Star Wars: die Radikalisierung des Luke Skywalker oder auch ein gutes Beispiel, wie Meinungsmache funktioniert

Von uns verachtete Menschen – wie Terroristen, in den USA früher aber auch die Sklavenhalter oder für manche progressive Amerikaner heute die Republikaner – betrachten sich selbst als besonders gut, ehrenwert und würdig, obwohl sie Dinge tun, die wir als unfassbar teuflisch und böse bezeichnen.

Mark Hamill (1980)
Mark Hamill, Darsteller des Luke Skywalker in Star Wars (1980)

Zu verstehen, wie sich solche Personen selbst sehen, ist die erste Stufe, um überhaupt irgendeine Art von Fortschritt in der Weltpolitik erreichen zu können. Verständnis muss eben gerade nicht Zustimmung oder Duldung bedeuten.


Von seiner Einführung in Teil IV „Eine neue Hoffnung“ (als einfacher Bauernjunge blickte er in den Sonnenuntergang von Tatooine) bis zu seiner schlußendlichen Verwandlung in einen radikalisierten Rebellen in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (als jemand, der den Leichnam seines eigenen Vaters in Brand setzt und die erfolgreiche Bombardierung des Todessterns feiert) ist jeder Film der Original-Trilogie ein weiterer Schritt in Lukes Abstieg in den Terrorismus.

Durch die Sprache, die wir verwenden – „Terroristen“, „radikalisieren“ – setzen wir sie außerhalb unseres Fassungsvermögens, und sie erweist sich als nützlich etwa für die Anordnung von Drohnenangriffen, nicht aber für das Verständnis, warum Menschen sich verführen lassen und wie man sie wieder zurückbringen könnte.


Der Prozess der Radikalisierung, wie er von Anthony Stahelski im Journal der Homeland Security beschrieben wurde, hält fest, dass Terroristen in der Regel:
– aus Familien kommen, in denen der Vater dauerhaft abwesend ist (check),
– Schwierigkeiten haben, Beziehungen außerhalb des Familie zu knüpfen (check),
– von Gruppen angezogen werden, die Akzeptanz und Kameradschaft versprechen (Schachmatt).
Luke entspricht genau dieser Art von isolierten unzufriedenen jungen Männern, die die Rekrutierer des Terrors bevorzugt suchen.

Die Analogie erscheint zwar etwas arg strapaziert und gekünstelt, doch festzuhalten, dass wir möglicherweise die gleichen Gefühle spüren, die auch auf Terroristen gewirkt haben könnten, ist eine sehr beunruhigende, aber ebenso äußerst nützliche Erfahrung. Auch wenn es sich nur um einen Film handelt.


Mit Darth Vader als letztem Opfer von Lukes Jihad haben Obi-Wan und Yoda erfolgreich einen weiteren jungen Mann in ihrem Netz des Jedi-Extremismus eingefangen. Nun wird auch klar, dass Star Wars eindeutig ein warnendes Beispiel vor den Gefahren der Radikalisierung darstellt, und wie sogar ein scheinbar harmloser junger Mann, der eigentlich auf Tatooine leben sollte, zum Terroristen von nebenan werden kann.

(eigene Übersetzung eines bemerkenswerten Blogbeitrages des amerikanischen Ökonomen John Cochrane sowie der Zitate aus dem verlinkten Artikel)