Hoffenheimer Kapriolen und Baseler Souveränität

Also manchmal kann ich es nicht verstehen: Da bieten die Profis des FC Schalke 04 in zwei Auswärts-Partien hintereinander ein völlig indifferentes Bild.
Erst eine hasenfüßige und schwache zweite Halbzeit bei der TSG Hoffenheim in der Bundesliga, dann ein souveränes Auftreten in der Champions League beim FC Basel, immerhin aktueller Chelsea-Bezwinger.

Basel, St.-Jakob-Park - CL 2011-2012, round of 16, FC Basel - FC Bayern - pic01

Es ist manchmal wirklich schwer zu fassen, wie man innerhalb weniger Tage so völlig unterschiedlich Fußball spielen kann.

Hoffenheim – auswärts der Angstgegner?

Da führen die Blauen bei der TSG Hoffenheim, gegen die sie im Kraichgau seit deren Bundesliga-Aufstieg bisher noch keinen Sieg erzielen konnten, zur Halbzeit durchaus verdient mit 3:1.

Kaum zu glauben, dass ein solcher Vorsprung dann noch gegen eine völlig anders auftretende Heimmannschaft hergeschenkt wurde.
Sicherlich hatte Trainer Markus Gisdol die Hoffenheimer beim Pausentee noch einmal so richtig heiß gemacht, aufgrund seiner Vergangenheit als Schalker Co-Trainer unter Ralf Rangnick wahrlich kein Wunder.
Doch letztlich war es die schwache Leistung der Truppe von Jens Keller, die den Gegner unnötigerweise wieder ins Spiel brachte.
Ein vermeidbarer Elfmeter, verursacht vom diesmal sichtlich indisponierten Dennis Aogo, ließ sämtliche Souveränität des ersten Durchgangs verschwinden und die Hoffenheimer Morgenluft schnuppern.

Bezeichnenderweise hatten die Schalker daraufhin bis zum Spielende nur noch eine annähernd echte Torchance durch Kevin-Prince Boateng, der bis zu dessen Einwechselung als Ersatz für den grippegeschwächten Adam Szalai im Sturm spielen musste.

Am Ende hätten die Knappen sogar noch alles verlieren können, als die Kraichgauer in der Schlussphase zwei hundertprozentige Chancen durch Firmino und Sven Schipplock nicht nutzen konnten.

So blieb nach einer durchaus gefälligen ersten Halbzeit lediglich ein glücklicher Punktgewinn übrig.

Jermaine Jones als Sündenbock?

Einen Tag nach dem Hoffenheim-Spiel gaben die Schalker Verantwortlichen die Suspendierung ihres exzentrischen Mittelfeldspielers Jermaine Jones bekannt.

Eine etwas fragwürdige Entscheidung, denn der US-Nationalspieler war nicht der einzige Akteur, der im Kraichgau eine schwache Leistung ablieferte.
Doch es war vor allem sein völlig unnötiger Fehler, der das Spiel fast noch gänzlich gekippt hätte.
Jones‘ Ballverlust an der Mittellinie leitete die Riesenchance des Brasilianers Firmino ein, der allein vor Hildebrandt nur die Querlatte traf.

Jermaine Jones 2010 von Elmar J. Lordemann (User:Jo Atmon) (Eigenes Werk; eigene Photographie) [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html)], via Wikimedia Commons

Ebenso verursachte er vorher den Freistoß, den die Hoffenheimer zum 3:3-Unentschieden genutzt hatte.
Jones war nach dem Spiel vom Trainerteam und auch einigen Mitspielern heftig dafür kritisiert worden.

Doch rechtfertigt das auch eine Suspendierung?
Sicherlich, die bisherigen Leistungen des Deutsch-Amerikaners in dieser Saison standen häufig in völligem Gegensatz zu seinen vollmundigen Äußerungen über ein mögliches Mitmischen in der Meusterschaftsfrage.
Im Gedächtnis blieben dagegen eher seine unnötige rote Karte gegen Saloniki in der Champions-League-Qualifikation sowie die statistische Tatsache, dass Schalke mit ihm in der Aufstellung bisher noch nicht gewinnen konnte.

Da hätte es doch eher ausgereicht, ihn wegen der schlechten Leistungen auf die Bank zu verbannen, Begründungen für diese Maßnahme hätte es ja genug gegeben.

Nun ja, warten wir es ab, inwieweit diese Suspendierung die Situation Auf Schalke verbessern kann. Ich habe da so meine Zweifel, weil die ganze Maßnahme wohl eher darauf abzielt, einen Sündenbock für die mäßige Performance gegen Bayern und in Hoffenheim zu finden.
Die Mannschaft als Ganzes ist nun vor allem auch in der Bundesliga gefordert. Es müssen dringend Punkte her, um den Anschluss an das obere Tabellendrittel und damit auch die gesetzten Saisonziele nicht schon frühzeitig zu verpassen.

Da kann die Suspendierung von Jermaine Jones nicht als Alibi für weitere schwache Leistungen mißbraucht werden.

Das Champions-League-Gesicht

Gestern abend dann zeigten die Schalker eine recht souveräne Vorstellung im Baseler St.-Jakob-Park. Eine konzentrierte Defensivleistung und eine Geniestreich von Julian Draxler reichten aus, um aus der Schweiz drei Punkte mitzunehmen.

St-Jakob-Park

Und das bei der Mannschaft, die zum Auftakt der diesjährigen Champions-League-Hauptrunde viel Aufsehen mit einem 2:1 Auswärtssieg an der Stamford Bridge in Chelsea erregte.
Die Begegnung in Basel war eine Fortsetzung der Bundeliga-Erfolge gegen Leverkusen und in Mainz, bei denen man auch nur sehr wenige gegnerische Chancen zugelassen hatte und irgendwann durch die eigenen individuellen Qualitäten erfolgreich sein konnte.
Nach dem Heimerfolg gegen Bukarest hat der S04 nun bereits sechs Punkte in der Champions League auf dem Konto und das Erreichen der zweiten Runde damit schon fast sicher. Das ist sicherlich mehr, als man für diese beiden ersten Spiele erwarten konnte.

Doch ob das nun tatsächlich das spezielle Champions-League-Gesicht der Schalker war, bleibt eher zweifelhaft. Die Leistungen der Mannschaft in der Bundesliga und international sind noch viel zu schwankend, um ein solche Bewertung zu rechtfertigen.