Mitten hinein in das S04-Phrasenschwein: auch „schmutzige“ Siege bringen drei Punkte

Nun meckern sie wieder: nach den zugegeben nicht gerade berauschenden 1:0-Erfolgen der Schalker in Mainz und Wolfsburg kritisieren die Medien landauf, landab den „hässlichen“ Fußball der Gelsenkirchener.

Volkswagen-Arena Gästeblock
Innenraum der Volkswagen-Arena in Wolfsburg

Doch nicht nur die Gazetten im Lande, auch viele S04-Fans beschäftigt die Spielweise ihrer Mannschaft. So schreibt Blogger Joe auf Torhagelblau.de vom „Winning ugly“ und vergleicht den Stil der Blauen mit dem Auftreten des ehemaligen Tennisprofis Brad Gilbert.

Auf Web04.de nähert man sich diesem Thema einmal eher satirisch, indem den Schalker Fans „ein schlechtes Gewissen“ vorgehalten wird, wenn man sich über den zweiten Tabellenplatz des S04 trotz schlechten Fußballs freue. Eine durchaus gelungene Glosse über die bisweilen bizarren Auswüchse in den Medien und durch die selbsternannten „Freunde der gepflegten Treterei gegen das runde Leder“.

In einem zweiten Anlauf wird mit viel Zahlenwerk der Vorwurf widerlegt, die Knappen seien der mieseste Tabellenzweite in der Geschichte der Bundesliga. Gott sei Dank können nun alle Schalke-Anhänger wieder ruhig schlafen, denn es war alles schon einmal viel schlimmer in der Historie des deutschen Fußballs.

In gewohnter Detailverliebtheit nimmt dagegen Blogger Karsten auf Halbfeldflanke.de die Taktiken beider Teams auseinander und belegt dabei eindrucksvoll, wie durch mann-orientiertes Deckungsverhalten jegliche Kreativität im Keim erstickt wurde und somit von Anfang an die zarten Triebe „guten Fußballs“ gnadenlos zertreten wurden.

Auf Königsblog.de sind sich die Kommentatoren mal wieder uneins, ob man sich nun über die Erfolge freuen oder dem Verein aufgrund der Spielweise die Gefolgschaft kündigen soll. Von „Darf man ein schlechtes Spiel gewinnen? Man muss“ bis „Unser Fußball zermürbt alle Gegner. Mich leider auch“ reicht die Kluft verschiedenster Meinungs-äußerungen. Spannend.

Ich persönlich würde dieses Thema allerdings nicht ganz so hoch hängen. Sicherlich haben die Blauen in den letzten beiden Begegnungen alles andere als mitreißenden Sport geboten. Doch das Glück ist normalerweise mit den Tüchtigen (wieder so eine typische Fußball-Phrase) und dass sich die Schalker diese Siege mit viel Arbeit und Einsatz erarbeitet haben, steht für mich eigentlich außer Frage.

Es mag fraglos ein Problem der Bundesliga insgesamt darstellen, dass außer den Bayern offensichtlich niemand mehr mittels Ballbesitz Spiele für sich entscheiden will und selbst sogenannte Spitzenteams zumeist lieber gegen das Leder arbeiten lassen. Doch hier sehe ich eher andere Vereine wie Dortmund, Leverkusen oder auch Leipzig in der Pflicht, die ihrerseits Umbrüche oder Neuausrichtungen längst hinter sich haben, während der S04 mit Domenico Tedesco da noch mitten drin steckt.

Ich halte es da eher mit unserem Brasilianer Naldo, der in seiner langjährigen Bundesliga-Karriere Höhen und Tiefen mitmachen durfte und nun nüchtern feststellte: „Schön ist, wenn man drei Punkte holt“ lautete sein Credo zu diesem Thema. Mögen also alle während der nun folgenden Länderspielpause lang und breit über das angeblich „unattraktive“ Schalker Spiel diskutieren, solange wir auf Champions-League-Kurs bleiben und die Erfolgsserie anhält, ist mir das letztlich „Latte“.

Glück auf!!