Na also, ein klarer Sieg gegen Hoffenheim, der mit etwas mehr Konsequenz auch noch höher hätte ausfallen können.
Geht doch, ist man da schnell geneigt zu sagen. Die Mannschaft und Coach Jens Keller haben die erwartete und geforderte Trotzreaktion nach den Klatschen gegen Madrid und in München erfolgreich abgeliefert.
Also alles wieder gut auf Schalke? Nicht ganz, denn noch immer bleibt eine zentrale Frage ungeklärt:
Warum nicht immer oder zumindest öfter so?
Warum muss eine Mannschaft, die doch eigentlich neben sehr viel individueller Fähigkeiten durchaus in der Lage erscheint, sich taktisch auf den Gegner einstellen zu können, so schwankende Leistungen bringen?
Zur Beantwortung dieser Fragen scheint es erforderlich, ein paar Tage zurückzublicken:
Mitte der letzten Woche zeigte sich S04-Trainer Jens Keller unzufrieden mit der allgemeinen Stimmung rund um den Schalker Markt.
Er kritisierte unter anderem auch die vielen negativen Statements nach den beiden Spielen gegen Real Madrid und Bayern München. Man würde dabei doch vergessen, wie gut die Mannschaft seit dem Start in die Rückrunde gespielt habe.
Manche seiner Aussagen sind ja durchaus richtig, wie z. B. in Sachen Integration junger Spieler ebenso wie über die Schwächen der Konkurrenz sowie die eigene Verletzungsmisere.
Er schweigt aber völlig über das hauptsächliche Problem, nämlich die schwankenden Leistungen und die mangelnde Einstellung seiner Profis gerade gegen die Bayern.
Er liefert keine Erklärung dafür, warum seine Mannschaft, die ja zurecht hätte stolz und selbstbewußt in die Begegnungen gegen die sogenannten Großen hätte gehen können, dann doch teilweise so desolat wirkte.
Auch nach dem Erfolg gegen Hoffenheim scheint er nicht in der Lage, den Umschwung seiner Elf wirklich analysieren zu können.
Und damit wären wir bei der zentralen Kritik an ihm selbst. Zumindest mir erscheint es immer noch so, als wären die Ereignisse auf dem Platz nicht die Folge einer bewußten Strategie, sondern allzu häufig das Resultat individueller Klasse bzw. dem Willen der Spieler geschuldet, die ausgegebene Taktik auch zu befolgen.
Wobei die manchmal unerklärlichen Leistungschwankungen auch damit zu tun haben könnten, dass die Mannschaft ihre Spielweise zu häufig nach den Qualitäten der Gegner aurichtet.
Lassen diese es zu, sind Prince Boateng & Co. durchaus in der Lage, wie ein Anwärter auf die Champions-League-Teilnahme zu spielen.
Passiert das nicht, wie es neben München und Marid auch der FSV Mainz 05 recht erfolgreich praktizierte, wirken die gleichen Akteure erstaunlich hilflos.
Zudem gibt es dann auch keine Reaktion von der Bank, eine einmal eingeschlagene Taktik wird weiter fortgeführt, egal wie falsch sie auch erscheinen mag.
Gut, man mag das Ganze nun für ein ziemliches Luxusproblem halten, schließlich reicht das Leistungsvermögen ja momentan immerhin noch soweit, die vermeintlichen Konkurrenten aus Gladbach, Wolfsburg, Augsburg und Mainz ziemlich deutlich auf Distanz zu halten und womöglich am nächsten Spieltag den Tabellendritten Bayer Leverkusen zu überholen.
Doch das sollte nicht den Blick dafür verstellen, dass Jens Keller es bisher nicht geschafft hat, die Schalker Mannschaft im Vergleich zu den ganz Großen zu stabilisieren und damit wirklich konkurrenzfähig zu machen.
Die Begegnung morgen beim FC Augsburg, der im Verlaufe der bisherigen Spielzeit eine erstaunliche Entwicklung vollzogen hat, wird da womöglich einen Fingerzeig geben können, in welche Richtung es weitergehen wird.
Dann folgen die beiden Dienstagsspiele in Madrid, wo eine erneute Klatsche eigentlich unbedingt vermieden werden sollte sowie beim BVB.
Gegen die Klopp-Truppe wird sich herausstellen, ob es tatsächlich nur der FC Bayern ist, der den Schalkern national die Grenzen aufzeigt.
Keine leichten Wochen also, sondern eher eine Art Härtetest für Jens Keller und seine Mannschaft, aber auch genügend Gelegenheiten, den schlechten Eindruck aus Champions-League-Achtelfinale und Bayern-Besuch vergessen zu machen.