Die unglaubliche Reise des Rookie-Pitchers Caleb Ferguson

Die Flitterwochen endeten für Caleb Ferguson sehr schnell und rücksichtslos.

CalebFerguson
Ferguson im Dugout der Los Angeles Dodgers

Sie dauerten gerade mal 1 2/3 Innings in Pittsburgh am 6. Juni. Der glücklichste Tag seiner Baseball-Karriere – sein Debüt in der Major League – wurde ihm von vier Pirates-Runs und einer Niederlage der Dodgers verdorben. Und er musste noch am selben Tag in die Minor League zurück.

Sechs Tage später ging es in umgekehrter Richtung wieder aufwärts. Und er ist seitdem nicht mehr zurück gegangen. Ferguson hat sich seit Ende Juni zum zuverlässigsten Bullpen-Arm der Dodgers entwickelt. In 19 Spielen (32 1/3 Innings) schaffte er eine ERA von 2.23 mit 41 Strikeouts. Sogar er selbst vermag kaum zu glauben, wo er heute steht – aus so vielen Gründen.

„Ich dachte eigentlich, ich wäre immer noch in der Double-A, basierend auf unserer Spieler-Planung im Frühjahr“, sagte der 22-Jährige. „Ich habe geglaubt, dass ich das ganze Jahr dort bleibe, eine gute Saison spiele und vielleicht ein September-Call-Up-Typ werde und dann schaue, was in der nächsten Spielzeit so passiert.“

Ferguson, nun seit vier Jahren raus aus der High School, begann die Saison als die Nummer 16 der Südkalifornier im Prospect-Ranking von MLB.com. Er startete 2018 mit Double-A Tulsa und wechselte nach acht Einsätzen zur Triple-A-Filiale Oklahoma City. Er machte zwei Starts mit OKC, sein letzter war am 1. Juni. Zu dieser Zeit hatten die Dodgers vier Starting Pitcher auf der Disabled List – Clayton Kershaw, Rich Hill, Hyun-Jin Ryu und Kenta Maeda.

Mit seinem Debüt in den Big Leagues wurde er der erste Spieler, der in der 38. Runde von den Dodgers direkt aus der High School gezogen wurde und dann die Majors erreichte. Nur 14 Spieler aller Zeiten haben die Major League als Draft-Pick aus der 38. Runde überhaupt geschafft – oder nur 2,7 Prozent aus der 38. Runde in der Geschichte des first-year player drafts.

Ferguson half Clayton Kershaw am 23. Juni in New York an dem Tag, an dem das Dodger-Ass von der Disabled List zurückkehrte. Es war erst sein viertes Karriere-Major League-Spiel und das erste aus dem Bullpen. Er kam während des vierten Innings, als die Dodgers noch 1:2 zurücklagen und warf vier Shutout-Frames und errang so den Sieg bei einem 8:3-Erfolg.

„Bei meinem Debüt war ich auf jeden fall nervöser, vor allem aufgrund der aufgestauten Ängste“, sagte Ferguson. „Und dann, als ich das erste Mal in New York aus dem Bullpen kam, konnte ich nicht sagen, dass ich wirklich nervös war. Da waren immer noch ein paar Sorgen, und ich bekomme immer noch Lampenfieber, wenn ich im Bullpen sitze, doch jetzt denke ich, das ist mehr als nur die Nerven. Es ist mehr so etwas wie eine ‚Gib-mir-den-Ball‘-Mentalität.“

Im Juli absolvierte er sieben Spiele – sechs davon über mindestens zwei Innings. Er erreichte in diesem Monat eine ERA von 1.20. Seit dem 1. August ist die ERA auf 3.97 gestiegen, doch in seinen letzten fünf Einsätzen ließ er nur einen Earned Run zu bei 11 Strikeouts in 6 1/3 Innings.

„Ich bin mehr als beeindruckt, wie er mit einigen der Widrigkeiten und den verschiedenen Rollen, in die wir ihn gesteckt haben, umgegangen ist“, sagte Manager Dave Roberts. „Er hat einige gute Jungs, von denen er lernen kann – von Clayton Kershaw über Rich Hill und Kenley Jansen bis hin zu all diesen anderen verschiedenen Typen. Wie sie sich auf die Spiele vorbereiten. Und du beobachtest seine Vorbereitung und er macht es jeden Tag wie ein Veteran da draußen. Wenn du ihn unter Druck setzt um zu sehen, wie er reagiert, merkt man erst, wie schnell Caleb daran gewachsen ist.“ Ferguson selbst ist allerdings der Ansicht, dass es vor allem Roberts sei, der viel von der Anerkennung für seinen Erfolg verdiene.

Ferguson gilt als ein Fastball/Curveball Pitcher. Und trotz einer kleineren Toolbox, mit der gearbeitet werden kann, habe ihn Roberts erst in die richtige Position gebracht hat, um erfolgreich zu sein, indem er ihn gegen Gegner einsetze, die vor allem mit dieser Fastball- /Curveball-Kombination zu kämpfen haben.

Der Linkshänder fügt hinzu, dass das Hineinkommen in ein Spiel, welches sich darauf konzentriere, drei, sechs oder höchstens neun Outs zu machen anstatt zu starten es ihm erlaubt habe, besser zu hyperfokussieren. Mit weniger Hittern gebe es weniger Informationen zum Speichern, so Ferguson.

Seine Zukunft soll aber die Rolle eines Starting Pichers werden. Für diese Saison weiß er jedoch inzwischen selbst, wo er am wertvollsten ist. „Was immer ich tun kann, um dem Team zu mehr Siegen zu verhelfen und mich selbst hier auf diesem Niveau zu halten, bin ich bereit zu machen“, sagte er. „Sei es eine Rolle im Bullpen oder aber als Starter, Hauptsache es bringt das Team weiter.“