Zwei Schalker in Paris: Sandro Wagner und Moritz Hartmann für Jogi Löw!!

Überrascht, was diese seltsame Forderung nun wieder soll? Nun, nachdem die DFB-Elf ohne den verletzten Mario Gomez das Toreschießen im Halbfinale gegen Frankreich eingestellt hatte, müssen neue, ungewöhnliche Lösungen her.

FIFA WC-qualification 2014 - Austria vs. Germany 2012-09-11 - Thomas Müller 01 edit
Blieb bei der EM ohne eigenen Treffer: Thomas Müller

Nur ein Blick in die Bundesliga-Torschützenliste der vergangenen Saison offenbart nun einmal am besten die momentan treffsichersten deutschen Stürmer. Und das sind dann eben Sandro Wagner (damals noch Darmstadt 98) mit 14 Einschüssen sowie Moritz Hartmann vom FC Ingolstadt, der 12-mal ins gegnerische Netz traf.

Davor Spieler wie Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang, Chicharito, Anthony Modeste, Salomon Kalou und Oldie Claudio Pizarro. Klangvolle Namen, aber alle nicht für die Nationalmannschaft spielberechtigt. Ach ja, und natürlich gibt es da noch einen Thomas Müller…

Was kann die derzeitige Sturmmisere der deutschen Mannschaft also besser visualisieren als dieser Vergleich? Und wenn man ehrlich ist, zog sich diese Torflaute mehr oder weniger durch das ganze Turnier. Spätestens mit dem Beginn der K.O.-Runde wurde dieser Mangel besonders offenbar.

Gegen die Slowakei konnten drei Tore dieses Problem noch ein wenig verschleiern, doch eigentlich hätten es mindestens doppelt so viele sein müssen. Für einen Sieg über Italien wäre ein Elfmeterschießen nicht unbedingt notwendig gewesen, genügend Chancen für einen Sieg in der regulären Spielzeit gab es zuhauf.

Und auch die Franzosen boten Deutschland mehr als genug Möglichkeiten, eigene Tore zu erzielen. Bekanntlich wurde leider nichts draus. Und wer seine Chancen nicht nutzt, so eine alte, aber vielzitierte Fußballer-Weisheit, na ja, den Rest kann man sich ja denken.

Passend dazu verlor auch der gallische Hahn seine Treffsicherheit zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt, nämlich im Finale gegen Portugal. Und da Frankreich entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten ausgerechnet am Sonntag den Deutschen nacheifern musste, wurde eben solange gespielt, bis sich die Portugiesen entschlossen, endlich ein Tor zu schießen.

Natürlich in der Verlängerung, denn bekanntlich hatte die Mannschaft um Superstar Christiano Ronaldo ja in der normalen Spielzeit bei diesem Turnier erhebliche Probleme, überhaupt ihre Begegnungen zu gewinnen. Aber was soll’s, zum Europameister reicht es ja trotzdem.

Portugal-Island 1:1, Portugal-Österreich 0:0 und Ungarn-Portugal 3:3, hat eigentlich jemals in der Geschichte großer Turniere eine Nation nach drei Unentschieden in der Vorrunde den Pokal noch geholt? Nein? Na, welche Überraschung! Aber gut, jeder Wettbewerb bekommt eben den Sieger, den er verdient hat.

Und ein EM-Turnier mit aufgeblähter, langweiliger Vorrunde, nach der von 24 Teams nur 8(!!) nach Hause geschickt wurden, bringt eben durch expansive zusätzliche Ausscheidungsrunden die Möglichkeit mit sich, dass sich die Top-Mannschaften gegenseitig eliminieren und eine absolute Durchschnittstruppe am Ende triumphiert. Nein, das war eher kein guter Tag für den Fußball, wie es etwa Zeit-Online etwas sehr bemüht postuliert.

Aber egal, die mangelnde Substanz dieser Europameisterschaft macht es leichter, sie nur zwei Tage nach dem Finale bereits wieder aus den Gedanken zu streichen, getreu nach dem Motto „Die EM ist vorbei, jetzt wird es endlich wieder Zeit für Fußball“.

Und wer nun „die zwei Schalker in Paris“ in dieser Kolumne vermisst hat, nun gut, es hat sich gegenüber den vorherigen Ausgaben halt nicht wirklich viel geändert. Leroy Sanè durfte in den letzten 10 Minuten gegen Frankreich dann doch noch spielen, geholfen hat es nicht. Benni Höwedes lieferte bei einem Konter die Grätsche des Turniers ab, leitete aber mit seinem Querpass auf Joshua Kimmich im eigenen Strafraum die Fehlerkette zum 2:0 der Franzosen ein. Ansonsten wie immer ein Muster an Zuverlässigkeit.

Und ja, in Paris angekommen sind sie leider wirklich nie.