Die Konvergenz neuer Technologien einschließlich der künstlichen Intelligenz, dem Internet der Dinge, sowie der Elektroautos und Drohnenlieferanten-Systeme suggeriert eine möglicherweise ungewöhnliche Lösung für die wachsende Immobilienkrise.
Das selbstfahrende Concept-Car AKKA link&go auf der Geneva MotorShow 2013
In den nächsten Jahren könnten wir eine App auf unseren Smartphones benutzen, um unsere Häuser zu benachrichtigen uns abzuholen oder irgendwo abzusetzen.
Honda hat kürzlich das IeMobi-Konzept angekündigt. Es stellt ein autonomes mobiles Wohnzimmer dar, welches sich an Ihr Zuhause anpasst. Wenn das Fahrzeug geparkt ist, wird es zu einem 5 Quadratmeter großen Wohn- oder Arbeitsplatz.
Mercedes-Benz Vans entwickelte einen vollelektrischen, digital verbundenen Van mit vollständig integriertem Frachtraum und Drohnenlieferfähigkeiten, während Volvo gerade sein 360c-Konzeptfahrzeug vorstellte, das wahlweise als Wohnzimmer oder mobiles Büro dienen kann.
In anderen Fällen haben einige Leute einfach bestehende Fahrzeuge nachgerüstet. Ein Ehepaar in Oxford/England hat erfolgreich einen Mercedes Sprinter Van in ein Mikro-Haus umgebaut, welches nun 15 Quadratmeter Wohnfläche mit einer kompletten Küche einschließlich Spüle, Kühlschrank, einem Essbereich für vier Personen sowie versteckte Stauräume umfasst.
Für alle diejenigen, die entweder nicht willens oder nicht in der Lage sind ein Eigenheim zu besitzen, könnten selbstfahrende Van-Häuser eine bequeme und erschwingliche Lösung werden. Schon bald würden es uns unsere mobilen fahrerlosen Vehikel erlauben, von unseren Autos aus zu arbeiten und uns gleichzeitig die Wäsche und eine warme Mahlzeit liefern zu lassen. Allein in Los Angeles leben schätzungsweise 15.000 Menschen in ihren Autos und in den meisten Ländern ist es legal, in seinem Fahrzeug zu wohnen.
Die Folgen dieses autonomen Wohnens sind weitreichend. Es könnte CO2-Fußabdrücke sowie die Lebenshaltungskosten radikal reduzieren, indem alle Transport- und Wohnbedürfnisse in einem Raum kombiniert werden. Der neue Parkplatzbedarf für Übernachtungen schafft neue wirtschaftliche und soziale Möglichkeiten.
Neue Arten von Pop-up-Communities entstehen mit Ladestationen, Einzelhandels-geschäften, Wäschereien, Restaurants und sozialen Freiräumen. Die Freiheit eines Van-Haus-Lebensstils offenbart neue Lebensformen, die mehr Freizeit und weniger zeitliche Gebundenheit an einen Job beinhalten.
Die Auswirkungen auf Städte, Volkswirtschaften, Infrastrukturen, interstädtisches Reisen sowie die Art und Weise, wie wir leben und uns organisieren, wären unermesslich und kaum vorstellbar.
Wie Volvo so schön sagt: „Warum fliegen, wenn man auch gefahren werden kann?“ Bald wäre es leicht möglich, Schlangen am Flughafen und Verspätungen zu vermeiden. Man könnte sein Ziel ausgeruht und erfrischt erreichen, nachdem man über Nacht im eigenen persönlichen mobilen Schlafzimmer gefahren wurde.
(Eigene Übersetzung eines Beitrages des amerikanischen Architekten Daniel Horowitz)
PS: Das Fragezeichen in der Überschrift stammt von mir, denn ich halte das nicht unbedingt für ein erstrebenswertes Szenario, welches Horowitz da für die mobile und vernetzte Zukunft ausbreitet. Amerikaner mögen damit noch recht einfach zurecht-kommen, für den gemeinen Mitteleuropäer ist das eher eine blanke Horror-Vorstellung. Die so schön dargestellten Vorteile dieser Art zu wohnen könnten sich leicht ins Gegenteil umkehren, nicht auszudenken, was tatsächlich passieren würde, wenn Millionen Menschen so hausen würden.
Über die Auswirkungen auf unsere tägliche Arbeit wollen wir da noch gar nicht reden, Beschäftigungszeiten und Löhne könnten sich möglicherweise unkontrollierbar zu Ungunsten der Arbeitnehmer entwickeln. Eine solche Welt von ständig vernetzten und absolut mobilen „Arbeitsnomaden“ ohne wirkliche soziale Bindungen lässt sich eigentlich nur sehr schwer positiv darstellen.