S04: Und schlimmer geht immer…

So langsam gehen mir ehrlich gesagt die innovativen Überschriften aus, um den desaströsen Zustand der Schalker noch zutreffend beschreiben zu können. Hatte es beim 1:1 in Wolfsburg wenigstens noch zu einem Punkt bei einem sicheren Champions-League-Teilnehmer gereicht, so half eine nur anfangs starke Gelsenkirchener Elf eine Woche später der grauen Maus Mainz 05 ohne viel Gegenwehr wohl zum endgültigen Klassenerhalt.

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Hatten die Schalker in den ersten zwanzig Minuten noch mit ein wenig Offensiv-Fußball und einigen guten Chancen durchaus Hoffnung auf ein besseres Spiel geweckt, so reichte ein Doppelschlag des Mainzer Verteidigers Stefan Bell nach knapp dreißig Minuten völlig aus, die Mannschaft wieder einmal in völliger Tristesse versinken zu lassen.

Anstatt in der zweiten Halbzeit alles zu versuchen, um wenigstens noch eine Ergebniskorrektur zu erreichen, kamen die Blauen mit einer solch schlechten Leistung aus der Kabine zurück, dass es den meisten Beobachtern nahezu völlig den Atem verschlug.

Ein wenig Pressing, eine gut organisierte Abwehr, ein relativ flottes Umschaltspiel und gnadenlose Effektivität: es bedurfte nicht einmal einer besonders herausragenden Leistung der Mainzer, um sich die Schalker wirkungsvoll vom Leibe zu halten.

Einmal ein Stellungsfehler von Matija Nastasic, dann ein verlorenes Kopfballduell von Joel Matip. Zwei hohe und präzise geschlagene Eckbälle der Rheinhessen reichten völlig aus, um nach gut einer halben Stunde alle guten Ansätze der Schalker wieder einmal zunichte zu machen.

Neben der schwachen Leistung der Mannschaft muss man aber auch (wieder einmal) Trainer Roberto Di Matteo mit in die Kritik einbeziehen. Seine taktische Aufstellung vor dem Spiel war mir ehrlich gesagt ein Rätsel, vor allem offensiv: mit Farfan und Sane auf den Flügeln hätte man ja noch rechnen können, doch die Rolle von Eric-Maxim Choupo-Moting blieb mir eher verborgen.

War er nun zweiter Stürmer (etwas zurückhängend) neben Klaas-Jan Huntelaar oder sollte er eine Art Spielmacher sein? Was es auch sein sollte, beides ist ihm missglückt, da ihm offenbar selbst nicht klar war, welche Funktion er überhaupt ausfüllen sollte. Und für das Schalker Aufbauspiel, in letzter Zeit eh schon die Achillesferse der Mannschaft, hatte dieser taktische Fehler dramatische Folgen.

Da es in der Zentrale für die eher defensiv ausgerichteten Sechser Höger (später auch Aogo) und Neustädter in dieser Aufstellung keine Anspielstation gab, verlegten sie sich wie auch die Verteidiger immer mehr auf lange Bälle nach vorn in die Spitze, um Choupo oder Huntelaar damit direkt zu bedienen. Ohne Not beraubten sich die Schalker auf Geheiß ihres Trainer somit von Anfang an um das taktische Mittel eines geordneten Aufbaus durch die Mitte.

Und das, obwohl mit Max Meyer, Julian Draxler und Kevin-Prince Boateng genau die drei Spieler nur auf der Bank saßen, die diese Rolle eigentlich ausfüllen sollten bzw. für sich beanspruchen. Eigentlich nicht zu verstehen, zumal Meyer in der Vorwoche bei den VW-Städtern auch nicht besser/schlechter als der Rest des Teams gespielt hatte. So blieb den Schalkern folgerichtig nur noch der Versuch des Aufbaus über die Flügel oder eben lang und schmutzig hoch nach vorn, zwei Varianten, auf die sich die Mainzer spätestens nach zwanzig Minuten recht gut eingestellt hatten.

Und wenngleich Di Matteo im Laufe der zweiten Halbzeit korrigierend eingriff und mit Goretzka und Draxler offenbar wesentlich offensiver und durchdachter spielen lassen wollte, verpuffte dieser Ansatz nahezu wirkungslos. Und genau das ist es, was mir im Moment die größten Sorgen bereitet: während wir vor allem in der Verteidigung inzwischen durchaus solide stehen und eines der abwehrstärksten Teams der Rückrunde sind, hat sich der Angriff in einem geradezu dramatischen Ausmaß zurück entwickelt.

Aus einer der torgefährlichsten Offensiven der Liga hat Di Matteo nur noch ein ganz laues Lüftchen gemacht, und auch die Anzahl der herausgespielten Chancen ist gewaltig gesunken. Weder Huntelaar noch Choupo-Moting haben seit der Winterpause auch nur einen einzigen Treffer erzielt, während ausgerechnet Youngster Leroy Sane mit seinen Toren den einzigen Lichtblick darstellt.

Für die letzten vier Spiele kann die Devise jetzt nur lauten, irgendwie diesen Zustand zu verändern und zu verbessern. Denn Hoffenheim ist nur noch zwei Punkte, Dortmund und Bremen noch drei Punkte zurück. Nach den zuletzt gezeigten Leistungen muss man ganz klar selbst um die Europa-Liga zittern. Und um aufrichtig zu sein: mit Auftritten wie zuletzt gegen Freiburg oder in Mainz haben die Blauen auf dem internationalen Pflaster überhaupt nichts verloren.

Und nun kommt Samstag ausgerechnet Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens mit seinem extrem abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart in die Arena. Das Szenario, sollte es gegen die Schwaben keine drei Punkte geben, wage ich mir eigentlich kaum vorzustellen, da sich die Fans schon in Mainz von der Mannschaft abgewendet hatten. Gleichzeitig spielen die Dortmunder in Hoffenheim…