Nach dem Sieg in Augsburg: erstmals Platz 3 mit Trainer Jens Keller

Man kann ja über den Schalker Trainer Jens Keller denken was man will (auch ich habe ihn in diesem Blog häufig und meiner Ansicht nach auch überwiegend zu recht kritisiert), aber nach dem 2:1-Auswärtserfolg beim FC Augsburg steht er mit dem S04 auf dem bisherigen Höhepunkt seines Schaffens.

Impuls-arena-2009-07-26

Erstmals unter seiner Ägide hat der FC Schalke sich auf den dritten Tabellenrang in der Bundesliga herauf gearbeitet. Trotz ständiger und beharrlicher Kritik an seiner Arbeit, an seinem Auftreten gegenüber der Presse, trotz nicht unbedingt überschäumender Solidaritätsbekundungen von Manager und Vorstand und trotz einer nicht enden wollenden Verletzungsmisere.

Es ist daher an der Zeit, auch ein mal die Arbeit von Jens Keller zu loben und zu akzeptieren, dass er und sein Trainerstab offenbar doch einen gehörigen Anteil am Erfolg der Schalker haben.
Sicherlich hat er in der Vergangenheit den einen oder anderen taktischen Fehler zu verantworten, auch der Vorwurf, nicht auf Veränderungen während eines Spiels adäquat zu reagieren, war oft zutreffend.

Doch inzwischen kann man ihm zumindest die Lernfähigkeit nicht mehr völlig absprechen. In Augsburg reagierte er zur Halbzeit auf die schwache Vorstellung der rechten Seite, insbesondere des Nigerianers Chinedu Obasi. Keller bewies viel Mut, brachte den jungen unerfahrenen Kaan Ayhan, beorderte Kevin-Prince Boateng aus der Defensive, wo er erkennbar mit der Spielweise des FCA nicht klar kam, in die Mittelfeldzentrale, Julian Draxler nach links und Leon Goretzka von dort auf die rechte Außenbahn.

Der Erfolg dieser Maßnahme gibt Keller absolut Recht, war es doch Ayhan, der den Siegtreffer von Klaas-Jan Huntelaar einleitete.
Auch bei der Champions-League-Begegnung in Madrid konnte der Schalker Trainer imponieren, schickte er immerhin gleich acht Akteure aus dem eigenen Jugendbereich auf den Platz.

Sicherlich kann man nun darüber streiten, ob die von Keller forcierte Förderung des Nachwuchs tasächlich aus Überzeugung passiert oder doch eher gezwungenermaßen aufgrund der häufigen und langwierigen Verletzungen von Stammspielern wie Jefferson Farfan, Atsuto Uchida und anderen.
Tatsache ist aber, dass der Coach aus der Not eine Tugend gemacht hat, ohne diese ständigen Ausfälle würden vielleicht Max Meyer und Co. wesentlich weniger Einsatzzeiten sehen.

Wie auch immer, die beeindruckende Serie seit dem Beginn der Rückrunde (die Spiele gegen Bayern und Madrid mal ausgenommen) nötigt Respekt ab, gerade auch vor den Leistungen des Trainerteams.

Doch Ausruhen auf dem Erfolg ist noch nicht angesagt. Zwar kann man die Partie gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig am Samstag noch als Pflichtaufgabe bezeichnen, in der Woche danach folgt aber schon wieder eines der wichtigsten Schlüsselspiele der Saison.

Die außergewöhnliche Bedeutung des „Derbys“ am Dienstag beim BVB muss man nicht unbedingt betonen, doch diesmal zieht es seine Brisanz nicht nur aus dieser grundsätzlichen Besonderheit.
Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp steht mittlerweile in der Tabelle nur noch einen Punkt vor den Blauen, so dass mit einem Sieg beim BVB sogar Platz 2 nicht mehr unrealistisch erscheint.

Vor allem aber die Hinspiel-Niederlage auf eigenem Platz sollte jedem Schalker noch in schmerzlicher Erinnerung sein. Schließlich zeigte damals der BVB mit seinem schnellen und flexiblen Umschaltspiel einem deutlich behäbiger wirkenden S04 klar die Grenzen auf. Doch nun sind die Vorraussetzungen gänzlich anders.

Die Klopp-Truppe muss mit einer Heimschlappe gegen Gladbach im Gepäck auflaufen und wirkte auch in den Spielen davor keinesfalls mehr so souverän wie in der Hinrunde.
Sicherlich ist auch der BVB momentan vom Verletzungspech gebeutelt, doch die Schalker stehen ihm da kaum nach.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Ausgang dieser Begegnung völlig offen ist. Die Mannschaft von Trainer Jens Keller kann mit Selbstvertrauen im Signal-Iduna-Park auflaufen und den Gegner kommen lassen. Schließlich muss der BVB Wiedergutmachung für die vermeidbare Niederlage gegen die Gladbacher betreiben.

Gut möglich also, dass die Schalker dvon profitieren könnten.