John Degenkolb – der neue deutsche Klassikerjäger?

Am 13. Oktober hat der deutsche Radrennfahrer John Degenkolb mit Paris-Tours den letzten großen Klassiker des Jahres 2013 gewonnen.

John Degenkolb 2012 vor dem Start der Flandernrundfahrt, Bild von Niels Bastiaens (wikiportret.nl)

Dieser Erfolg kann als Höhepunkt eines goldenen Herbstes für den aus Gera stammenden Degenkolb angesehen werden.

Nach den Vattenfall Cyclassics in Hamburg im August gewann er nun innerhalb von zehn Tagen zwei Etappen der Tour de l’Eurométropole, das französische Radrennen Paris–Bourges und zuletzt eben Paris-Tours.

Nach einem eher unauffälligen Frühjahr (ihm gelang nur ein Etappensieg beim Giro d’Italia) war Degenkolb auch im Sommer nicht unbedingt von Erfolgen verwöhnt worden. Während seine Lansleute Marcel Kittel mit vier Etappensiegen, Andre Greipel und Tony Martin jeweils mit einem bei der diesjährigen Tour de France sehr erfolgreich fuhren, reichte es für ihn nur zu einem zweiten Platz hinter Peter Sagan auf der siebten Etappe von Montpellier nach Albi.

So musste der Erfolg auf der Mönckebergstraße in Hamburg für ihn wie eine Befreiung gewirkt haben, welche neue Kräfte für den Herbst freisetzte.
Bei Paris-Tours schließlich zeigte er seine wohl stärkste Leistung dieser Saison, kontrollierte mit seiner Mannschaft Argos-Shimano jederzeit das Feld und fuhr in der Endphase stets an der Spitze des Pelotons mit. Auch die (zugegebenerweise nicht sehr anspruchsvollen) Steigungen auf den letzten Kilometern konnten ihn nicht bremsen.

John Degenkolb (Dritter von rechts) in der Spitzengruppe bei Paris-Tours

Damit bewies Degenkolb einmal mehr, dass er im Gegensatz zu Kittel und Greipel nicht der reine Sprintertyp ist, sondern auch auf etwas schwierigerem Terrain gut zurecht kommen kann.
Er bringt so eigentlich die idealen Vorausetzungen mit, um bei den klassischen Eintagesrennen im Frühjahr und Herbst erfolgreich teilnehmen zu können.

Sollte John Degenkolb seine gute Form über die Winterpause mitnehmen können, so bin ich wirklich gespannt auf seine Saison 2014.

Es ist nicht übertrieben, wenn man ihm gute Aussichten für Mailand–Sanremo, Paris–Roubaix oder auch die Flandern-Rundfahrt einräumt, von den Rennen im Herbst gar nicht zu reden.

Einen echten Klassiker-Spezialisten hat es in Deutschland eigentlich seit den Erfolgen eines Erik Zabel nicht mehr gegeben, die Konzentration einheimischer Fahrer lag immer mehr auf reine Sprinter- oder Rundfahrertypen mit Zeitfahrqualitäten.

Ich finde es daher sehr gut, dass Degenkolb womöglich in diese lange verwaiste Rolle schlüpfen könnte, obwohl hierzulande diese Rennen immer noch ein Schattendasein weit hinter der alles überstrahlenden Tour de France führen.

John Degenkolb hätte aber vielleicht das Zeug, daran etwas zu ändern.