Fünf Spieler raus vor dem Europa-League-Spiel gegen Sparta Prag, fünf (teilweise andere) wieder rein beim Bundesliga-Evergreen in Gladbach am letzten Sonntag.
Schalkes Trainer Andrè Breitenreiter mixte in der englischen Woche nach der Länderspielpause ordentlich seine Mannschaft durcheinander. Gebracht hat es allerdings eher wenig. Ein glücklicher Last-Minute-Sieg gegen Hertha BSC Berlin, ein Unentschieden gegen überraschend starke Prager und eine unnötige Niederlage bei den Fohlen nach unterirdischer erster Halbzeit.
Vier Punkte aus drei Spielen, bei weitem keine katastrophale Ausbeute, doch es bleibt der etwas schale Beigeschmack, dass mehr drin gewesen wäre. Schon gegen die Tschechen hatte ich den Eindruck, dass der Coach sich etwas verpokert hatte. Sicherlich kann man aufgrund der derzeitigen großen Belastung mal ein wenig rotieren, um dem einen oder anderen Spieler auch einmal eine Pause zu gönnen.
Doch ohne Johannes Geis, Dennis Aogo, Joel Matip, Leroy Sanè, Sascha Riether und den verletzten Klaas-Jan Huntelaar wirkten die Schalker so, als ob man Sparta Prag doch eher unterschätzt hatte. Nach gutem Beginn und einem schnellen Tor ging die spielerische Linie immer mehr verloren und plötzlich lagen die Blauen mit 1:2 zurück. Letztlich musste ein erneuter Geniestreich von Leroy Sanè her, um nach hervorragender Vorarbeit von Franco di Santo wenigstens den einen Punkt zu sichern.
Im Gladbacher Borussia-Park griff Breitenreiter dann größtenteils wieder auf seine Stammelf zurück, doch nicht ohne einige zweifelhafte Änderungen. Für den angeschlagenen Leon Goretzka lief der Däne Pierre-Emile Hojbjerg auf, und im rechten Mittelfeld setzte der Schalker Coach überraschend auf den gelernten Außenverteidiger Junior Caicara.
Beide konnten allerdings nicht verhindern, dass die Gelsenkirchener nach eigentlich vielversprechendem Auftakt eine der schlechtesten Halbzeiten seit langem ablieferten. Da aber auch die Gladbacher nur dank der Hilfe des Schiedsrichters (unberechtigter Elfmeter) das Tor trafen und die Breitenreiter-Elf kurz vor der Pause glücklich ausgleichen konnte, wäre aufgrund der Leistungssteigerung der Schalker in Halbzeit Zwei eine Punkteteilung durchaus gerecht gewesen.
Doch wieder griff der Unparteiische entscheidend ein und gestattete den Fohlen nach einer Schwalbe von Ibrahima Traorè ein weiteres unberechtigtes Tor, ehe dann nach der zu Recht erteilten Roten Karte gegen Johannes Geis neun Schalker nicht mehr die Wende schaffen konnten und das Spiel am Ende mit 1:3 verloren geben mussten.
Eine unnötige Niederlage, die vor allem aufgrund der unverständlichen Passivität des S04 in den ersten 45 Minuten sowie zweier Fehlentscheidungen von Referee Wolfgang Stark zustande kam und uns in den nächsten Wochen auch noch Spielgestalter Johannes Geis kosten wird. So sieht normalerweise ein ziemlich gebrauchter Sonntag aus.
Doch zu allem Überfluss war es auch Trainer Andrè Breitenreiter selbst, der mit einigen etwas seltsamen Personalentscheidungen daneben lag (siehe oben) und so meines Erachtens nach mit dafür sorgte, seine Mannschaft vor den Spielen gegen Prag und in Gladbach zu schwächen. Er probierte offensichtlich einige taktische Varianten aus, die allerdings größtenteils nicht wirklich funktionierten.
Zudem zeigt sich (zumindest) momentan innerhalb der Mannschaft ein gewisses Leistungsgefälle, bzw. schwanken einige Spieler stark bei der Erfüllung ihrer Pflichten. So stehen Topleuten wie Ralf Fährmann, Max Meyer oder Joel Matip Akteure wie Caicara, Hojbjerg, Kolasinac oder auch di Santo gegenüber, die bisher nur hin und wieder ihre Können aufblitzen lassen.
Daher ist es auch relativ unnötig, dem Schiedsrichter alle Schuld in die Schuhe schieben zu wollen. Stattdessen sollte bei der Ursachenforschung darüber nachgedacht werden, warum es gegen Spitzenteams oft nicht gelingt, über 90 Minuten eine passable Leistung auf den Platz zu bringen. Hier mal eine gute Phase und dort mal zwanzig Minuten Mithalten oder gar überlegen zu sein reicht da einfach nicht aus.
Doch englische Wochen haben auch ihr Gutes, denn entstandener Schaden kann möglicherweise auch wieder schnell repariert werden. So besteht heute im DFB-Pokal bereits wieder die Chance zur Wiedergutmachung gegen die „andere“ Borussia vom Niederrhein. Ein Weiterkommen im Pokal könnte sich womöglich als wichtiger erweisen als die drei Bundesliga-Punkte vom vergangenen Sonntag, denn schließlich sind wir zumindest vorerst noch Tabellendritter.
Allerdings kommen die richtig schweren Begegnungen erst, und ohne Johannes Geis werden sie bestimmt kein Zuckerschlecken. Favoritenschreck Ingolstadt, das Rückspiel bei Sparta Prag, die Mutter aller Derbys, die Bauern und die Pillentruppe aus Leverkusen.
Richtungsweisend, nach oben oder nach unten…