Wilhelm Lautenbach: Kapitalbildung und Sparen – Teil 4

Fortsetzung von Teil 3:

Um die Wechselbeziehungen zwischen Investition, Produktionsvolumen, Einkommen und Verbrauchsquote klarzulegen, will ich zunächst auf die Bestimmungsgründe der Verbrauchsquote noch etwas näher eingehen.

Anteile von Faktorkosten, Abschreibungen und Unternehmergewinn an den abgesetzten Verbrauchsgütern
Zusammenhang zwischen Investition und Produktionsvolumen

Zunächst ist festzustellen, daß die einzelnen Wirtschaftssubjekte, welche verbrauchen, ihren Aufwand nicht nur aus Einkommen bestreiten. Ersparnisse werden verzehrt, Konsum wird durch Kredit finanziert. Aber auch diese irreguläre Finanzierung des Verbrauchs hängt wieder vom allgemeinen Geschäftsgang und Einkommensstand ab.

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Wilhelm Lautenbach: Kapitalbildung und Sparen – Teil 3

Fortsetzung von Teil 2:

Unter welchen Bedingungen wird nun das in einer Periode hergestellte Verbrauchsgut zu Preisen abgesetzt werden können, die den Grenzkosten entsprechen?

Anteile von Faktorkosten, Abschreibungen und Unternehmergewinn an den abgesetzten Verbrauchsgütern
Zusammenhang zwischen Investition und Produktionsvolumen

Wann wird also, indem wir das vorhin [in Teil 2] gebrauchte Zahlenbeispiel wieder aufgreifen und ein Unternehmereinkommen von 21 als „normal“ postulieren, eine Verbrauchsgutmenge, deren Produktionswert 120 ist (nämlich F + A + U = 84 + 15 + 21) tatsächlich auch zu 120 abgesetzt werden?

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Wilhelm Lautenbach: Kapitalbildung und Sparen – Teil 2

Fortsetzung von Teil 1:

Volkswirtschaftlich wird Kapital gebildet, wenn die technische Ausstattung einer Volkswirtschaft in irgendeiner Weise vergrößert oder verbessert wird, also wenn über den Ersatz des Verschleißes hinaus Produktionsanlagen irgendwelcher Art oder dauerhafte Nutzungsgüter, wie etwa Häuser, geschaffen werden, oder wenn die Vorräte größer werden.

Anteile von Faktorkosten, Abschreibungen und Unternehmergewinn an den abgesetzten Verbrauchsgütern
Zusammenhang Investition und Produktionsvolumen

Ganz allgemein gesagt: Die volkswirtschaftliche Kapitalbildung setzt bestimmte Dispositionen in der Sphäre der Produktion voraus. Unter Sparen verstehen wir auf der anderen Seite ein bestimmtes Verhalten der Einkommensbezieher, nämlich den Verzicht auf den Verbrauch eines Teiles des Einkommens.

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Wilhelm Lautenbach: Kapitalbildung und Sparen – Teil 1

Kaum eine andere Frage der Nationalökonomie ist so verwickelt und zugleich so um- stritten wie das Problem der Kapitalbildung und des Sparens.

Bundesarchiv Bild 183-1982-0114-501, Berlin, Jägerstraße, Reichsbank
Die Reichsbank in der Werderstraße, Berlin 1933

Eine richtige und plastische Anschauung von dem Sachverhalt gewinnt man nur, wenn man sich den ganzen Wirtschaftskreislauf vorstellt, und so würde eine erschöpfende Behandlung des Problems eine Darlegung der gesamten ökonomischen Theorie, besonders der Geld- und Kredittheorie, erfordern.

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Wilhelm Lautenbachs Kritik der „klassischen“ Zinstheorie

[Die klassische Zinstheorie] erklärt oder umschreibt [den Begriff Kapital] als vorgetane Arbeit; das Kapitalangebot soll durch die Ersparnisse bestimmt sein, die zuweilen noch als vorgetane Arbeit in Gestalt eines Vorrats von Subsistenzmitteln aufgefasst werden, auf deren unmittelbaren Konsum die Sparer verzichtet haben.

Euromünzen und Scheine
Euromünzen und -scheine

Jedenfalls ist nach dieser Auffassung immer ein bestimmter Fonds von Ersparnissen gegeben, und durch den Zins soll die Kapitalverwendung auf den Betrag dieses Sparfonds beschränkt werden. Der Logik des theoretischen Systems entspräche es, das Sparen selber als eine Funktion des Zinses aufzufassen.

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Wilhelm Lautenbach über verstärktes „Sparen“ und seine fatalen Folgen

…Wir wollen einmal unterstellen, eine Wirtschaft befände sich auf mäßigem Beschäftigungsniveau im Gleichgewicht und nunmehr veranlasste irgendein äußerer Umstand die Angehörigen dieser Wirtschaft, sich im Verbrauch mehr zu beschränken, ohne daß sich im Warenangebot oder im Einkommen bis dahin schon etwas geändert habe.

Unterstellen wir, die Einkommenbezieher würden durch eine wirkungsvolle Propaganda veranlaßt, weniger auszugeben und mehr zu sparen! So etwas wäre zwar ein Schildbürgerstreich, aber durchaus nicht außer dem Bereich der Möglichkeit.

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Das Problem mit den Elterntaxis – und die Analogie zu den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen

Sein Kind in die Schule zu fahren ist gefährlicher, als es selbst gehen zu lassen. Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag des ADAC zeigt: Auch die Kinder vor der Schule sind in Gefahr, wenn Eltern ihre Kleinen bis vor die Schultüre fahren.

Zitat aus einer vom ADAC beauftragten Studie

Barn i trafikken, Karin Beate Nosterud

Immer mehr wird demnach der elterliche Begleitverkehr, hauptsächlich mit dem PKW bis möglichst vor das Schultor, zu einem eminenten Sicherheitsrisiko und auch einer gesellschaftlichen Frage.

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Nachtrag zum Lautenbach-Plan: das Versagen von SPD und Konservativen ebnete Hitler den Weg

Als die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler die Macht im Deutschen Reich ergriffen, befand sich die deutsche Wirtschaft als Folge der Weltwirtschaftskrise noch in einem komatösen „Tiefschlaf“.

Bundesarchiv Bild 102-02985A, Berlin, Fackelzug zur Machtergreifung Hitlers
Berlin, Fackelzug der SA zur Machtergreifung Hitlers
am Abend des 30. Januar 1933

Die Industrieproduktion betrug nur noch etwa die Hälfte des Vorkrisenstandes von 1928 und neue Investitionen konnten nur noch zu einem Drittel den Ersatzbedarf decken. Die Zahl der Erwerbslosen wuchs erneut, vergleichbar mit dem vorangegangenen Winter, auf über sechs Millionen, jede dritte Arbeitskraft war ohne Beschäftigung.

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Leistungsbilanzsalden: von der „Schuld“ der Kreditgeber

Interessant ist das schon, was da gerade wieder rund um die griechische Schuldenkrise abläuft.

Twenty euro banknote and coins
Griechische 20-Euro-Banknote und Münzen unter einem Ouzo-Glas

Von Moral und Schuld wird geredet, die Gleichsetzung von Täter, Sünder und „Schuldner“ bleibt ein immer wieder bemühtes Narrativ zur Verurteilung der Kreditnehmer, Schulden sind in der öffentlichen Diskussion weiterhin ein erheblicher moralischer Makel.

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Der Kredit, das unbekannte Wesen

Angesichts der offenbar unendlichen Euro-Krise kann man nicht oft genug auf eine der leider nur wenig bekannten makroökonomischen Grundregeln hinweisen:

Salaping papel Euro

Niemand muss sparen, damit andere einen Kredit erhalten; aber jemand muss einen Kredit aufnehmen, damit andere sparen können.

Will jemand Unternehmer werden, hat aber selbst kein Geld, muss er es sich von der Bank leihen, die es ihm per Mausklick neu schafft.
Erst wenn er Löhne zahlt und seine Arbeiter nicht alles ausgeben, entsteht Ersparnis.

Das alles heißt freilich nicht, dass die Zentralbank nur ordentlich Geld drucken muss und niemand sparen darf, damit alle im wirtschaftlichen Paradies leben.

Die eigentliche Beschränkung für den Wohlstand der Menschen ist immer noch die Verfügbarkeit tatsächlicher Arbeitskraft und tatsächlicher Maschinen.

Solange aber Menschen keine Arbeit finden und Maschinen brach liegen, muss irgendjemand mehr ausgeben und dazu auch die Mittel – notfalls direkt von der Zentralbank – bekommen.

aus flassbeck-economics: Der Kredit, das unbekannte Wesen