S04: Eigentlich hätte auch in Kölle ein Sieg drin sein müssen

Bis zur 77. Minute des 1:1-Unentschiedens am Sonntag beim 1. FC Köln hätte ich die Ansicht des FC-Sportdirektors Jörg Schmadtke, er habe eine leistungsgerechte Punkteteilung gesehen, gerne unterschrieben.

2012-02-25 Koeln09 (6937875429)
Innenraum des Rhein-Energie-Stadions in Köln

Drei Großchancen später (durch Guido Burgstaller und die eingewechselten Max Meyer und Eric Maxim Choupo-Moting) war ich mir da nicht mehr so sicher. Mit dem Pfostentreffer des überragenden Leon Goretzka aus der ersten Halbzeit ergab sich plötzlich ein klares Chancenplus der Schalker, welches auch die langen Phasen der zwischenzeitlichen Passivität mehr als ausglich.

Die Kölner dagegen hatten außer dem Tor von Anthony Modeste (allerdings aus leicht abseitsverdächtiger Position) gerade noch zwei Fernschüsse durch Milos Jojic und den Japaner Osako zu bieten, ansonsten bissen sich die Geißböcke an der soliden Gelsenkirchener Abwehr die Zähne aus.

Die letzten zwanzig Minuten gehörten nahezu komplett den Blau-Weißen, die aber angetrieben von Goretzka und dem unauffällig-auffälligen Benjamin Stambouli den verdienten Lohn am Ende nicht einfahren konnten. Vor allem bei der Großchance von Burgstaller war der Jubelschrei schon raus, ehe der Ball doch noch unfassbarer Weise am langen Eck vorbeiging. Schon schade, dass man das Blitztor von Alessandro Schöpf nach nicht einmal zwei Minuten nicht besser zu nutzen vermochte.

Positiv zu vermerken bleibt allerdings die defensive Stabilität der Mannschaft, die auch in schwächeren Phasen bewahrt blieb und ebenso in den Spielen vorher schon so zu beobachten war. Einen Goalgetter wie den Franzosen Modeste (jetzt schon 17 Saisontore!) kann man halt über 90 Minuten nicht immer vollständig ausschalten, ansonsten minimierte man die Anzahl der Kölner Angriffe doch sehr effektiv.

Somit blieb den Schalkern eine absolut erfolgreiche Woche verwehrt, nachdem am Donnerstag in der Europa League schon ein überraschend deutlicher 3:0-Auswärtssieg in Saloniki eingefahren werden konnte. Bei den Griechen überstand die Truppe von Trainer Markus Weinzierl eine stürmische Anfangsphase von PAOK, ehe man ab Mitte der ersten Halbzeit immer mehr das Kommando übernahm und auch prompt durch den Österreicher Burgstaller in Führung ging.

Im Hexenkessel des Toumba-Stadions behielten die Königsblauen nun die Oberhand über die schwarz-weißen Heimkicker und kamen durch zwei späte Tor von Max Meyer und Klaas-Jan Huntelaar zu einem letztlich ungefährdeten, aber erstaunlich hohen Erfolg, mit dem zugleich eine glänzende Ausgangsposition für ein Weiterkommen in dieser Woche gelegt wurde.

So wird Weinzierl morgen ein wenig rotieren können, da bei allem Respekt vor PAOK Saloniki nicht davon auszugehen ist, dass die Griechen hier 4:0 gewinnen werden. Also kann mit ziemlicher Sicherheit schon mal für das Achtelfinale geplant werden, mal schauen, wer uns da so als Gegner zugelost wird.

Ansonsten beschleicht mich bei dem Gedanken an ein Spiel gegen Saloniki unwillkürlich die Erinnerung an die unrühmlichen Geschehnisse, die die letzte Begegnung dieser beiden Teams im internationalen Fußball begleiteten. Obwohl ich dieses Mal nicht im Stadion bin, ein ungutes Gefühl bleibt trotzdem. Ich hoffe nur, dass das doch recht eindeutige Ergebnis des Hinspiels dabei hilft, größere Unruhen zu vermeiden.

Und dann kommt am Sonntag Hoffenheim, im Moment wohl DIE Überraschungsmannschaft der Bundesliga. Die Truppe von Jung-Trainer Julian Nagelsmann dürfte neben den Bayern und Newcomer Leipzig momentan zu den am schwersten zu knackenden Nüssen im deutschen Fußball gezählt werden. Ein echter Prüfstein vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale in München…

PS: Ansonsten gab der Verein in Person des Sportdirektors Christian Heidel die Umwandlungen der Leihgeschäfte von Nabil Bentaleb und später auch Yevhen Konoplyanka in feste Verpflichtungen bekannt. Ich finde das gut, nicht nur im Falle des Algeriers Bentaleb, der seinen Wert für Schalke bereits mehrfach unter Beweis gestellt hatte.

Auch bei Konoplyanka bin ich der Ansicht, dass er über genügend Potential verfügt, um sich beim S04 auf Dauer durchzusetzen. Selbst wenn diese Verträge natürlich ein gewisses Risiko beinhalten, da das Erreichen des internationalen Geschäfts im Moment nicht absehbar erscheint, sind diese Personalentscheidungen für mich wesentlicher Teil des Umbruchs, den Heidel und Weinzierl vor der Saison eingeleitet haben.

Und wenn man dem Trainer Zeit einräumt, damit er sein Konzept vernünftig umsetzen kann, um seine Ziele zu erreichen, so sollte man dies auch im Falle der Spieler machen. Sogar Weltklassespieler wie etwa Torjäger Robert Lewandowski haben nicht sofort voll eingeschlagen.

PS-PS: Wer gern noch tiefer in Taktik und Spielanalysen einsteigen und dabei mehr über Fünferketten und die Bedeutung gelaufener Kilometer lernen will, für den hätte ich da noch einen Tip: Fünferketten-Zentrumsdominanz-Gedöhns