Löhne senken – immer noch die falsche Medizin

Selbst der Vorsitzende der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften (ja, derjenige, der alljährlich die Gewinner des „Sveriges-Riksbank-Preises für Wirtschafts-wissenschaften in Erinnerung an Alfred Nobel“ vorstellt) verbreitete schon vor Jahren die Behauptung, dass das Beschäftigungsniveau auf lange Sicht ein Ergebnis der eigenen rationalen intertemporalen Entscheidungen der Menschen sei und dass die Frage, wieviel gearbeitet wird im Grunde eine Sache von Anreizen darstelle.

Irgendwie klingt dieses Argument reichlich bekannt. Bei der Verleihung des „Nobel-preises“ im Jahr 2011 erklärte Thomas Sargent, dass die Arbeitnehmer auf niedrige Arbeitslosenentschädigungen vorbereitet sein sollten, um die richtigen Anreize für die Jobsuche zu erhalten. Der schwedische rechte Finanzminister begrüßte damals die Aussage von Sargent und erklärte, dass dies eine „gesunde Warnung“ für diejenigen sei, die die Entschädigung erhöhen wollten.

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Kurt Tucholsky 1931 – „Kurzer Abriß der Nationalökonomie“ Zitate Teil 3

2018-07-18 Sterne der Satire - Walk of Fame des Kabaretts Nr 04 Kurt Tucholsky-1057
Sterne der Satire – Walk of Fame des Kabaretts in Mainz,
Stern Nr. 4 von Kurt Tucholsky.

Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andre werde gepumptes Geld zurückzahlen. Tut er das nicht, so erfolgt eine sog. ›Stützungsaktion‹, bei der alle, bis auf den Staat, gut verdienen. Solche Pleite erkennt man daran, daß die Bevölkerung aufgefordert wird, Vertrauen zu haben. Weiter hat sie ja dann auch meist nichts mehr.

aus Sudelblog.de – Kurzer Abriß der Nationalökonomie

Der Trugschluss der Loanable Funds-Theorie

Die Loanable Funds-Theorie ist in vielerlei Hinsicht nichts anderes als ein Ansatz, bei dem schlicht und einfach die vorherrschende Zinsrate in einer Gesellschaft als der Preis für Kredite der Banken oder für andere Darlehen gedacht ist und von Angebot und Nachfrage bestimmt wird – wie Bertil Ohlin es einmal ausführte – „genauso wie der Preis von Eiern und Erdbeeren auf einem Dorfmarkt.“


Der Markt für Kreditfonds gemäß neoliberaler Theorie

Das ist ein sehr schönes Märchen, doch das Problem dabei ist, dass Banken keine Tauschhändler sind, die bereits vorhandene ausleihbare Mittel von Einlegern auf Kreditnehmer übertragen. Warum nicht? Weil es in der realen Welt einfach keine bereitgestellten verleihbaren Fonds gibt. Banken schaffen neue Mittel – als Kredit – nur, wenn sich jemand vorher verschuldet hat! Denn Banken sind Geldinstitute, keine Tauschhändler.

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Die richtigen Anreize bleiben eminent wichtig

Um den Schulden aus seinem Studenten-Dasein zu entkommen, überlegte Chad Haag sogar in einer Höhle zu leben. Er hatte einen Freund, der genau dies machte.

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Wildlebende Elefanten in Indien

Nach einigen Überlegungen entschied er sich jedoch für einen weniger riskanten Plan. In diesem Jahr übersiedelte er in den Dschungel nach Indien. „Ich habe Amerika hinter mich gebracht“, so Haag, 29 Jahre alt.

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Beunruhigender Nebeneffekt der Einkommensungleich-heit: die Mordrate

Einkommensungleichheit kann im gesamten ökonomischen Spektrum zu allen möglichen Problemen führen – aber am erschreckendsten ist dabei der Mord.

Actor lying behind caution tape
Schauspieler als Mordopfer hinter einem Absperrband liegend

Nach Ansicht von Martin Daly, dem emeritierten Professor für Psychologie an der McMaster University in Ontario, der diese Verbindung seit Jahrzehnten untersucht, prognostiziert die Ungleichheit – die Kluft zwischen den Reichsten und Ärmsten innerhalb einer Gesellschaft – Mordraten besser als jede andere Variable.

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Eine einfache moderne Geld-Geschichte – die Buckwell-Insel etabliert eine eigene Währung

Irgendwann haben sich viele vermutlich Fragen gestellt wie diese: Woher kommt eigentlich eine eigene nationale Währung? Wie funktioniert so ein eigenständiges Währungssystem überhaupt?

Coral reef on Nauru
Korallenriff am Strand von Nauru, einem der kleinsten Inselstaaten der Welt

Warum sollten die Leute eine nationale Währung überhaupt akzeptieren? Wie können wir darauf vertrauen, dass eine nationale Währung nicht zusammenbricht und dass die Menschen sie weiterhin bei ökonomischen Transaktionen annehmen werden? Kann eine Regierung jemals pleite gehen und ihre Bürger die Rechnung dafür bezahlen lassen? Kann diese finanzpolitische Fähigkeit möglicherweise sogar ein Problem für eine Administration werden?

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Über das Versagen der konföderierten Geldpolitik im US-Amerikanischen Bürgerkrieg

Der ultimative Zusammenbruch der Politik der [konföderierten] Regierung bestand darin, dass sie nicht erkannte, dass die Währungsemission ihre zweckmäßigste Methode gewesen wäre, Ressourcen richtig einzusetzen.

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1-Dollar-Banknote der Konföderierten Staaten aus dem Jahr 1862


Obwohl eine schwere Inflation die Folge war und eine weit verbreitete Unzufriedenheit entstand, nahm die Regierung keine alternative Politik an. Am Ende lähmte sie damit den effektivsten Weg sich neue Ressourcen zu beschaffen, und ihre Finanzen kollabierten, als sie ihre Gläubiger nicht mehr für Waren und Dienstleistungen bezahlen konnte.

Godfrey (1978), S. 37

Die Geschichte der öffentlichen Finanzen der Konföderation ist eine der großen und anhaltenden Haushaltsdefizite, der sich ausweitenden Schulden, explodierender Inflation und einer entwerteten Währung.

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Das durchaus erklärbare Geheimnis der US-Staatsschulden

Amerikas aktuelle „Staatsverschuldung“ beläuft sich auf immerhin 21,5 Billionen US-Dollar.

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US-Staatsschuldenuhr an der Kreuzung 6th Avenue und 44th Street
in Manhattan, New York, Februar 2017

Wenn Politiker und Wirtschaftsexperten über diese „Schulden“ reden (sich sorgen, ärgern, die Hände reiben, mit den Zähnen knirschen oder wie auch immer), nehmen sie implizit – gemeinsam mit ihren Zuhörern, Lesern und potenziellen Wählern – an, dass diese fantastische Summe letztendlich auch zurückgezahlt werden muss.

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Yanis Varoufakis – Unter dem Deckmantel der Marktwirtschaft

Die Austeritätspolitik dominiert das Denken in den westlichen Staaten, weil drei wichtige Gruppen sie für das allein selig-machende Mittel halten: die Feinde des starken Staates, etliche europäische Sozialdemokraten und die steuersenkungsver-rückten Republikaner in den USA. Sie destabilisieren damit Wirtschaft und Gesellschaft.

Yanis Varoufakis - El Desperttador 2016
Yanis Varoufakis bei einem Interview 2016 in Madrid.

Keine politische Strategie ist in Zeiten der Rezession so kontraproduktiv wie das Streben nach einem Haushaltsüberschuss, um die Staatsverschuldung einzudämmen – auch als Austerität bekannt, also strenge Sparpolitik eines Staates.

Angesichts des nahenden zehnten Jahrestags des Zusammenbruchs von Lehman Brothers ist daher die Frage angebracht: Warum erfreute sich Austerität derartiger Beliebtheit bei der politischen Elite des Westens, nachdem der Finanzsektors im Jahr 2008 implodiert war?

Varoufakis im DGB-Debattenportal Gegenblende