzierungsquellen (Eigenkapital) zur Verfügung und die Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe sinkt. Außerdem ist es wenig wahrscheinlich, dass Unternehmen bei sinkender Nachfrage noch Erweiterungsinvestitionen tätigen.
1. Eine solide Mehrheit der Ökonomen ist inzwischen der Meinung, dass selbst in einem kapitalistischen System Vollbeschäftigung durch ein Ausgabenprogramm der Regierung gesichert werden kann, sofern ein entsprechender Plan vorliegt um alle existierenden Arbeitskräfte in eine Tätigkeit zu bringen.
Riccardo Bellofiore, Professor an der Universität von Bergamo, erklärt wie der Manage-mentkapitalismus der Nachkriegszeit in den 1970er Jahren in eine Rentabilitätskrise geriet und sich anschließend in eine neue Phase verwandelte, in der sich die Rolle der Banken änderte, Haushalte zu Nettokreditnehmern und Unternehmen zu Netto-kreditgebern wurden.
Bellofiore schlägt vor, die Erkenntnisse der Hypothese der finanziellen Instabilität von Hyman Minsky zu überarbeiten und sie mit der keynesianischen Theorie des Währungs-kreislaufs zu kombinieren, um zu erklären, wie sich die Quelle von Risiko und Instabilität in der modernen Wirtschaft von Unternehmen zu traumatisierten Arbeitnehmern und verschuldeten Verbrauchern verlagert hat.
Unter den neuen Umständen reichen herkömmliche politische Instrumente nicht aus, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Regierungen sollten Programme staatlicher Investitionen in Betracht ziehen, um Stabilität zu gewährleisten und produktives Kapital für die Zukunft aufzubauen.
Johannes Schmidt (Hochschule Karlsruhe) – Vor welchen wirtschaftspolitischen Fehlern kann uns die Saldenmechanik bewahren?
Bedia Sahin (Europäischen Akademie der Arbeit Frankfurt, EADA) – Buchungsmechanik und Kausalität in der Zahlungsbilanz.
Erhard Glötzl – Das Fundamentalparadoxon der Geldwirtschaft als Ursache für die Ohnmacht der Schuldner. Warum es immer wieder zu (griechischen) Schuldentragödien kommt.
Die Idee, dass sich jede Volkswirtschaft von einer Rezession erholen kann, solange wir Steuern senken, Regulierungen abbauen und Zinssätze reduzieren, hätte längst den Weg des iPod gehen sollen, aber aus irgendeinem Grund verweilt sie immer noch in den Elfen-beintürmen der Universität von Chicago, konservativen Denkfabriken und all jenen, die völlig von der Realität losgelöst sind. Bis jetzt.
Die Covid-19-Pandemie wird die Staatsverschuldung weltweit auf ein Niveau erhöhen, welches zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht wurde. Doch gibt die steigende Staatsverschuldung wirklich Anlass zur Sorge? Neue ökonomische Ideen und Theorien deuten zumindest vorerst nicht darauf hin.
A thread on the damages of excel: 1. Rogoff and Reinhart had found that high public debt hampers growth, a finding used to justify austerity cuts. They hadn't selected the entire row to average growth rates. In fact, growth is *higher* at 90% public debthttps://t.co/YY6LAVeh3Apic.twitter.com/ZYNxG7FO6m
Um die Erklärungen zu liefern, mit denen die Lehre von der Unmöglichkeit eines Überschusses aller Waren aufgegriffen werden muss, müssen wir einen Moment auf das Argument hinweisen, mit dem diese Unmöglichkeit gemeinhin aufrechterhalten wird.
Im Laufe der Zeit und während 2020 zu Ende geht beginnt man die lange sorgsam gehegte Idee, dass Regierungen wie Haushalte und Unternehmen zu betrachten sind, die ihre Schulden zurückzahlen müssen oder sogar Staatsdefizite überhaupt durch Schulden finanziert werden müssen, zunehmend als Fehler zu entlarven.
Es wird mehr oder weniger eine Rückwendung zu Keynes geben mit Außnahme der Vorstellung, dass das keynesianische Ziel, das Budget im Laufe des Zyklus auszugleichen – Defizite in schlechten Zeiten, Überschüsse in guten Zeiten – keine Rolle mehr spielt, soweit das denn überhaupt noch jemand in letzter Zeit erreicht hatte.
In Zukunft wird 2020 als das Jahr angesehen, in dem Keynes 2.0 seinen Anfang nahm – als Geld- und Fiskalpolitik verschmolzen und eine differen-ziertere Regierungstheorie in Kraft trat, in der die Ausgaben außer der Kapazität der Wirtschaft keine Grenzen haben.
Da die Verschuldung weiterhin monetarisiert wird, wird auch deutlich, dass ohne wirtschaftliche Engpässe Ausgaben und Defizite ohne negative Auswirkungen auf Inflation und Wohlfahrt steigen können.
Eine Regierung, die einen Überschuss erzielt, liquidiert buchstäblich entweder ihr eigenes Land oder ein anderes, in welches sie Kredite vergeben oder investiert hat.
Haushaltsdefizite sind eine natürliche Folge übermäßiger privater Ersparnisse.
Trotz der Sparmaßnahmen der Fiskalbehörden auf der ganzen Welt weisen die öffentlichen Finanzsalden fast immer und überall Defizite auf. Dies ist kein Zufall: Die fundamentale makroökonomische Identität besagt, dass die übermäßige Ersparnis des Privatsektors der Nettokreditvergabe plus dem Finanzdefizit des öffentlichen Sektors entspricht.