Nur die Querlatte rettet die Königlichen vor dem Aus!

18.02.2015, 74. Minute im Hinspiel im Achtelfinale der Champions League zwischen Schalke 04 und Titelverteidiger Real Madrid:
Der erst 18-jährige Gelsenkirchener Europa-Debütant Felix Platte fasst sich ein Herz und lässt volley einen unglaublichen „Strahl“ ab, der hinter dem chancenlosen spanischen Keeper Iker Casillas gegen die Querlatte knallt.

Célébration de C.Ronaldo

Zu diesem Zeitpunkt wäre es das wenn auch etwas unverdiente 1:1 gewesen, doch noch ehe die Schalker ihr Unglück richtig fassen konnten, gelang dem Brasilianer Marcelo fünf Minuten später der 2:0-Endstand.

Gut, waren viele Fans der Blauen der Meinung, schade, dass Platte dieses Ding nicht gemacht hat, aber ansonsten sind wir doch mit diesem Ergebnis noch gut bedient. An ein Weiterkommen gegen den haushohen Favoriten Real dachte damals natürlich kaum jemand.

Drei Wochen später allerdings erscheint diese vergebene Chance in einem ganz anderen Licht: es ist das Tor, das dem FC Schalke 04 in der Endabrechnung zur ganz großen Sensation fehlt, es ist dieser Knaller an die Querlatte, welcher die Spanier weiter im aktuellen Wettbewerb hält. Hätte Felix Platte die Kugel damals nur ein paar Zentimeter tiefer platziert, es wäre Dienstag vorbei gewesen mit der „königlichen“ Herrlichkeit und das Unmögliche, das „Wunder von Madrid“ wäre für die Schalker Wirklichkeit geworden.

Man muss sich das immer wieder vor Augen führen: in der Addition der beiden Endergebnisse (0:2 und 4:3) wäre es tatsächlich dieser eine Treffer gewesen, der aufgrund der mehr geschossenen Auswärtstore das Erreichen des Viertelfinales bedeutet hätte.

So bleibt denn auch nach dem Rückspiel in Madrid ein etwas bitterer Beigeschmack übrig. Sicherlich, Mannschaft und Fans können zurecht stolz sein auf die hervorragende Leistung, die die Jungs da in Spanien abgeliefert haben. Und doch, so wird es nun so einigen dämmern, hat man sich da eigentlich eine echte Chance aufs Weiterkommen entgehen lassen.

Nicht zu vergessen, auch am Dienstag Abend prüfte Klaas-Jan Huntelaar die Standhaftigkeit der Querlatte, diesmal die eines Tores im Estadio Santiago Bernabéu. So gesehen müssten sich die Mannen um Christiano Ronaldo eigentlich bei den Fußballgöttern bedanken, denn ihr eigenes Handeln allein war es garantiert nicht, das ihnen den Einzug in die nächste Runde ermöglichte.

Trotzdem sollten Freude, Zuversicht und Selbstachtung die Gefühle sein, die sich die Schalker Spieler mit Recht zurückgeholt haben. Wer hätte denn nach dem 0:3-Debakel in Dortmund damit gerechnet, dass die Ankündigung von Trainer Roberto Di Matteo, seine strikt defensiv ausgerichtete Taktik zu überdenken, so schnell Früchte tragen würde?

Schon gegen Hoffenheim sorgte eine wesentlich offensivere Ausrichtung der beiden Außen Fuchs und Barnetta für ein ganz anderes Spiel, zudem lief es ohne die „Ausfälle“ aus dem Derby (Kevin-Prince Boateng, Dennis Aogo und Atsuto Uchida) wesentlich besser. Der zweifache Torschütze Max Meyer meldete mit Nachdruck seine Ansprüche an, und Eric Maxim Choupo-Moting überwand mit zwei erstklassigen Vorlagen endlich seine seit dem Afrika-Cup anhaltende Formkrise.

Doch die Partie bei den Madrilenen setzte dem 3:1 gegen die Sinsheimer noch das Sahnehäubchen auf. Von Anfang an glänzten die Schalker mit gefälligen Kombinationen und ließen den Ball so gut laufen, dass man sich die Augen reiben musste und meinen konnte, beide Mannschaften hätten die falschen Trikots an.

Mit zwei blitzsauberen Treffern ließ Klaas-Jan Huntelaar endlich seine seit November andauernde Torflaute hinter sich, Meyer machte sich fürs erste absolut unentbehrlich und dürfte Boateng damit bis auf Weiteres wohl auf die Tribüne verbannt haben.

Christian Fuchs bestätigte seine starke Anfangsleistung gegen die Hoffenheimer und netzte wieder zum Führungstreffer ein. Ein absolutes Traumtor gelang Jungspund Leroy Sane, der sich als Choupo-Vertreter für Höheres empfahl.

Doch auch der Rest der Mannschaft wusste zu gefallen, arm dran war lediglich Joel Matip, der gegen die individuelle Klasse eines Christiano Ronaldo im Luftkampf wenig auszurichten vermochte. Dem Deutsch-Kameruner dürfte allerdings zugute kommen, dass in der Bundesliga kaum ein Stürmer dieses Format erreicht.

Hoffnung für die Zukunft verheißt auch das gelungene Comeback von Leon Goretzka nach seiner schier unendlich langen Verletzungspause, und auch Kaan Ayhan zeigte gegen Hoffenheim vielversprechende Ansätze. Nun ist es an Di Matteo und seinen Mannen, in den nächsten Begegnungen für Kontinuität zu sorgen. Die Pflöcke innerhalb der Mannschaft sind jetzt abgesteckt, die Balance zwischen Verteidigung und Offensive ist das Ziel, dass nun bis zum Ende der Saison gefunden und gehalten werden muss.

Denn im Kampf um die Rückkehr in die Königsklasse wird es wohl weiterhin eng bleiben. Schalke, Gladbach, Leverkusen und Augsburg balgen sich um die beiden noch verbleibenden Champions-League-Plätze, und es ist davon auszugehen, dass dieser Kampf bis zum Schluss spannend sein wird.

Daher muss nun der Schwung aus den Erfolgen gegen Hoffenheim und Madrid mit in die nächsten Begegnungen genommen werden. Ein Dreier in Berlin und nach Möglichkeit auch daheim gegen Leverkusen wären da schon ein gewaltiger Fortschritt.