John Kenneth Galbraith: Reichtum und Armut

Dies trifft heute immer noch zu wie vor einem halben Jahrhundert, als er das erste Mal diese These formulierte: John Kenneth Galbraith (1963): Reichtum und Armut:


Der moderne Konservative ist ständig mit einer der ältesten, am besten finanzierten, am meisten anerkannten und dennoch im ganzen am wenigsten erfolgreichen Anwendungen der Moralphilosophie beschäftigt. Das ist die Suche nach einer überlegenen moralischen Rechtfertigung für seinen Egoismus…

…Es ist eine Wahrnehmung, die immer auch eine gewisse Anzahl an inneren Widersprüchen und sogar ein paar Absurditäten beinhaltet:

• Die auffällig wohlhabenden Menschen drängen auf den charakterbildenden Wert der Entbehrung für die Armen.
• Derjenige, der durch den Fund von Mineralien, Öl oder anderen Naturschätzen reich geworden ist, erklärt die lähmende Wirkung des unverdienten Einkommens durch den Staat.
• Der Unternehmensvorsitzende, der als Organisator überragende Erfolge aufweist, wägt die Übel der Bürokratie ab.
• Föderale Bildungshilfe wird von jenen befürchtet, die in den Vororten leben und die leicht darauf verzichten könnten, sowie von Menschen, deren Kinder öffentliche Schulen besuchen.
• Vergesellschaftete Gesundheitshilfe wird ausgerechnet von Männern verurteilt, die aus dem Walter Reed Hospital kommen.
• Soziale Sicherheit wird gerade von denjenigen, die auf dem bequemen Polster eines ererbten Einkommens ruhen, mit Sorge betrachtet.

Diejenigen, die unmittelbar von öffentlichen Bemühungen um ihre Bedürfnisse betroffen sind – ob Witwen, Kleinbauern, Veteranen im Krankenhaus oder Erwerbslose – sind fast immer blind für die tatsächlichen Gefahren…

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrags des amerikanischen Ökonomen Bradford DeLong)