Der Zufall hat einen sehr viel größeren Einfluss auf die Entwicklung der Lebensbiographien als es den meisten Menschen bewusst ist.
Bestanden! Doch nicht nur harte Arbeit bestimmt die eigene Karriere
Und dennoch schreiben überwältigend viele wohlhabende Menschen ihre eigenen Erfolge harter Arbeit zu und nicht Faktoren wie Glück oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Das ist beunruhigend, weil es eine wachsende Zahl von Hinweisen dafür gibt, dass wir uns eher mehr als „self-made“ sehen, und weniger nur als talentiert, fleißig und glücklich. Und diese Einstellung sogar dazu führt, dass wir uns weniger großzügig und gemeinwohl-orientiert zeigen.
Es macht es sogar wahrscheinlicher, dass die Glücklichen die Bedingungen (wie qualitativ hochwertige öffentliche Infrastruktur und Bildung), die ihren eigenen Erfolg möglich gemacht haben, weniger unter-stützen.
Die eine Dimension des persönlichen Glücks, welche alle anderen übersteigt, ist die in einem hoch-entwickelten Land geboren zu sein. In einem so günstigen Umfeld geboren zu werden, ist ein enormer Glücksfall.
Doch die Aufrechterhaltung einer solchen Umgebung erfordert ein hohes Maß an Investitionen in öf-fentliche Einrichtungen von der Infrastruktur bis zur Bildung – etwas, das viele Amerikaner (und nicht nur die) in letzter Zeit nicht bereit waren entsprechend zu unterstützen.
Viele Faktoren haben zu dieser Zurückhaltung beigetragen, doch eins sticht dabei besonders hervor: die aus einem langfristigen Rückgang der Spitzensteuersätze resultierenden öffentlichen Haushaltsdefizite.
Eine bereits 2013 erschienene Studie der Politologen Benjamin Page, Larry Bartels und Jason Sea-wright stellte fest, dass das oberste Prozent der amerikanischen Vermögenden „politisch extrem aktiv“ sei und viel eher als der Rest der US-Öffentlichkeit dazu neige, sich gegen höhere Steuern, strengere Regulierungen und mehr Staatsausgaben auszusprechen.
Sicherlich ist es sehr einfach und naheliegend, den Anteil des Glücks am persönlichen Erfolg zu über-sehen und sich damit berechtigt zu fühlen, den Löwenanteil seines Einkommens für sich behalten zu wollen, während man gleichzeitig aber nur ungern an die öffentlichen Investitionen erinnert werden will, die diesen Erfolg in erster Linie möglich werden ließen.
(Eigene Übersetzung eines schon älteren Blogbeitrages des amerikanischen Ökonomen Mark Thoma)