FC Schalke 04: Holpriger Rückrundenstart

Trotz drückender Überlegenheit in der ersten Halbzeit eine schmerzliche Auftakt-niederlage gegen Werder Bremen, Aufregung in der Presse um Trainer Andre Breitenreiter, dazu die verhaltene Transferpolitik von Horst Heldt in der Winterpause.

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Nein, so hatte sich in Gelsenkirchen kaum jemand den Verlauf der Winterpause und den Beginn der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga vorgestellt. Eine völlige Pleite verhinderte letztlich der 2:0-Auswärtserfolg am Böllenfalltor bei Aufsteiger Darmstadt 98, ein zähes, unansehnliches Spiel, in dem die Schalker endlich einmal ihre Chancen nutzen konnten.

Younes Belhanda und Alessandro Schöpf heißen nun also die Neuzugänge nach dem Ende der Transferperiode am 01. Februar. Aufgrund der Namen, die vorher durch die übliche Gerüchteküche geisterten (u. a. Renato Augusto, Mauricio, Sebastian Rode, Maxi Arnold und Gökhan Inler) ein wohl eher ernüchterndes Ergebnis. Dazu der Schock des monatelangen Ausfalls von Kapitän Benedikt Höwedes und der vergebliche Versuch, noch schnell einen Ersatz für ihn zu finden.

Da war dann der Balsam in Form eines Auswärtserfolges bei den „Lilien“ dringend notwendig. Dank zweier bestechender Jungspunde konnte er gegen eine zwar kämpferisch überzeugende, nach dem Rückstand aber offensiv hilflose Darmstädter Mannschaft verdient eingefahren werden.

Eine Woche vorher noch hatten Max Meyer und Leroy Sané die Auftaktpleite gegen Werder Bremen nicht verhindern können. Ganz im Gegenteil „zeichnete“ sich der heiß umworbene Shootingstar Sanè dabei als eigensinniger Dribbler und Chancentod aus, der in letzter Kategorie nur noch vom inzwischen notorisch erfolglosen ehemaligen Torjäger Klaas-Jan Huntelaar übertroffen wurde.

Diese beiden allein hätten bis zum Pausentee mindestens für einen 3:0-Vorsprung sorgen müssen, stattdessen ließ man Werder zum überraschenden Ausgleich kommen und arbeitete auch nach der Unterbrechung fleißig daran, die Bremer stark zu machen.

Meyer musste dann nach einer Stunde Durchschnitt sichtbar unzufrieden Neuzugang Belhanda weichen, der in einigen Situationen zumindest andeuten konnte, dass er durchaus eine Alternative zu dem U21-Nationalspieler darstellen könnte. Schon in den Testspielen in der Winterpause zeigte Belhanda eine ganz andere Spielweise als Meyer, der marokkanische Internationale liebt es offenbar mehr, mit wenigen Ballkontakten das Spiel schnell zu machen, während Meyer oft unnötigerweise Zweikämpfe sucht.

Und als ob eine unnötige Heimniederlage gegen die Werderaner nicht schon genügen würde, um beim Rückrundenstart in Gelsenkirchen schlechte Stimmung zu erzeugen, gab es plötzlich auch noch über die Presse Vorwürfe gegen Trainer Breitenreiter. Es gebe angeblich Querelen zwischen Teilen der Mannschaft und dem Coach, zudem werde seine Trainingsarbeit kritisiert, sein Fachwissen sei unzureichend und er gebe sich zudem noch beratungsresistent.

Noch-Manager Horst Heldt und Keeper Ralf Fährmann dementierten allerdings augenblicklich solche Gerüchte und verwiesen sie in den Bereich der reinen Spekulation. Auch Clubchef Clemens Tönnies stärkte dem Übungsleiter medienwirksam den Rücken. Da mir die Internas fehlen, um in dieser Sache hier wirklich vernünftig urteilen zu können, halte ich mich zu dieser Thematik lieber geschlossen. Nur soviel: es scheint sich mal wieder um ein typisches Schalke-Problem zu handeln.

Geteiltes Echo gab es dagegen zum durch den Höwedes-Ausfall akut gewordenen Innenverteidiger-Problem. Nachdem Namen wie Kevin Wimmer und John Brooks trotz zwischenzeitlicher Bestätigung von Clemens Tönnies persönlich sich nur als Schall und Rauch entpuppten und auch Serdar Tasci lieber nicht an die Emscher wechselte, hielt Horst Heldt am Ende dann (notgedrungen?) doch die Groschen zusammen.

Zwar fehlt damit neben den dauerverletzten Höwedes und Nastasic eine erfahrene Alternative zu Joel Matip und Roman Neustädter in der Innenverteidigung, andererseits bietet sich damit die große Chance für die beiden Youngster Marvin Friedrich und Thilo Kehrer, sich eventuell in der Rückrunde im kalten Wasser frei zu schwimmen. Diesen Weg haben bisher eigentlich alle erfolgreichen Nachwuchsspieler der Schalker beschritten und es spricht wenig dagegen, warum er nicht auch bei Friedrich und Kehrer funktionieren könnte.

Und nun also die Rückkehr von Julian Draxler mit dem VfL Wolfsburg. Was man vor noch gar nicht allzu langer Zeit noch als unmöglich angesehen hätte, ist nun meiner Ansicht nach kein wirklich großer Aufreger mehr. Draxler war nie so polarisierend wie beispielsweise ein Manuel Neuer. Sicherlich wird es ein paar Pfiffe geben, doch damit dürfte es das dann auch schon gewesen sein.

Julians bisherige eher durchwachsene Vorstellungen bei den Wölfen lassen vielmehr seinen Abgang in einem anderen Licht erscheinen. Er wäre auf Schalke wohl niemals der Spieler geworden, den viele in ihm zu sehen glaubten. Mit der Aktion mit den fahrenden Plakatwänden zur damaligen Vertragsverlängerung und dem Versuch des Vereins, um ihn als Führungsspieler herum eine Mannschaft aufbauen zu wollen, wurden Erwartungen geweckt, die er nie hätte erfüllen können.

Julian Draxler ist sicherlich ein guter offensiver Mittelfeldspieler mit viel Drang zum gegnerischen Tor, der an guten Tagen auch mal eine Begegnung allein entscheiden kann. Er ist und war allerdings nie eine Führungsfigur, ein Leader, an dem sich der Rest der Truppe aufrichten kann und konnte.

Und inzwischen bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass er das auch nie werden wird und es selbst auch nicht wirklich will. Daher sehe ich seinen Transfer heute mehr denn je als notwendig und richtig an, denn er hätte uns in seiner jetzigen Form auch nicht mehr großartig weitergeholfen.

So aber kam noch eine hübsche Transfersumme dabei herum und die Querelen um den Jung-Nationalspieler und seine Wechselgedanken wurden endlich beendet. Also lasst ihn ruhig hier antreten mit seinem neuen Verein, und schickt ihn mit unseren guten Wünschen und möglichst einer Niederlage im Gepäck wieder zurück in die VW-Stadt.