Heiner Flassbeck: Staatsschulden und Finanzierungs-salden

„Die beste und die logisch zwingende Art, den Staat und seinen Schuldenstand mit dem Rest der Volkswirtschaft zu verbinden, sind die Finanzierungssalden.

Welche Linke wollen wir? (31123164757)
Der Ökonom Heiner Flassbeck in Berlin 2018

Sie zeigen quasi auf einen Blick, wie in der gesamten Volkswirtschaft und in der gesamten Welt Ein-nahme und Ausgabendefizite einzelner Sektoren miteinander zusammenhängen.

Wer in dieser Welt einen Überschuss seiner Einnahmen gegenüber seinen Ausgaben erzielen will, wer also sparen will (also unter seinen Verhältnissen leben will), braucht irgendwo auf der Welt ein Gegen-über, das genau das Gegenteil tut, also mehr ausgibt als es einnimmt (also über seinen Verhältnissen lebt).

Findet er dieses Gegenüber nicht, muss er seine Sparpläne kürzen oder das gesamtwirtschaftliche Einkommen (und sein Einkommen) sinkt so lange, dass er gezwungen ist, seine Sparpläne zu redu-zieren.

Die Welt insgesamt kann immer nur so viel ausgeben wie sie einnimmt und, das ist die Seite, die viele nicht verstehen, sie kann auch nur so viel einnehmen, wie sie ausgibt. Die Welt kann weder unter noch über ihren Verhältnissen leben.

Nur einzelne Länder können Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben aufweisen (Leistungs-bilanzüberschüsse), denen zwingend Leistungsbilanzdefizite in anderen Ländern gegenüberstehen.

Der Staat muss dafür sorgen, dass die Sparpläne auf der einen Seite und die Bereitschaft, sich zu verschulden auf der anderen Seite, zu einer insgesamt zufriedenstellenden wirtschaftlichen Ent-wicklung führen.

Das bedeutet, dass der Staat niemals auf eine rationale Art und Weise seine Schuldensituation ein-schätzen und bewerten kann, wenn er nicht weiß oder nicht beachtet, was bei den übrigen Sektoren passiert.“

Heiner Flassbeck – Japan: Ein Staat ohne Wirtschaft und ohne Ausland?