S04: über die Welten zwischen zwei sehr unterschiedlichen 1:2-Niederlagen

Puh, manchmal machen es die Knappen einem schon ziemlich schwer. Denn wie soll man eine Woche beschreiben, die mit einem unsäglichen 1:2 auf eigener Wiese gegen Werder Bremen begonnen hat und mit dem gleichen Ergebnis in München endete, nun aber als Mannschaft gefeiert, die den Quasi-Meister endlich mal ernsthaft fordern konnte?

Allianz arena golden hour Richard Bartz
Die Allianz Arena in München

Dazwischen noch der extrem wichtige DFB-Pokalerfolg über den VfL Wolfsburg, der allerdings mit einem 1:0 auch noch recht knapp ausfiel.

Eine emotionale Achterbahnfahrt also, die Fans und Team in dieser Phase der Saison mitmachen mussten. Einer der Hauptbeteiligten dieser wilden Fahrt war sicherlich Kapitän und Torwart Ralf Fährmann, der nach vielen herausragenden Spielen dieses Mal gleich in zwei Partien äußerst unglücklich agierte.

Für den ansonsten eigentlich sehr zuverlässigen Schalker Keeper begann die Woche mit einer Schlüsselszene gegen Werder, als er nach fast 80 Spielminuten einen sicher geglaubten Ball zu weit abprallen ließ und so den Ausgleich der Bremer durch Max Kruse ermöglichte. Kurz zuvor musste der Serbe Matija Nastasic mit Gelb-Rot vom Platz und als Konsequenz war die 1:0-Führung wieder mal futsch.

Und dann lief eben alles gegen den S04. Neuzugang Marko Pjaca traf nach seiner Einwechselung und einer sehenswerten Einzelaktion nur den Innenpfosten, während es der Werder-Kapitän Junuzovic in der Nachspielzeit besser machte und mit seinem Tor mitten ins blau-weiße Schalker Herz traf.

Besonders weh tat diese Schlappe vor allem deshalb, weil gerade diese drei Punkte gegen den Tabellenfünfzehnten fest eingeplant waren und die Art und Weise der Niederlage sehr stark an die Probleme erinnerte, die ich nach dem Unentschieden gegen Hannover schon einmal angeprangert hatte. Wieder wurde nach der 1:0-Führung trotz Überlegenheit der Sack nicht endgültig zugemacht.

Wieder ließ man völlig unverständlicherweise irgendwann die Zügel locker und so den SV Werder wieder zurückkommen. Aber diesmal reichte es noch nicht einmal für einen Punkt, da die Blauen am Ende einfach auch kein Glück mehr hatten. So rutschte man in eine völlig vermeidbare Niederlage, die bei der engen Konstellation in der Tabelle plötzlich nur noch Rang Fünf bedeutete.

Das Pokalspiel gegen die anderen Grün-Weißen aus der VW-Stadt bot dann wenigstens etwas Balsam auf die Wunden der Schalker Fans. Doch auch hier war nach knapp zwanzig Minuten schon wieder fast Schluss mit lustig, als die Latte bei einem Dropkick von Yunus Malli den knappen Vorsprung nach einem frühen Kontertor durch Guido Burgstaller zu verteidigen half.

Unerklärlicherweise verfielen die Knappen danach erneut in den „Verwaltungsmodus“, zogen sich weit zurück und überließen den Wolfsburgern das runde Leder, die jedoch dank eines Mangels an abschlussstarken Angreifern auch nicht so recht etwas damit anzufangen wussten. So retteten sich die Blauen nach einer eher langweiligen 2. Halbzeit in die nächste Pokalrunde. Das Losglück sorgte dann noch für eine machbare Aufgabe gegen Eintracht Frankfurt auf eigenem Rasen, die Bayern werden wir dann wenn überhaupt erst in Berlin treffen.

Apropos Bayern München: nach der Ligapartie am vergangenen Samstag prasselten die Lobeshymnen nur so auf die Schalker herab. Mit einer mutigen Aufstellung (Franco Di Santo, Burgstaller und Breel Embolo als Dreier-Sturm) und hohem Pressing gelang es Domenico Tedesco offenbar, den Tabellenführer doch etwas zu überraschen. Die Bayern hatten spürbar Probleme im Aufbau und konnten so ihr gewohntes Ballbesitz-Spiel wie sonst üblich nicht aufziehen.

Wenn man sie allerdings erst einmal ins Kombinieren kommen lässt und zudem noch etwas Platz auf dem Flügel anbietet, so kann es mit einem Gegentor ganz schnell gehen. Gut zu beobachten vor dem 1:0 der Bayern durch Robert Lewandowski, wenn auch dem Abschluss des Polen eine etwas unglückliche Abwehraktion von Ralf Fährmann voranging.

Doch wer gedacht hatte, nun würden sich alle Ansätze eines ausgeglichenen Spiels schnell zerschlagen und die Bajuwaren zu ihrer gewohnten Dominanz zurückfinden, sah sich erstaunlicherweise getäuscht. Blau-Weiß bewies Charakterstärke und zog weiterhin Tedescos Matchplan durch. Diese Courage wurde dann auch nach einer knappen halben Stunde belohnt: ausgerechnet der Argentinier Di Santo sorgte mit einem sehenswerten Schuss für den nicht unverdienten Ausgleich.

Um allerdings gegen eine solche Ausnahme-Mannschaft wie München über 90 Minuten bestehen zu können, muss neben einer mehr als hundertprozentigen Leistung zumeist auch das Glück ein wenig mithelfen. Schalkes Keeper aber war mit diesem nicht wirklich im Bunde. Kurz nach der Egalisierung der Bayern-Führung verspekulierte sich Fährmann bei einer Angriffsaktion von Thomas Müller. Anstatt in die Mitte zu flanken spitzelte der Nationalspieler das Leder am S04-Torsteher vorbei uns kurze Eck. Unglücklich halt.

Im weiteren Verlauf der Begegnung schafften es die Blauen nicht mehr, die Süddeutschen noch einmal ernsthaft in echte Bedrängnis zu bringen. Trotz aller Bemühungen setzte sich nun die größere individuelle Klasse und die taktische Disziplin der Heynckes-Truppe immer mehr durch. Am Ende blieb dann eben nur das Lob von Gegner und Medien, doch Zählbares gab es dafür leider nicht.

Das aber wird nicht reichen in den nun folgenden Partien gegen Hoffenheim und in Leverkusen, wo es um wichtige Punkte beim Kampf um den internationalen Fußball geht. Als direkte Konkurrenten für die Teilnahme an Champions und Europa League sind diese Auseinandersetzungen doppelt wichtig.

Daher muss der unglückliche und unsägliche Auftritt gegen Werder Bremen möglichst schnell aus den Köpfen aller Akteure verschwinden und im Gegensatz dazu die Leiden-schaft und vorbildliche Einstellung aus der Bayern-Begegnung die Leitlinie für die kommenden Wochen bilden.